Von Trier aus die Welt verändern

Die Bundespartei "Die Grünen" feiert in diesen Tagen ihren 30. Geburtstag, den Kreisverband Trier-Saarburg gibt es seit Ende 1979. Die Grünenpolitiker Ewald Adams und Richard Leuckefeld sind Gründungsmitglieder der ersten Stunde. Mit dem TV haben sie über die turbulenten Anfangsjahre, große Erwartungen und ihr Fazit zu 30 Jahren grüner Politik in Trier gesprochen.

Trier. Vor 30 Jahren, am 13. Januar 1980, haben sich die Grünen in Karlsruhe zur Bundespartei formiert. Der Grünen-Kreisverband (KV) Trier-Saarburg existierte damals schon seit einem Monat. Ewald Adams, heute KV-Geschäftsführer, und Grünen-Stadtratsmitglied Richard Leuckefeld hatten ihn gemeinsam mit rund 40 Mitstreitern am 14. Dezember 1979 in Trier gegründet. "Anfangs konnten wir uns kein Büro leisten und haben alles von meiner WG aus organisiert", erinnert sich Adams, der wie Leuckefeld schon in "grünen" Vorläufer-Organisationen aktiv gewesen war. Die Begeisterung für "das sich anbahnende Erfolgsprojekt Grüne" sei damals "enorm" gewesen, berichtet Leuckefeld. Bis zu 30 Mitglieder hätten an den wöchentlichen Versammlungen teilgenommen. Viele Trierer Grüne gehörten der Anti-AKW-Bewegung an oder waren von der linken Alternativen Liste zum Verband gestoßen. "Wir sahen uns damals aber nicht wirklich als Partei, sondern als außerparlamentarische Bewegung", betont Adams.

Im Juni 1984 zogen die Grünen erstmals mit drei Kandidaten, darunter auch Richard Leuckefeld, in den Trierer Stadtrat ein. "Die Erwartungen an diese erste Fraktion waren hoch", erinnert sich der Buchhändler. "Manche dachten, sie könnten von Trier aus die Welt verändern", ergänzt Adams. Diese "Illusionen" seien im parlamentarischen Alltag jedoch schnell verschwunden. Auch sei der "Argwohn der anderen Parteien sehr groß" gewesen, erinnert sich Leuckefeld. "Dafür haben wir unsere Positionen aber auch knallhart vertreten." Als frühen Verdienst seiner Partei betrachtet der Stadtrat, "dass die Grünen die Verkehrsdiskussion in die Stadt gebracht" hätten - der erste erfolgreiche Antrag war die Verkehrsbefreiung des Kornmarktes.

Leute gehen immer seltener auf die Straße



In den vergangenen 30 Jahren, so Leuckefeld, sei Trier "deutlich grüner geworden". Seine politische Bilanz fällt dennoch gemischt aus: "Ökologiethemen haben heute höhere Priorität, aber im Bereich soziale Gerechtigkeit hat sich einiges eher zum Schlechteren entwickelt." Ewald Adams vermisst die "mobilisierende Kraft" der Anfangsjahre. An Pfingstsamstag 1986 hatten etwa rund 6000 Menschen in Trier gegen das französische Atomkraftwerk Cattenom protestiert. "Heute bekommt man die Leute immer seltener auf die Straße", erklärt auch Leuckefeld wehmütig. Und noch etwas fehlt dem Stadtrat: "Die unglaubliche Fantasie von damals - da haben wir noch alle Plakate selbst entworfen. Heute macht das die Werbeagentur."

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