Vom Paradies in die Steinzeit

Der Investor packt die Peitsche aus, die Bauaufsicht ermittelt und die Volksseele kocht: In Butzweiler geht es drunter und drüber, nachdem Nato-Straße und ehemalige US-Raketenstation in Privathand übergegangen sind.

Butzweiler/Kordel. Selten dürfte ein Thema die Bürger von Butz weiler emotional dermaßen stark bewegt haben wie die Zukunft der früheren Raketenstation der Amerikaner. Die Präsenz der US-Soldaten und Marschflugkörper vor ihrer Haustür müssen paradiesisch gewesen sein gegenüber dem, was sich jetzt dort abspielt. Dieser Eindruck drängte sich in der Ortsbeiratssitzung am Mittwochabend auf, an der etwa 60 Bürger teilnahmen. Viele meldeten sich zu Wort, nachdem Ortsvorsteher Nikolaus Lieser eigens die Sitzung beim Tagesordnungspunkt "Sachstandsbericht Nato-Straße" unterbrochen hatte.

Vorher legten Rat und Verwaltung dar, was sie wussten: Der Käufer von Straße und Liegenschaft, die Firma S.E.E. aus Remich (siehe Extra) plane eine Mischnutzung: Gewerbe, Biogasanlage, Blockheizkraftwerk und Solartechnik. Auf Neweler Bann liegt die Nato-Straße, die der Käufer mit Felsbrocken sperren ließ (siehe unteren Bericht), auf Kordeler Gemarkung liegt die Ex-Raketenstation, die schon in Teilen an einheimische Betriebe vermietet oder verkauft worden sein soll, weshalb gestern auch die Bauaufsicht der Kreisverwaltung auf dem Gelände tätig wurde. Alfred Dewald von der VG-Verwaltung Trier-Land machte deutlich: "Wenn dort eine gewerbliche Nutzung vorliegt, ist das illegal, es gibt keine Genehmigung." Dewald trat auch Spekulationen entgegen, bei Verhandlungen mit dem Investor sei "gemauschelt" worden.

Anfang Januar habe es ein Treffen des Investors mit den Ortsbürgermeistern, Beigeordneten und Fraktionsvorsitzenden aus Newel-Butzweiler und Kordel gegeben, als "Vorbereitung einer konstruktiven Beratung in den Gemeinderäten". Der Investor habe sein Entwicklungskonzept erläutert. Bereits damals, sagte SPD-Ortsbeirat Ralf Jänchen, habe der Investor angedroht, die Straße zu sperren.

Man habe sich auch über eine mögliche Beteiligung der Gemeinde an Unterhaltungs- und Pflegekosten für die Straße verständigt, aber danach nichts mehr von dem Investor gehört, bis die Steine auftauchten.

Allgemeinwohl gehe doch vor Eigenwohl, meinte ein aufgebrachter Zuhörer. "Wie kann es sein, dass eine Firma drei Gemeinden und dazu noch Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Jagdwirtschaft lahm legt?"

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