Vom "Sechser im Lotto" bis "geht gar nicht": Lob und Tadel für die Grüneberg-Tangente nach Trier-Nord

Trier · CDU und Grüne loben die Idee von Baudezernent Andreas Ludwig, das Aveler Tal durch eine neue Trasse Richtung Trier-Nord und Autobahn zu entlasten (der TV berichtete). "Gar nichts" hält dagegen Rainer Lehnart, verkehrspolitischer Sprecher der SPD, von der Umplanung, die das bestehende Mobilitätskonzept über den Haufen werfen würde.

Trier. 21 400 Autos rollen täglich das Aveler Tal rauf und runter. Für eine Entlastung der stauträchtigen Strecke könnte die Grüneberg-Tangente sorgen. Obwohl vor mehr als zehn Jahren schon einmal von der Stadt geplant, war das Vorhaben in der Schublade verschwunden. Zu den Projekten, die die Stadt in ihrem aktuellen Mobilitätskonzept 2030 plant, gehörte die Trasse zumindest bislang nicht.

Geht es nach Baudezernent Andreas Ludwig (CDU), soll die Planung der Strecke über den Grüneberg, eine neue Brücke über die Bahngleise und die Metternichstraße inklusive einer neuen Autobahnauffahrt vor Ruwer allerdings nun doch wieder angegangen werden - und zwar schnellstmöglich (der TV berichtete in der Wochenendausgabe 19./20. Dezember).

Nach Berechnungen des von der Stadt mit der Detail-Verkehrsplanung in Trier-Nord beauftragten Fachbüros R+T würde die Grüneberg-Tangente die Franz-Georg-Straße täglich um 10 000 Autos entlasten. In der Domänenstraße wären es rund ein Drittel - beziehungsweise 2400 - Autos und LKW weniger am Tag als bisher. Und für die Avelsbacher Straße - der untere und besonders oft verstopfte Abschnitt der Verbindung zwischen den Höhenstadtteilen und der Talstadt - würde die Tangente täglich rund 8000 Fahrzeuge (40 Prozent) weniger bedeuten. Ludwigs Vorschlag, den Bau der Grüneberg-Tangente nicht nur in das städtische Verkehrskonzept aufzunehmen, sondern auch vor den bislang favorisierten Projekten Moselbahndurchbruch und Wasserwegdurchbruch zu realisieren, stößt bei den großen Parteien im Stadtrat - der der Umplanung zustimmen muss - auf unterschiedliche Reaktionen.

Bernd Michels, CDU-Ortsvorsteher von Kürenz: "Der Ortsbeirat Kürenz hatte zuletzt 2013 eine Trasse wie die Grüneberg-Tangente massiv gefordert. Sie wäre für Kürenz wie ein Sechser im Lotto plus Zusatzzahl! Die Tangente würde nicht nur Alt-Kürenz von dem in den vergangenen Jahren durch die Ausweitung der Höhenstadtteile immer stärker gewordenen Verkehr entlasten. Sie ist auch Voraussetzung dafür, dass die geplanten Trassen Moselbahndurchbruch und Wasserwegdurchbruch überhaupt funktionieren. Denn ohne vorherige Entlastung des Aveler Tals würden diese beiden Trassen dazu führen, dass die Kreuzung Avelsbacher Straße/Wasserweg/Metternichstraße täglich mit 30 000 bis 40 000 Autos völlig überlastet wäre. Die Grüneberg-Tangente würde zudem die neuen Projekte entlang der Bahntrasse - die Entwicklung des Walzwerks, den Umzug der ART in die Metternichstraße und den künftigen Energie- und Technikpark der Stadtwerke auf dem Ex-Gelände der Papierfabrik Ehm am Grüneberg - mit erschließen. Die Stadt hat also starke Partner mit großem Interesse an dieser Trasse im Boot."

Rainer Lehnart, verkehrspolitischer Sprecher der SPD und Ortsvorsteher von Feyen/Weismark: "Ich halte gar nichts von dieser Umplanung! Moselbahndurchbruch, Wasserwegdurchbruch und auch der Lückenschluss zwischen Straßburger Allee und Konrad-Adenauer-Brücke müssen weiter Priorität haben - so, wie im vom Stadtrat beschlossenen Mobilitätskonzept vorgesehen. Bevor wir weitere Trassen angehen, müssen diese Hausaufgaben erledigt werden. Am weitesten fortgeschritten ist dabei die Planung für den Lückenschluss Straßburger Allee/Konrad-Adenauer-Brücke über Arnulfstraße und Aulbrücke - die Umsetzung dieses Ausbaus darf auf keinen Fall weiter aufgeschoben werden. Durch das Baugebiet Castelnau wird der Verkehr hier immer mehr, eine Entlastung ist dringend notwendig. Nicht nur im Interesse der Autofahrer, sondern auch von Radfahrern und Fußgängern. Wer zum Beispiel von der Weismark zu Fuß nach Trier-Süd will und auf einen Rollator angewiesen ist oder einen Kinderwagen dabei hat, der muss die vielbefahrene Straße überqueren, weil es einen breiten Bürgersteig nur auf der anderen Straßenseite gibt.

Ole Seidel, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen: "Wir Grünen begrüßen sehr, dass Dezernent Ludwig die neuen Erkenntnisse über die Gesamtverkehrssituation in Trier-Nord nicht nur aufgegriffen hat, sondern auch bereit ist, die bestehende Planung noch einmal aufzuschnüren. Die Grüneberg-Tangente würde das untere Aveler Tal sowie Trier-Nord um 11000 Autos pro Tag und damit von Abgasen und Lärm entlastet. Außerdem tut sich damit die Möglichkeit auf, die seit langem geforderten Bahnhaltepunkte Nord mit Landesmitteln zu realisieren. Luxemburg-Pendler könnten dann ihre Autos auf einem zu errichtenden Park-and-Ride-Parkplatz an der Brücke stehen lassen und mit der Bahn bis direkt bis zum Kirchberg fahren. Zu guter Letzt würde sich die Verbindung zwischen Ruwertal beziehungsweise Autobahn und den Höhenstadtteilen um rund 700 Meter pro Fahrt verkürzen, was bei 11000 Autos täglich zu einer erheblichen Umweltentlastung von jährlich drei Millionen weniger Auto-Kilometern und 500 Tonnen weniger CO2-Ausstoß pro Jahr führt. Die Grüneberg-Tangente ist daher nicht nur eine entscheidende Verbesserung für Wohngebiete in Trier Nord sondern würde die Verkehrsträger Auto und Bahn hervorragend vernetzen."