Von der Größe der Idee zu den Mühen des Alltagsgeschäfts

Trier · Besonders intensive Betreuung, neue Lernformen, doppelte Lehrerbesetzung: So lauten die allseits gepriesenen Vorzüge der Integrierten Gesamtschule. Der Alltag in Trier folgt allerdings nicht immer der Theorie.

Trier. Mit ebenso viel Enthusiasmus wie Idealismus sind viele Lehrer und auch etliche Eltern auf den IGS-Zug aufgesprungen. Soziales Lernen, gemeinsamer Unterricht statt Selektion, begreifen statt pauken: Das hat viele gereizt. Allerdings erfordert die neue Art von Schule auch eine intensive Betreuung durch die Lehrer. Und das geht nur mit entsprechendem Personal. Nach starkem Start mit dem ersten Jahrgang hat inzwischen eine gewisse Ernüchterung Einzug gehalten. Eltern berichten, dass für den ambitionierten Unterricht des öfteren das Extra-Personal fehlt. Und Lehrer sind frustriert, dass sie ständig Lücken schließen müssen.
Schulleiter Josef Linden lobt das "besonders große Engagement" seiner Lehrer, ohne die "es längst nicht mehr gehen würde". Und er hat auch Verständnis für die Unzufriedenheit mancher Eltern. Die aktuellen Personalengpässe seien aber durch unglückliche Umstände entstanden, nicht durch einen zu eng geschnittenen Stellenplan.
Ein Lehrer ist kürzlich gestorben, andere fehlen aufgrund langfristiger Erkrankungen. Ersatz zu finden, ist aber - je nach Fach - ein schwieriges Unterfangen. "Der Markt ist in manchen Fächern einfach leer", sagt Linden. Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) als Schulbehörde sei "echt bemüht, der IGS zu helfen", habe aber auch nicht immer Personal zur Hand. Erschwerend kommt hinzu, dass auf dem Wolfsberg parallel zum neuen IGS-Zweig auch noch die letzten Jahrgänge der Realschule plus unterrichtet werden. Viele Lehrer sind für beide Schulformen tätig. Und im Zweifelsfall, so räumt Linden unumwunden ein, verzichte er eher notgedrungen auf die Doppelbesetzung an der Gesamtschule, als an der Realschule plus den Unterricht ganz ausfallen zu lassen.
Aktuell hat man sich durch die übergangsweise Verpflichtung mehrerer Referendarinnen geholfen, aber das trägt nur bis zum Schuljahresende im Februar. Danach, betont der Schulleiter, "müssen die Planstellen zügig wieder besetzt werden". DiL

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