"Von der Feuerwehr kann man sich nie ganz entwöhnen"

Newel · Feuerwehrleute retten, bergen, löschen, schützen - und sind Kameraden. Mit dem Erreichen der gesetzlich vorgeschriebenen Altersgrenze von 63 Jahren sollen Freundschaft und gemeinsame Aktivitäten jedoch nicht enden. Deshalb wird in der Verbandsgemeinde Trier-Land jetzt eine Alterskameraden-Abteilung gegründet, wie es sie auch an der Ruwer und in Schweich gibt.

Newel. In die Feuerwehr treten viele bereits in ihrer Jugend ein und bleiben ihr bis zum Erreichen der gesetzlich vorgeschriebenen Altersgrenze (63 Jahre) treu. Mit Leib und Seele haben sich die Männer und Frauen dann oft 40 Jahre oder länger ehrenamtlich in ihren Ortsgemeinden engagiert. Vielen fällt das Ausscheiden schwer. Von jetzt auf gleich dürfen sie nicht mehr aktiv am Einsatz teilnehmen (siehe Hintergrund). Plötzlich fehlen ihnen nicht nur die ehrenwerte Aufgabe, sondern auch die Kameraden. Um dem entgegenzuwirken, gründet die Feuerwehr in der Verbandsgemeinde (VG) Trier-Land nun eine Alterskameraden-Abteilung.
Die Idee geht auf eine Initiative der Ehrenwehrleiter Peter Heinz (64) und Günter Müller (62) und des aktuellen VG Trier-Land-Wehrleiters Jürgen Cordie (52) zurück. Peter Heinz begründet: "Günter Müller und ich, wir waren insgesamt 22 Jahre in der Wehrleitung tätig. Vor vier Jahren kam Jürgen Cordie dazu. Uns allen ist klar: Wenn du mit so einem Posten aufhörst und nicht dafür sorgst, dass du andere Hobbys hast, dann bist du aufgeschmissen", sagt der 64-Jährige. "Auch wenn man nicht in der Wehrleitung tätig war: Wer mit Leib und Seele Feuerwehrmann war, kann sich nie ganz davon entwöhnen."
Bereits für Anfang Juli 2013 haben die drei Männer deshalb zu einer Gründungsveranstaltung in die Räume der Stützpunktwehr nach Newel eingeladen. Insgesamt 16 Sprecher aus den einzelnen Feuerwehren der Verbandsgemeinde Trier-Land kamen. "Unser Vorhaben ist direkt auf positive Resonanz gestoßen", berichtet Günter Müller. "Alle waren begeistert und haben uns ihre Unterstützung zugesagt", bestätigt auch Peter Heinz. Wie genau sich das Ganze gestalten soll, steht aber noch nicht fest. Angestrebt werden zunächst regelmäßige Treffen und mindestens ein gemeinsamer Ausflug im Jahr, um die Freundschaft der ehemaligen Wehrleute weiter zu pflegen.
"Noch sind wir in der Findungsphase", sagt Wehrleiter Jürgen Cordie. "Das Ganze muss sich erst entwickeln. Wir sind jetzt auf die aktive Mithilfe der Ortswehren angewiesen. Bis zum nächsten ‚Sprecher-Treffen‘ im Oktober hört jeder in seiner eigenen Wehr nach, wo, wie oft und zu welchen Gelegenheiten man sich treffen will", sagt er. Die drei sind zuversichtlich: "Die Feuerwehr hat schon vielen Menschen Halt gegeben, sei es im Alter oder bei Sterbefällen. Wir sind ja alle eine Familie, von den Bambini bis zu den Alterskameraden."Meinung

Wichtiger Rückhalt für die Zukunft
Für die Aktiven in den freiwilligen Feuerwehren ist spätestens ab dem 63. Lebensjahr Schluss. Dann fällt nicht nur eine Aufgabe weg, die für viele ein wichtiger Lebensinhalt ist. Plötzlich fehlt auch der enge Kontakt zu den langjährigen Kameraden. Um diesen weiter aufrechtzuerhalten, sind die Alterswehren in den Verbandsgemeinden Trier-Land, Ruwer und Schweich eine prima Sache. Aber nicht nur deswegen. Ehrenamtliches Engagement ist zurzeit noch weit verbreitet. Bei der jüngeren Generation lässt die Bereitschaft, sich für die Allgemeinheit einzusetzen, jedoch spürbar nach. Langfristig werden vermutlich auch die Feuerwehren Nachwuchssorgen plagen, wie es bei vielen Vereinen schon jetzt der Fall ist. Vor diesem Hintergrund könnte die Erfahrung altgedienter Kräfte, die als Rentner auch für die Tagesalarmbereitschaft verfügbar wären, goldwert sein - zumal in Mainz offenbar überlegt wird, die Rolle der Alterskameraden bei Einsätzen neu zu überdenken. Dass die Älteren auf Tuchfühlung zur Truppe bleiben, ist deshalb auch im Hinblick auf künftige Entwicklungen ein kluger Schritt. c.weber@volksfreund.deExtra

Regeln zum Einsatz rheinland-pfälzischer Alterskameraden sind bislang nur in der landeseigenen Feuerwehrverordnung niedergeschrieben. Darin heißt es unter anderem sinngemäß: Mit Erreichen der gesetzlich vorgeschriebenen Altersgrenze von 63 Jahren endet die Unfallversicherung und somit der aktive Dienst jedes Feuerwehrzugehörigen in Rheinland-Pfalz. Sofern eine ortseigene Alterswehr vorhanden ist, folgt der automatische Übertritt in diese. Laut Hans Speder, Referatsleiter Altersabteilung beim Landesfeuerwehrverband Rheinland-Pfalz, dürfen Alterskameraden nicht am Einsatzgeschehen teilnehmen. Ausnahmen: Steht im Notfall kein aktiver Wehrzugehöriger bereit, dürfen die "Feuerwehrrentner" nach Absprache mit der Wehrleitung Fahrzeuge zur Einsatzstelle fahren, Funkgeräte bedienen oder sich auf andere Weise außerhalb des Gefahrenbereichs betätigen. Auch in der Brandschutzerziehung dürfen sie mitwirken. Die aktive Teilnahme am Einsatz mit Atemschutz, im Angriffstrupp oder die Bedienung eines Strahlrohrs dagegen sind tabu. Josef Hartmann, Ehrenwehrleiter der VG Ruwer, hat im Januar allerdings ein Schreiben des Landesinnenministeriums erhalten. Darin steht, dass im Hinblick auf den demografischen Wandel und die Tagesalarmsicherheit beabsichtigt sei, die Altersabteilung-Regelungen in naher Zukunft neu zu bewerten und im Landesgesetz für den Brand- und Katastrophenschutz stärker zu verankern. anfExtra

Abteilungen in Trier-Land, Ruwer und Schweich: In 18 der 30 Ortswehren der Verbandsgemeinde Trier-Land gibt es derzeit ortsinterne, zum Teil bereits sehr gut organisierte Altersabteilungen. Auch in den Verbandsgemeinden Ruwer und Schweich existieren solche Abteilungen in den Ortswehren. Jeder, der aus gesundheitlichen oder aus Altersgründen aus dem aktiven Feuerwehrdienst ausscheidet, rückt automatisch in diese Alterswehren nach. Auf VG-Ebene werden dort in unregelmäßigen Abständen gemeinsame Veranstaltungen organisiert. Einmal im Jahr unternehmen alle Alterskameraden im Kreis Trier-Saarburg eine gemeinsame Tagestour. anf

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