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Eine Stadt, eine Linie, viele Welten Diese Busfahrt zeigt dir Trier, wie du es noch nicht kanntest

Die Strecke der Buslinie 3 verläuft vom Höhenstadtteil Tarforst quer durch die Innenstadt. Auf der westlichen Moselseite geht es weiter Richtung Luxemburg. Wer bei der Fahrt aus dem Fenster sieht, entdeckt Villen mit Limousinen in der Einfahrt und Blöcke mit bröckelndem Putz, Studenten auf dem Weg zur Bibliothek und Flaschensammler auf dem Weg zum Pfandautomaten. Diese acht Grafiken zeigen, wie unterschiedlich die Menschen entlang der Linie 3 leben. Eine Busfahrt in Zahlen.

  • Höchstes Durchschnittsalter auf der Linie 3 in Euren und Zewen
  • Studenten halten rund um die Uni das durchschnittliche Alter niedrig

Im Gebiet um die Uni Trier sind die Anwohner besonders jung. Viele Studenten leben nahe der Uni in Wohngemeinschaften und Studentenwohnheimen und senken damit den Altersdurchschnitt. Die Linie 3 durchfährt und streift zunächst Stadtteile, in denen viele jüngere Menschen leben; später kommen die Fahrgäste durch Gebiete, in denen mehr ältere wohnen.

  • Die CDU punktet in den Randbezirken
  • Linke und Grüne holen im Zentrum Stimmen
  • Besonders viele AfD-Wähler leben auf der westlichen Moselseite

Die Linie 3 fährt einmal quer durch Trier, durch insgesamt sieben Wahlbezirke. Die meisten Haltepunkte liegen in Vierteln, in denen die CDU bei der Bundestagswahl 2017 stärkste Kraft war. Nur wer zwischen der Südallee und St. Matthias aussteigt, landet auf rotem Terrain. Auffällig ist, dass die Konservativen vor allem in den Außenbezirken, die Grünen und Linken hingegen in der Innenstadt punkten. Auf der westlichen Seite der Mosel wählt ein größerer Anteil der Anwohner die AfD als auf der östlichen. Das gilt übrigens auch für die Stadtteile West/Pallien und Ehrang, durch die die 3 nicht fährt.

  • Nahezu Vollbeschäftigung im Gebiet um die Universität
  • Verhältnismäßig hohe Arbeitslosigkeit in Trier-Nord

Arbeitslosigkeit ist in Kürenz so gut wie kein Thema. Rund um die Universität sind nur wenige Anwohner arbeitslos gemeldet. Auf der Linie 3 werden nur in der Gegend rund um die Haltestellen Kürenzerstraße und Balduinsbrunnen in Trier Nord hohe Werte gemessen. Zunächst durchquert der Bus Stadtteile, in denen verhältnismäßig viele Arbeitslose leben und fährt gegen Ende der Reise durch Gebiete mit niedrigerer Arbeitslosenquote.

  • Besonders viele Ausländer leben in Trier-Nord
  • In den Randbereichen der Stadt ist der Ausländeranteil eher niedrig

Nicht alle Trierer sind Deutsche. Wer an der Haltestelle Nellstraße aussteigt, hat gute Karten, auf einen ausländischen Mitbürger zu treffen. Denn fast jeder Fünfte, der hier lebt, kommt aus einem anderen Land und hat keine deutsche Staatsbürgerschaft. Fährt man mit der Linie 3 dagegen noch etwas weiter nach Euren, sieht es ganz anders aus: Hier haben ungefähr neun von zehn Bewohnern einen deutschen Pass.

  • Bauland im Zentrum ist durchschnittlich teurer als in den Randbezirken
  • Die teuersten Wohnbauflächen entlang der Strecke liegen in Trier-Süd

Wie teuer ist ein Quadratmeter Bauland in Trier? Die Antwort hängt stark vom genauen Standort ab. Sogar innerhalb einzelner Stadtviertel gibt es unterschiedliche Lagen und damit unterschiedliche Bodenrichtwerte. Letztere geben an, wie viel Euro ein Quadratmeter Grundstücksfläche in einem bestimmten Gebiet durchschnittlich kostet. Wir haben uns angesehen, wie teuer Wohnbauland in guten Lagen ist. Wer an der Haltestelle Gilbertstraße aussteigt und sich spontan dazu entscheidet, Wohnbauland zu erwerben (kann ja mal vorkommen), muss dafür pro Quadratmeter ungefähr den doppelten Betrag löhnen wie für eine Fläche in der Nähe des Haltestelle Wasserbilliger Straße. Für die Innenstadt gibt es keine Angaben zu den Kosten für einen Quadratmeter Wohnbauland. Dafür aber zu den Richtwerten für gemischte Bauflächen, die auch für Gewerbetreibende in Frage kommen. Rund um die Haltestelle Porta Nigra muss man für einen Quadratmeter in guter Lage durchschnittlich 9400 Euro ausgeben. Teurer ist es sonst nirgends in Trier. Im Vergleich dazu: In Trier-Süd würde man für eine Fläche der gleichen Kategorie an der Saarstraße „nur“ 800 Euro pro Quadratmeter zahlen.

