Vorreiter im Kampf gegen Schmerzen

Wer sich einer Operation unterzieht, hat hinterher Schmerzen - das jedenfalls ist die landläufige Meinung. Das Elisabeth-Krankenhaus zeigt, dass es auch anders geht: Einige seiner Mitarbeiter haben sich speziell in akuter Schmerztherapie ausbilden lassen.

Trier. (alo) Ein dreiviertel Jahr lang hatte Hildegard Schmitt Probleme mit ihrem linken Knie - sie brauchte ein neues Kniegelenk, eine Operation war unumgänglich. Für die 67-Jährige eine schlimme Vorstellung. "Ich hatte große Angst vor den Schmerzen."

Doch nach dem Eingriff sind diese erträglich, einen Tag später nicht mehr vorhanden. Schmitt ist begeistert. "Das hätte ich nie erwartet."

Diese Schmerzfreiheit hat sich das Evangelische Elisabeth-Krankenhaus zur Aufgabe gemacht. 2008 wurde es als erstes Krankenhaus in Rheinland-Pfalz vom Tüv Rheinland im Qualitätsmanagement Akutschmerztherapie zertifiziert, nun hat es die letzte damit einhergehende Überprüfung erfolgreich hinter sich gebracht. "Wir bleiben dran, denn die Patienten sind sehr zufrieden", sagt Kerstin Halsband, Oberärztin in der Anästhesie und Qualitätsmanagement-Beauftragte. Dabei werden verschiedene Strategien umgesetzt. Eine davon ist es, den Patienten ein Basis-Schmerzmittel zu verabreichen. "Das geschieht oft über einen Katheter, dessen Inhalt die Nervenenden blockiert", sagt Halsband. Die Vorteile seien enorm: "Komplikationen nehmen ab, die Heilungschancen steigen."

Von sechs speziell ausgebildeten Schwestern des Hauses, den "Pain Nurses" - übersetzt heißt das "Schmerz-Schwestern" - , wird die 71-Jährige dreimal täglich befragt. "Ich muss auf einer Skala von eins bis zehn die Schmerzen einordnen. In meinem Fall liegen sie bei null", sagt Lauer. Gibt ein Patient höhere Werte an, können die Pflegekräfte sofort die Dosierung erhöhen oder andere Mittel einsetzen.

"Früher mussten sie erst einen Arzt fragen, das konnte schon mal eine Stunde dauern", erklärt Halsband. "Jetzt reden die Patienten viel offener mit uns - und es geht ihnen viel besser", sagt "Pain Nurse" Martina Meller zufrieden.

Zwei Zimmer weiter liegt der 19-jährige Michael Schneider in seinem Bett. Erst einen Tag zuvor wurde er operiert, doch auch er spürt davon nichts. Sehr zu seiner Überraschung: "Ich wurde schon einmal am Knie operiert, in einem anderen Krankenhaus. Da waren die Schmerzen enorm." Nur als sein Bein in einer mechanischen Schiene lag, habe er etwas verspürt; daraufhin erhöhte die Schwester die Dosis.

"Der Schmerzkatheter ist eine feine Sache", lacht er. "Ich kann ihn nur empfehlen."

Extra Schmerztherapie: Mit dem Qualitätsmanagement Akutschmerztherapie sollen Schmerzen nach einem operativen Eingriff so weit wie möglich verhindert werden. Dabei werden verschiedene Konzepte, wie die Basis-Medikation per Katheter, erarbeitet und umgesetzt. (alo)

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