Von Grafen, Gauklern und Glühwein

MERTESDORF. (dis) Die Zahl 13 hat dem Verein "Forum Gaudi" Glück gebracht. Denn auch die 13. Auflage des mittelalterlichen Weihnachtsmarkts in Mertesdorf erfreute sich eines großen Zustroms an Besuchern.

Es ist elf Uhr vormittags: Unterhalb des Gemeindehauses hat Forum Gaudi seine aus einfachen Holzgestellen bestehenden Hütten aufgebaut. Über dem Eingang prangt ein Schild mit riesigen Lettern. "Seid gegrüßt" ist darauf zu lesen. Überall sind Menschen beschäftigt und laufen zielstrebig von Stand zu Stand, die allerdings nicht in unsere heutige Zeit zu passen scheinen. Ritter, Mägde, Bauern, Handwerker und vornehme Herrschaften prägen das Bild und vermitteln einen Eindruck von früheren Zeiten. Ritter Johann von Kimbelstein alias Hermann Pütz gibt, auf seinem Ross sitzend, ein erstes Startzeichen. Von der Hauptstraße her setzt sich ein Festzug mit seiner gräflichen Hoheit Gilbertus Haufs-Brusberg von Veldenz mit seiner liebreizenden Gattin und dem Gefolge in Richtung Festplatz in Bewegung. Mit dabei sind auch die (Wein-)Königin Isabell I. und Schultheiß (Ortsbürgermeister) Erich Griebeler. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden des ausrichtenden Vereins, Rudi Becker, begrüßt Griebeler mit den Worten "Saluto vos omnes" die vielen hundert Besucher. Der Schultheiß heißt neben "Bernardus", gemeint ist Bürgermeister Bernhard Busch, auch die Schultheis-Kollegen "aus den benachbarten Flecken" sowie Vertreter der französischen Partnergemeinde St.-Just-a-Pendue willkommen. Sein besonderer Gruß gilt den Spielleuten, Händlern, Handwerkern, Gauklern, Hexern, Jongleuren und "Bankrotteuren". Beim mittelalterlichen Weihnachtsmarkt vergeht keine Stunde, in der nicht mit neuen Überraschungen aufgewartet wird: Musikanten aus dem Mittelalter, Zauberer und Jongleure wissen ihre Kunststücke unter viel "Händgeklapper", so im Mittelalter der Begriff für Beifall, darzubieten. Die historische Szenerie am Platz in der Mitte des Ortes zieht am Nachmittag die meisten Gäste aus nah und fern an.Damit die Silberlinge reichlich fließen

Vorsitzender Rudi Becker verkündet: "Wir haben das Federvieh gerupft und Fässer herbeigerollt, damit ihr euch laben könnt." Dabei sollen "reichlich Silberlinge" fließen. Damit alles in geordneten Bahnen verläuft, liest Graf Georg von Veldenz die Marktordnung vor. "Für Bettler, Zechpreller, Streitsüchtige, Dirnen und Diebe gelten besondere Verordnungen, die an der Richttafel am Pranger angeschlagen sind", sagt er. Am Ende des Markts seien die Wachleute angehalten, das Volk zügig vor das Tor zu schaffen, herumgrölende Zecher würden an die Schergen des Büttels übergeben, und Eltern könnten ihre verlorenen Kindlein am Torhaus abholen, bevor sie in die Obhut der Abtei Himmerod gegeben würden. Doch so schlimm kommt es in Mertesdorf nicht. Als nach einem gelungenen Markt der Ruf des Nachtwächters erklingt, haben viele Besucher einen Sprung in die Vergangenheit gewagt. Sie stellen fest: "Tatsächlich, so könnte es gewesen sein."

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