Vom Schandfleck zum Verkaufsschlager

Trier · Die gingen weg wie warme Semmeln: Nur fünf Tage habe es gedauert, da seien alle 30 Wohnungen, die im ehemaligen NH-Hotel am Verteilerkreis Trier-Nord entstehen, verkauft gewesen, sagt Bauherr Harry Gergen. Und für das Restaurant hat er einen Gourmetkoch begeistern können.

Einen schönen Anblick bot das in den 1970-er Jahren errichtete Hotelgebäude am nördlichen Stadteingang schon lange nicht mehr. Zuletzt führte die NH-Kette das Hotel - musste den Betrieb allerdings im Juli wegen Mängeln beim Brandschutz aufgeben. Viele sahen damals das Hochhaus dem Verfall preisgegeben und fürchteten einen möglicherweise jahrzehntelang währenden Schandfleck.

Stattdessen ziehen schon im nächsten Frühjahr neue Bewohner in den IAT-Tower ein. Den Namen hat das Gebäude von seinem neuen Besitzer. Der Trierer Immobilienmakler und Bauträger Harry Gergen hatte mit seiner Firma IAT24.de die Immobilie gekauft. Sein Plan: Die unteren sechs Etagen werden zu einem neuen Vier-Sterne-Hotel - dem IAT Plaza - mit 110 Zimmern, Foyer und Restaurant (siehe Extra) umgebaut. Aus den Etagen sechs bis neun wird ein sogenanntes Boarding-House mit 24 komplett eingerichteten Wohnungen.

Boarding-Häuser haben möblierte Wohnungen, die zum Beispiel Geschäftsleute, die in Trier zu tun haben, für mehrere Wochen oder Monate anmieten können und die vom Hotel bewirtschaftet werden.
In den Etagen neun bis 13 entstehen 30 Eigentumswohnungen zwischen 33 und 100 Quadratmetern (der TV berichtete).

Gergens Konzept scheint aufzugehen: "Anfang November habe ich eine einzige Anzeige geschaltet, um die Eigentumswohnungen zu vermarkten - fünf Tage später waren alle 30 Stück verkauft", erzählt der gebürtige Saarländer, der einen zweistelligen Millionenbetrag in Umbau und Sanierung des Gebäudes investiert. "Viele hatten anfangs nicht an diesen Standort geglaubt, aber mir war klar, dass das funktionieren wird. So schnell habe ich jedenfalls bislang noch kein Objekt vermarkten können", sagt Gergen.
Der Preis für die Wohnungen hat - je nach Etage - zwischen 2350 und 2700 Euro pro Quadratmeter gelegen. "60 bis 70 Prozent der Käufer wollen die Wohnungen für sich selbst nutzen. Die kleineren Ein- und Zwei-Zimmerwohnungen haben teilweise Eltern für ihre in Trier studierenden Kinder gekauft, oder sie sind als Anlageobjekte weggegangen", berichtet Gergen.

Das besondere Angebot des IAT-Towers: Nicht nur die Mieter im Boarding-House, sondern auch die Bewohner der Eigentumswohnungen können je nach Bedarf Leistungen des Hotels in Anspruch nehmen, etwa Frühstück, Abendessen oder einen Reinigungs- und Wäscheservice.

"Wir haben mehrere ältere Käufer, die ihr Eigenheim im Umland verkauft haben, um in die Stadt zu ziehen." Nicht nur die Nähe zu City und Einkaufsmöglichkeiten, sondern auch der gerade für Senioren interessante Service des Hotels könnten dafür eine Rolle gespielt haben.

Auch die Appartements des Boarding-House sind gefragt: "Eine Gesellschaft aus Trier hat sich schon eine komplette Etage mit acht Wohnungen reserviert", berichtet Gergen. Für die anderen Appartements sei die Nachfrage groß.
Eröffnen sollen Hotel und Restaurant im August 2014. Das Boarding-House folgt im Herbst. Die Eigentumswohnungen sollen bereits Ende April 2014 bezugsfertig sein. Der Wandel von der Mangel-Immobilie zum modernen Komplex aus Hotel, Restaurant und Wohnungen hätte dann keine zwei Jahre gedauert.Extra

Als Pächter für das Restaurant im Erdgeschoss hat Investor Gergen eine Branchengröße gewinnen können: Sascha Hamp (31), zurzeit noch Küchenchef im renommierten Weinromantikhotel Richtershof in Mülheim an der Mosel, zählt für die Branchenzeitung Der Feinschmecker zu den "Aufsteigern des Jahres". Zusammen mit seiner Lebensgefährtin Jessica Born (23), derzeit Restaurantleiterin im mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten "Le Temple" in Neuhütten, will er im IAT-Tower auf insgesamt 500 Quadratmetern ein Restaurant, ein Gourmet-Restaurant und eine Bar eröffnen. woc

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