Vom Traum zum Alptraum?

Schweich · Junge Leute aus Schweich und Umgebung schmieden bereits eifrig Pläne für ein Jugendzentrum, doch von konkreter Umsetzung ist noch nichts zu sehen. Stadtbürgermeister Lars Rieger möchte vorab die Verbandsgemeinde Schweich und den Kreis für das Projekt gewinnen.

 Schon vor vier Jahren haben Jugendliche in Schweich für neue Räume demonstriert. Seitdem hat sich wenig getan. TV-Foto: Archiv/Albert Follmann

Schon vor vier Jahren haben Jugendliche in Schweich für neue Räume demonstriert. Seitdem hat sich wenig getan. TV-Foto: Archiv/Albert Follmann

Foto: friedemann vetter (ve._), Friedemann Vetter ("TV-Upload vetter"

Schweich. Die Stadt Schweich habe für sie wenig zu bieten, sagen Jugendliche. Es mangele an Freizeiteinrichtungen, Treffpunkten und Events. Dass Schweich im Bereich der offenen Jugendarbeit Nachholbedarf hat, haben inzwischen auch die Stadtverantwortlichen erkannt. Sie haben 30 000 Euro für die Planung eines Jugendkultur- und Informationszentrums (Jukiz) bereitgestellt (der TV berichtete). Etwa 50 Jugendliche haben sich daraufhin mit Unterstützung von Stadtjugendpflegerin Isabell Ziehm und Verbandsgemeinde-Jugendpfleger Dirk Marmann Gedanken gemacht, wie ihr künftiges Zentrum aussehen könnte und was es bieten sollte. Im Internet können sie sich ihr "Traum-Jukiz" zusammenstellen.
Während die Jugendlichen fleißig planen, hat sich von städtischer Seite wenig getan, seit der Rat im Februar den Grundsatzbeschluss für ein Jugendzentrum gefasst hat. "Die Jugendlichen haben sich sehr engagiert und wollen ernst genommen werden. Dieses Vertrauen darf nicht dadurch enttäuscht werden, dass der Bau des Jugendzentrums auf die lange Bank geschoben wird", sagt VG-Jugendpfleger Dirk Marmann. "Die Auffassung der Mehrheit des Stadtrats war und ist, dass ein Jukiz finanziell nicht ausschließlich von der Stadt Schweich gestemmt werden kann", sagt Stadtbürgermeister Lars Rieger (CDU) auf TV-Anfrage. Auch die VG oder der Kreis, im Idealfall beide, gehörten mit ins Boot. Denn viele Nutzer, wie Rieger sagt, stammten nicht aus der Stadt. Um "auch den Entscheidungsträgern in der VG vorzustellen, wie ein mögliches Jukiz aussehen könnte, und wie die einzelnen Ortsgemeinden in der VG von einem zentralen Anlaufpunkt profitieren würden", hat Rieger nach eigenen Angaben Bürgermeisterin Christiane Horsch und den Ältestenrat der VG für den 4. Dezember zu einer Informationstour in das Jugendzentrum Don Bosco nach Trier und in das Haus der Jugend in Konz eingeladen.
Der Stadtbürgermeister sagt: "Nächster Schritt wäre nun, gemeinsam mit einem Planer und mit fachlicher Begleitung durch die VG die Ideen der Jugendlichen und die Vorstellungen der Gremien hinsichtlich der Raumplanung auf einen Nenner zu bringen." Dann könnten auch konkretere Zahlen auf den Tisch kommen, was das Jukiz koste, sagt Rieger. Aktuell prüfe die Verwaltung die Möglichkeit, ob das Projekt für ein neues Förderprogramm des Bundes für kommunale Einrichtungen für Jugend und Kultur infrage käme. Rieger betont, dass die Jugendarbeit hohen Stellenwert hatte und hat.
Alina (17) aus Kenn hat am Projekt Jukiz teilgenommen und hofft, "dass die Wünsche der Jugendlichen ernst genommen werden. Wir helfen, wo wir nur können." Auch Phillip (15) aus Schweich erwartet von den Politikern, dass sie die Vorschläge der Jugendlichen ernst nehmen und "sie sich für uns einsetzen." Er bedauert, "dass dieses Projekt so lange dauert". Im November wird er an einer weiteren Planungswerkstatt teilnehmen. Nadja (17) aus Issel wünscht sich mehr Unterstützung der Politiker.Meinung

Zähe Geburt
Dass die Jugendlichen ungeduldig werden, ist verständlich. Neun Monate nach dem Grundsatzbeschluss für ein Jugendzentrum hat sich in ihren Augen noch nichts bewegt. Für die Kids ist das frustrierend. Schließlich haben sie ihre Hausaufgaben gemacht, indem sie sich intensiv mit inhaltlicher und räumlicher Konzeption für ein Haus der Jugend auseinandergesetzt haben. So schnell kommt die Verwaltung nicht in die Pötte. Es geht - wie könnte es anders sein - ums Geld. Die Stadt Schweich will die VG Schweich und den Kreis mit ins Boot nehmen. In der Tat wäre eine gemeinsame Beteiligung sinnvoll und gerecht. Denn die künftigen Nutzer kommen ja nicht nur aus Schweich, sondern auch aus dem Umland. Ein Großteil der Jugendlichen wird zudem nach der Schule oder sogar als Bestandteil des Schulunterrichts das Jugendzentrum aufsuchen. Also ist hier auch der Kreis als Schulträger gefordert. Zu schauen, was in Jugendzentren in Trier und Konz abgeht, ist ein guter Ansatz. Allerdings sollten die Politiker danach die Planung zügig vorantreiben - unter Einbeziehung der Jugendlichen. a.follmann@volksfreund.de

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