Von der Werkstatt auf den Arbeitsmarkt

Zemmer · Keine Einbahnstraße wollen die St. Bernhardswerkstätten des Schönfelderhofes sein. Deshalb fördern sie die Eingliederung ihrer "Klienten" in den normalen Arbeitsmarkt. Ein Integrationsmanager koordiniert alle Maßnahmen. In Schweich soll ein Bildungszentrum entstehen.

Zemmer. Werkstätten für Behinderte - oder psychisch beeinträchtigte Menschen - müssen die Menschen, die sie betreuen, so fördern, dass sie sich später auf dem normalen Arbeitsmarkt zurechtfinden.
Seit dem Jahr 2006 arbeiten die Mitarbeiter der St. Bernhardswerkstätten auf dem Schönfelderhof daran, dass ihre Schützlinge - auf dem Hof Klienten genannt - später einmal selbst für sich sorgen können. "Dabei geht es um die Entwicklung des Einzelnen. Die Menschen sollen ihr soziales Umfeld wieder aufbauen und dort wieder anknüpfen, wo sie vorher waren", sagt Integrationsmanager Bruno Wallenborn. Über Trägervereine oder Reha-Berater der Agentur für Arbeit kommen die Klienten in die Werkstätten. Viele haben ein normales Leben geführt, mit Berufsausbildung und Familiengründung. Durch Erkrankungen wie Epilepsie, Suizidneigung oder Wahnvorstellung wurden sie jedoch dauerhaft aus der Bahn geworfen.
Gezieltes Training


Zu Beginn ihres Aufenthalts auf dem Schönfelderhof werden ihre beruflichen und sozialen Kompetenzen ermittelt. Anschließend bekommen sie gezieltes Training, um Schwächen zu reduzieren und Stärken zu fördern.
Erst danach beginnt Schritt für Schritt die eigentliche Wiedereingliederung in das Berufsleben. Seit Oktober 2011 haben die Klienten zum Beispiel die Möglichkeit, sich als Servicekraft in der Altenhilfe zu qualifizieren. "Vier Menschen arbeiten dort. Drei von ihnen waren erst hier auf dem Hof in Wäscherei und in Verwaltung tätig und einer ist direkt aus dem Berufsbildungsbereich gekommen", erläutert Psychologin Sabine Bozet, die die Klienten als Reha-Managerin betreut.
Nach einem vierwöchigen Praktikum zur beiderseitigen Orientierung sind die vier nun jeweils vier Tage in der Woche in zwei Seniorenheimen eingesetzt und betreuen die alten Menschen. Sie gehen mit den Senioren spazieren, reichen Essen an oder helfen dabei, die Wäsche einzuräumen.
Einmal in der Woche werden sie auf dem Schönfelderhof für ihre Arbeit geschult, beispielsweise zum Umgang mit Demenzkranken. "Bei den Vieren entwickelt sich beruflich und persönlich unheimlich viel, alle haben Schwerpunkte gefunden, eine kann sogar an ihre ehemalige Tätigkeit im pflegerischen Bereich anknüpfen", sagt Sabine Bozet. Eine andere Integrationsmaßnahme sind die Außenarbeitsplätze, bei denen Menschen weiterhin von den Werkstätten betreut werden, aber statt auf dem Hof bei einer fremden Firma arbeiten. "Das dient der Entstigmatisierung", erläutert Integrationsmanager Wallenborn.
Um die Integrationsmaßnahmen noch weiter auszubauen, will der Schönfelderhof sein Zentrum für Arbeit, Qualifikation und Bildung in Schweich erweitern. Dort sollen für die Integration der Klienten neue Konzepte für Arbeitsbereiche wie Gastronomie oder Kinderbetreuung entwickelt werden.
Extra

Bei der beruflichen Eingliederung hat der Integrationsmanager eine zentrale Funktion. Er ist Ansprechpartner für Klienten, Kooperationspartner und Leistungsträger. Er berät, welche Maßnahmen infrage kommen, unterstützt oder organisiert die Vermittlung von Praktikumsplätzen, weiterführenden Bildungsmaßnahmen und ausgelagerten Arbeitsplätzen. Außerdem organisiert er den Übergang in einen Integrationsbetrieb und die Vermittlung auf den allgemeinen Arbeitsmarkt. ae

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