Von der Holz- zur digitalen Kamera

Trier · Das Fotogeschäft Braitsch in der Brückenstraße feiert am 22. Juni sein 75-jähriges Firmenbestehen. Seit der Gründung 1937 hat sich viel verändert, wie die heutige Inhaberin Anne Nickels erzählt. Die Kameras sind digital, man fotografiert verstärkt draußen, und Schwarz-Weiß-Fotografie gewinnt wieder an Popularität.

 Anne Nickels fotografiert heute digital – Fred Braitsch benutzte in den 1930er Jahren eine Holzkamera. TV-Foto: Anna-Sophie Schindler

Anne Nickels fotografiert heute digital – Fred Braitsch benutzte in den 1930er Jahren eine Holzkamera. TV-Foto: Anna-Sophie Schindler

Trier. Was macht einen guten Fotografen aus? Anne Nickels hat schnell eine Antwort parat: Menschenkenntnis. "Nur so kann ich die jeweiligen Charakterzüge der Menschen sichtbar machen und ein schönes Foto machen", sagt die 47-Jährige, die seit 14 Jahren Inhaberin des Fotogeschäfts Braitsch in der Brückenstraße ist. "Ein Familienunternehmen sind wir zwar nicht mehr, aber wir stehen in einer 75-jährigen Tradition."
1954 Umzug in Brückenstraße


Fred Braitsch war bereits mit 21 Jahren Meister in der Fotografie. 1937 eröffnete er zunächst sein Fotogeschäft an der Römerbrücke. Nach dem Tod seines Ausbilders Griese bot dessen Frau ihm das Geschäft in der Brückenstraße an, in das er 1954 umzog.
"Mein Vater hatte immer viele Mitarbeiter", erinnert sich Tochter Giesela Rönnebeck, die 1985 das Geschäft führte und vier Mitarbeiter hatte. Heute beschäftigt Nickels drei Fotografinnen.
Die Branche hat sich in den 75 Jahren grundlegend verändert. Vor allem mit der digitalen Fotografie habe sie sich am Anfang schwergetan, erzählt Nickels. Jetzt kann sie sich nichts Besseres vorstellen: "Gerade Kinder lassen sich so besser fotografieren. Sie bewegen sich ja viel. Die Bilder werden spontaner und lebendiger."
Ein weiterer Trend sei, dass Ausdrucke immer mehr an Wert verlören. Das digitale Bild zähle. Besonders beliebt seien außerdem Leinwandvergrößerungen oder auch Drucke auf Plexiglas.
Auch die Nachfrage nach schwarz-weißen Bildern sei gestiegen. "Wer mit Farbfotos groß geworden ist, für den sind Schwarz-Weiß-Fotografien etwas Besonderes."
Fotografieren im Freien

 Fred Braitsch eröffnete 1937 sein Fotogeschäft an der Römerbrücke. Foto: privat

Fred Braitsch eröffnete 1937 sein Fotogeschäft an der Römerbrücke. Foto: privat


Die Lokalitäten hätten sich ebenfalls geändert, sagt Nickels. Früher habe man seltener im Freien fotografiert. Mit Front-Projektionen warf man Motive von Dias auf die Wand und machte davor Fotos. Erst Ende der 1980er Jahre begann man, im Freien zu arbeiten. "Wir haben neben dem Studio ein Außengelände, wo wir Fotos im Grünen machen." Die Zeit sei kurzlebiger geworden, meint Nickels. "Früher vertraute man dem Fotografen die Auswahl des Fotos an und holte es eine Woche später ab." Heute kaufe kein Kunde mehr ein Bild, ohne es vorher gesehen zu haben. Und meistens wolle er es auch direkt mitnehmen.

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