  • Katholiken sind in Trier die Mehrheit
  • Der Anteil der Katholiken ist in Zewen am höchsten

Die Mehrheit der Einwohner in Trier ist katholisch. Wer in die Linie 3 einsteigt, sieht zunächst Gebiete mit einem verhältnismäßig niedrigen Katholikenanteil vorbeiziehen - später kommt er durch Stadtteile, in denen der Anteil der Katholiken besonders hoch ist. Parallel dazu nimmt der Anteil der protestantischen Anwohner während der Fahrt stetig ab. Daten über andere Glaubensrichtungen liegen zwar vor, allerdings sind die Werte so klein, dass sie statistisch nur schwer darstellbar sind.

  • Im Stadtzentrum haben weniger Einwohner Kinder unter 13 Jahren als im Rest Triers
  • Je weiter man sich vom Stadtzentrum entfernt, desto mehr Kinder kommen auf einen Einwohner

Familien mit jüngeren Kindern leben statistisch gesehen häufiger in Stadtteilen, die weiter vom Trierer Zentrum entfernt sind. Während in der Innenstadt auf jeden Einwohner nur 0,08 Kinder unter 13 Jahren kommen, sind es in Tarforst oder Zewen immerhin 0,12. Die Gründe dafür dürften vielfältig sein. Mietpreise, die Verfügbarkeit von Grundstücken, Häusern und Wohnungen sowie die Nähe zum Grünen sind Faktoren, die eine Rolle spielen könnten. Die meisten Kinder unter 13 Jahren pro Kopf - nämlich 0,19 - gibt es übrigens in einem Stadtteil, den die Linie 3 nicht anfährt: in Filsch.

  • Die Zewener haben im Durchschnitt knapp doppelt so viele Privatautos wie die Bewohner von Mitte/Gartenfeld
  • Die wenigsten Privatautos pro Einwohner gibt es in Trier-Nord und Mitte-Gartenfeld

In Tarforst leisten sich mehr Menschen ein eigenes Auto als in der Innenstadt. Ab Kohlenstraße fährt der Bus durch ein Gebiet, in dem es relativ wenige Privatautos pro Person gibt. Allerdings steigt die Zahl Autos pro Kopf ab Mitte-Gartenfeld kontinuierlich an. Die meisten Autos pro Einwohner gibt es in den Vierteln Euren und Zewen.

Und so ist das Projekt entstanden: Wir, die Volontärinnen Patricia Prechtel und Natalie Hartl sowie der Redakteur Benedikt Laubert, haben in unserer Recherche Daten aus dem Wahlergebnis der vergangenen Bundestagswahl, von der Stadt Trier und aus anderen Quellen zusammengetragen. Die meisten Daten mussten wir aufbereiten, sodass sie Vergleiche zwischen den Trierer Stadtteilen erlauben. Zum Beispiel wäre die absolute Zahl der Privatautos in den Stadtteilen wenig aussagekräftig, da unterschiedlich viele Menschen in den Stadtteilen wohnen. So berechneten wir jeweils, wie viele Privatautos es jeweils pro Einwohner gibt. Für das Video, das Herzstück unseres Projekts, haben wir mit Genehmigung des Verkehrsverbunds Region Trier und mit Hilfe des Busfahrers Thomas Becker eine Action-Kamera (GoPro) von innen an die Frontscheibe eines Stadtbusses geklebt - und einfach losgefilmt.

  • FAQs
  • Wie habt ihr die Stadtteile ausgewählt? Für unser Projekt wollten wir viele und auch unterschiedliche Viertel wählen. Daher haben wir die Strecke der Buslinie 3 gewählt: Sie verläuft vom Höhenstadtteil Tarforst quer durch die Innenstadt und weiter auf der westlichen Moselseite. So konnten wir ganz verschiedene Stadtteile mit in die Fahrt aufnehmen. Beim Filmen ist ein technischer Fehler passiert, weshalb Zewen im Film leider nicht auftaucht.
  • Von wann sind die Zahlen? Die Zahlen sind aus den Jahren 2018 und 2018. Statistische Zahlen liegen immer erst spät vor, daher haben wir mit den aktuellsten gearbeitet, die uns vorlagen.
  • Warum habt ihr keine Zahlen zu Kriminalität? Die Polizei hat viele Statistiken, mit denen man arbeiten kann. Allerdings gibt es die Zahlen nicht zu einzelnen Stadtteilen in Trier.

Credits:

Trierischer Volksfreund

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