Von der Klinik zum Gesundheitszentrum

Saarburg · Das Kreiskrankenhaus St. Franziskus in Saarburg soll eine Fachabteilung für Altersmedizin aufbauen und sich zu einem Gesundheitszentrum entwickeln. Das empfiehlt der Gesundheitsexperte Dr. Achim Jockwig auf dem Frühjahrsempfang der Klinik.

 Dr. Achim Jockwig rät, dass der Kreis das Krankenhaus St. Franziskus in Saarburg zu einem regionalen Gesundheitszentrum ausbauen soll. TV-Foto: Alexander Schumitz

Dr. Achim Jockwig rät, dass der Kreis das Krankenhaus St. Franziskus in Saarburg zu einem regionalen Gesundheitszentrum ausbauen soll. TV-Foto: Alexander Schumitz

Foto: (h_sab )

Saarburg. Der Landkreis Trier-Saarburg muss als Träger seit mehreren Jahren für die Defizite des Kreiskrankenhauses St. Franziskus in Saarburg aufkommen. 2015 musste der Kreis 1,3 Millionen Euro zuschießen, und für dieses Jahr geht er von einem Defizit von mindestens 600 000 Euro aus (der TV berichtete). Wegen der Verluste ist der frühere Geschäftsführer der St. Franziskus Krankenhaus-GmbH, Holger Brandt, Ende 2015 gegangen. Neuer Chef im Haus ist seit Jahresbeginn Arist Hartjes.
Hartjes soll das Krankenhaus nach dem Willen des Kreises wieder in die Gewinnzone bringen. Dazu plant er eine neue Positionierung des 200-Betten-Hauses. Wie die aussehen könnte, hat Dr. Achim Jockwig vor knapp 100 Zuhörern beim Frühjahrsempfang der Einrichtung skizziert.
Der gelernte Mediziner Jockwig leitet als Direktor die Carl-Remigius-Medical-School in Frankfurt am Main und berät Krankenhäuser bei ihrer Reorganisation. Für ihn sind fünf Punkte entscheidend, damit Kliniken wirtschaftlich erfolgreich am Markt bestehen können: "Sie müssen sich auf den demografischen Wandel einstellen. Sie brauchen eine Strategie, um den Fachkräftemangel auszugleichen. Sie müssen bei der medizinischen Versorgung den Wissenszuwachs im Gesundheitsbereich umsetzen. Sie brauchen im ländlichen Raum eine Antwort auf die Landflucht. Und zu guter Letzt muss in die Häuser investiert werden, damit sie im Qualitätswettbewerb bestehen können."
Jockwig hat auch eine Vorstellung, wie das konkret - für Saarburg - aussehen kann. So rät er dringend zum Aufbau einer Geriatrie, einer Fachabteilung, die sich mit Fragen rund um die medizinische Versorgung von älteren Patienten befasst. Ein Blick in die Bevölkerungsstatistik des Landes zeigt, dass der Anteil der Einwohner in den Verbandsgemeinden Saarburg, Konz und Kell am See, der über 65 Jahre alt ist, bis zum Jahr 2035 von 18,8 Prozent (2013) auf dann 29,8 Prozent steigen wird. Laut Jockwig verdoppelt sich der Anteil der Menschen, die 85 Jahre und älter sind, im gleichen Zeitraum.
Netzwerk aufbauen


Um die Bürger im ländlichen Raum bestmöglich zu versorgen, müsse ein Krankenhaus zudem ein regionales Netzwerk mit allen Anbietern von medizinischen Leistungen aufbauen - etwa den niedergelassenen Ärzten, Apothekern und Pflegediensten.
"Dank Telemedizin lassen sich Wege sparen und Konsultationen - auch mit Experten - leichter organisieren", so der Experte. Das alles setze aber voraus, dass weiter in die Infrastruktur des Krankenhauses investiert werde. Für diese Entwicklung stünden auch die medizinischen Versorgungszentren in Saarburg und Konz.
Der Trier-Saarburger Landrat Günther Schartz unterstützt diese Entwicklung. "Wir werden die Entwicklung des Krankenhauses zu einem regionalen Gesundheitszentrum weiter unterstützen", sagte er auf dem Frühjahrsempfang. "Damit die Menschen in der Region eine bestmögliche medizinische Versorgung erhalten, brauchen wir das Kreiskrankenhaus." itz

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