Vorfreude auf die kalte Dusche

TRIER. (red) Sie wollen fremde Menschen und Kulturen kennen lernen, sich sozial engagieren, die eigenen Grenzen erfahren und herausfinden, welcher Weg der richtige für sie ist. Die Rede ist von 21 jungen Frauen und Männern aus dem Bistum Trier, die in den kommenden 13 Monaten einen Sozialen Friedensdienst im Ausland leisten werden.

Bolivien, Ruanda, Brasilien, Syrien, Italien, Rumänien, Frankreich, Polen, die Ukraine, Kanada, Indien und Palästina sind die Einsatzländer der jungen Leute. Vor ihrer Abreise berichteten sie in Trier von ihren Erwartungen.Aus Igel nach Ruanda

Die meisten haben gerade das Abitur gemacht. Statt sich sofort ins Studium zu stürzen, haben sie sich bewusst für die vom Verein Sofia (Soziale Friedensdienste im Ausland) angebotenen Freiwilligendienste beworben. "Ich habe 19 Jahre in einem kleinen Teil der Welt gelebt. Nun möchte ich hinausgehen, andere Dimensionen kennen lernen", sagt Marina Krolla aus Braunweiler. Sie wird ihren Friedensdienst in einer Schule im bolivianischen Tiefland leisten. Ihre eigene Schule, die Alfred-Delp-Schule in Hargesheim, verbindet eine Partnerschaft mit dem Colegio Rosenhammer in San Ignacio de Velasco. Nicht nach Lateinamerika, sondern nach Afrika, nach Ruanda, wird sich Katharina Detemple aus Igel auf den Weg machen. Afrika hat sie schon immer fasziniert. Waren es anfangs nur "Elefanten oder Löwen", die den Reiz des Kontinents für sie ausmachten, so wird sie während ihres Friedensdienstes sehr nah an die Menschen Afrikas kommen. Sie wird sich um Witwen und Aidswaisen kümmern und freut sich darauf, "mal nicht heiß duschen zu können oder nur mit einer Kerze ins Bett zu gehen". Ebenfalls in eine ganz besondere Ecke der Welt verschlägt es Florian Jäckel aus Schmelz im Saarland: Syrien ist das Ziel seines Sozialen Friedensdienstes. Nachdem er bereits als Schüler ein Jahr in den USA war, sich aber auch stark für die arabische Kultur interessiert, möchte er nun vor Ort "die andere Seite des westlich-arabischen Konfliktes" kennen lernen. Er wird in einer christlichen Gemeinde mit Kindern und Jugendlichen arbeiten und hat - trotz der Unruhen etwa im Zusammenhang mit dem Karikaturenstreit - keine Angst vor dem Ausflug in den Nahen Osten: "Ich denke, die Menschen selbst sind dort nicht anders als hier." Peter Nilles, Geschäftsführer von Sofia, berichtete, dass die seit 1992 bestehenden Friedensdienste, an denen bislang 160 junge Leute teilgenommen haben, verschiedene Ziele hätten: Zum einen trage der Dienst zur Orientierung und Persönlichkeits-Entwicklung junger Menschen bei. Auch gehe es darum, bestehende Partnerschaften im Bistum Trier zu vertiefen: "Die Gegenwart von Menschen verändert die Qualität einer Partnerschaft". Und schließlich würden die Sozialen Friedensdienste im Ausland einen Beitrag leisten "zur Verständigung in einer Welt, die zusammenwächst". Wichtig sei auch, dass der Friedensdienst keine Einbahnstraße sei. So wird in Kürze Marcin Wosacz aus Polen seinen Dienst beim Caritasverband in Saarbrücken beginnen. Peter Nilles erläuterte, dass sich der Dienst durch Zuschüsse des Bistums, durch Spenden sowie durch Förderprojekte des Bundes finanziere. Er kritisierte, dass die rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen für die Friedensdienste sehr schlecht seien: "Um so bewundernswerter ist es, dass sich junge - und im Rahmen eines Projektes auch ältere - Menschen hier engagieren." Wer im nächsten Jahr einen Sozialen Friedensdienst im Ausland leisten will, kann sich noch bis zum 31. August bei Sofia bewerben. Die Auswahl und Vorbereitung beginnt bereits Ende dieses Jahres. Informationen gibt es unter Telefon 0651/7105-388, E-Mail info@sofia-trier.de oder im Internet unter der Adresse www.sofia-trier.de.

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