Von Aaberhaor bis Zwudder
Was lange währt, wird endlich "sauwer" (sehr gut): Nach mehrjähriger Arbeit ist das Trierer Wörterbuch erschienen. Josef Marx und Horst Schmitt haben den 570-Seiten-Wälzer gestern im Hotel Christophel vorgestellt.
Trier. Wenn sich zwei kernechte Trierer zufällig in der Sim treffen, dann könnte der Dialog wie folgt ablaufen: "Ao hei!" "Unn?" "Jao!" "Unn sälwerst?" "Jao!"
Für alle die, die da nur Bahnhof verstehen, hier die Übersetzung: "Ao hei!" ist der Ausdruck angenehmer Überraschung bei einer Begegnung, "Unn?" die sowohl kürzeste trierische Begrüßungsformel als auch die Frage nach dem Befinden. "Jao!" bedeutet in diesem Kontext "Ja, danke gut!", und "sälwerst" erschließt sich von selbst. Alles nachzulesen im frisch erschienenen Trierer Wörterbuch. "Viel Zeit und Nerven" haben die Autoren Josef Marx (69) und Horst Schmitt (72) in ihr Gemeinschaftsprojekt investiert. Ergebnis der langjährigen Mühen ist die erste umfassende Dokumentation der Trierer Mundart seit der Veröffentlichung von Professor Peter Christas Standardwerk "Trierer Mundart" von 1927. Marx/Schmitt bauen darauf auf und tragen der Weiterentwicklung und den Änderungen des Trierischen Rechnung; veraltete Wörter, die niemand mehr spricht, blieben außen vor.
Ihr Wörterbuch geht die auf dem Moselfränkischen basierende, aber dennoch eigen- und einzigartige Mundart Triers von verschiedenen Seiten an, um sie in ihrer Gesamtheit und speziellen Ausgestaltung und Färbung ausführlich zu erfassen. Ein 40-seitiger Grammatikteil führt in die Sprachstruktur ein, und mangels verbindlicher Rechtschreibung haben die Autoren selbst Regeln erarbeitet und dargestellt - nicht zuletzt in der Hoffnung, "dass unsere Bemühungen um eine Standardisierung dazu beitragen könnten, die uralten Diskussionen über die ,richtige' Schreibweise endlich zu beenden".
Kern des Buchs ist der 10 000 Stichwörter umfassende Wörterteil - von Aaberhaor (Augenbraue) bis Zwudder (Querkopf); angefügt ist ein Register Hochdeutsch-Trierisch. Eine beigelegte Sprach-CD mit 17 mundartlichen Gedichten und Prosatexten macht den typischen Klang des Trierischen hörbar.
Der 570-Seiten-Wälzer, erschienen im Trier-Verlag Franz-Josef Weyand (Butzweiler), kostet 19,90 Euro und ist damit nach Auffassung von Peter Honnen (Landschaftsverband Rheinland; Bonn), der das Projekt wissenschaftlich betreut hat, "fast geschenkt". Denn die Arbeit, die Marx und Schmitt ehrenamtlich und mit Herzblut geleistet hätten, sei "unbezahlbar". Zudem haben sich viele Sponsoren an der Finanzierung beteiligt.
Das Trierer Wörterbuch ist in einer Erstauflage von 2000 Exemplaren erschienen und im Buchhandel erhältlich. Eine öffentliche Präsentation findet am Mittwoch, 4. Mai, 19 Uhr, im Frankenturm statt. Moderation: Dieter Lintz vom Trierischen Volksfreund.