Von Bücherfressern und anderen Fabelwesen

Trier · Geschichten kann man nicht nur vorlesen oder ihnen selbst lauschen. Sie können gezeichnet, als Theaterstück gespielt oder mit Bildern illustriert werden. An zwei Schmökertagen haben die Schüler der Trierer Gehörlosenschule gelernt, auf welch vielfältige Art sie mit Büchern umgehen können.

 Autorin Anne Maar (links) liest vor Schülern der Trierer Gehörlosenschule. Im Hintergrund übersetzt eine Dolmetscherin die Geschichte in Gebärdensprache. Foto: privat

Autorin Anne Maar (links) liest vor Schülern der Trierer Gehörlosenschule. Im Hintergrund übersetzt eine Dolmetscherin die Geschichte in Gebärdensprache. Foto: privat

Trier. Zwei Tage lang Schmökern stand auf dem Stundenplan der Wilhelm-Hubert-Cüppers-Schule für Gehörlose und Schwerhörige. Bunte Plakate wiesen den Schülern den Weg zu Lesungen und Workshops, die den Kindern den Umgang mit Büchern näherbringen und ihren Spaß am Lesen fördern sollten.
Afrikanische Märchen luden zum Träumen ein, die Unendliche Geschichte lockte mit Fabelwesen und das Sams mit Wunschpunkten. Die Schüler konnten Comics selbst zeichnen und texten. Außerdem gab es ein Lesecafé.
Zum Einstieg wurde den Schüler die Geschichte vom unglaublichen Bücherfresser präsentiert. In Bildern, Lautsprache und Gebärden hörten und sahen sie, wie der Bücherfresser von den vielen verschlungenen Büchern Bauchschmerzen bekommt und daraufhin entdeckt, wie schön es ist, zu lesen. Anschließend durften sich die Schüler selbst auf ihr eigenes Lesefutter stürzen.
Vom so oft beklagten Lesefrust war bei den Schülern nichts zu spüren. Das liegt vermutlich am erweiterten Lesebegriff, von dem die Lehrer der Trierer Schule für Hörgeschädigte ausgehen: Auseinandersetzung mit Literatur bedeutet dort nämlich auch, Geschichten zu malen und basteln, Theater zu spielen, eigene Texte zu schreiben und zu illustrieren oder Vorlesern genussvoll zuzuhören. So kommen nicht nur Bücherwürmer und Leseratten auf ihre Kosten. Die angebotenen Möglichkeiten im Umgang mit Büchern waren so vielfältig, dass sich jeder seinen Interessen und Fähigkeiten entsprechend einbringen konnte.
Übersetzung in Gebärdensprache


Ein besonderer Höhepunkt war die Lesung von Anne Maar, Tochter des Sams-Vaters Paul Maar. Sie stellte den Grundschülern zwei ihrer Bücher vor und beantwortete viele Fragen der Kinder. Nebenan gab es eine spannende Krimistunde mit Autorin Monika Feth. Beide Lesungen wurden von Gebärdensprachdolmetschern simultan übersetzt, so dass alle Schüler dem Inhalt der Geschichten folgen konnten. red

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