Von Spatzen und Tauben

Wir verlangen von unseren Politikern, dass sie in Zeiten knappen Geldes Prioritäten setzen. Dass sie uns sagen, was geht und was nicht geht. Dass sie kein Wolkenkuckucksheim bauen, sondern ihre Energie auf die Umsetzung des Machbaren konzentrieren. Genau das haben Karl Diller und Elke Leonhard getan. Auch wenn es einigen wehtut, von Vorhaben möglicherweise Abschied nehmen zu müssen, die ihnen am Herzen liegen. Der Moselaufstieg, was immer man verkehrspolitisch und ökologisch von ihm hält, wäre ein mammut-teures Projekt geworden. Das wissen auch die Kommunalpolitiker, selbst wenn sie naiver tun, als sie sind. Der Aufstieg geht nicht ohne die Brücke, die Ortsumgehungen Könen, Ayl und Zewen wären unerlässlich, und die Trasse durch den Meulenwald samt teurer Tunnel-Lösungen hängt unweigerlich hintendran. Macht summa summarum über 200 Millionen Euro, die Teuerungsrate bis zur Realisierung nicht mitgerechnet. Würde man dieses Projekt im Bundesverkehrswegeplan ernsthaft als die entscheidende Priorität der Region verankern, bliebe für nichts anderes Platz. Und selbst dann stünde eine Realisierung auf absehbare Zeit in den Sternen, denn konkurrierende Vorhaben sind um Welten weiter. Wer den Aufstieg für so wichtig hält, dass er dieses Va-Banque-Spiel will, muss es sagen: Der Wirtschaft, die auf den Lückenschluss A 1 und den Hochmoselübergang pocht, und den Bürgern, die in Biewer, Könen und Ayl auf Entlastung vom unerträglichen Verkehr warten. Was aber nicht geht, ist so zu tun, als könne man alles haben, wenn man nur laut genug tönt. Wer in seinen Sonntagsreden eisernes Sparen fordert, aber kneift, wenn es ans Eingemachte geht, ist nicht glaubwürdig. Diller und Leonhard haben sich für den Spatz in der Hand entschieden. Was denjenigen blieb, die lieber nach der Taube auf dem Dach greifen wollten, kann man in jedem besseren Fabel-Buch nachlesen. d.lintz@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort