Vorsicht am Bahngleis!

IGEL. Die meisten Züge rauschen durch den Bahnhof Igel ohne anzuhalten – die Regionalbahnen einmal ausgenommen. Doch der Igeler Bahnhof hat auch schon andere Zeiten gesehen. In einer am Freitag beginnenden Ausstellung leben diese noch einmal auf.

Sieben Hauptgleise, dazu ein Stumpfgleis und ein Ladegleis, so sahen die glorreichen Zeiten des Bahnhofs in Igel einst aus. Als "Grenzbahnhof" war er zudem der einzige seiner Art weit und breit im Trierer Land. In Spitzenjahren arbeiteten bis zu 150 Leute hier, wissen Robert Kohns (58) und Wilhelm Wilmes (64) aus eigener Erfahrung. Von den rund 150 Beschäftigten standen etwa 100 bei der Bahn in Lohn und Brot. Bei den restlichen 50 handelte es sich um Zollbeamte. Wer das Bahnhofsgebäude (wird heute privat genutzt) heute so beschaulich dastehen sieht, mag gar nicht glauben, dass die Bahn mit 100 Beschäftigten einst der größte Arbeitgeber in Igel war. Nostalgische Nebenstrecke Nims-Sauertalbahn

Der Bahnhof sei wie ein Familienbetrieb gewesen, erinnert sich Wilhelm Wilmes. Wie in alten Zeiten: "Vorsicht am Bahngleis", geben er und Robert Kohns den Hinweis, als sich ein ICE Richtung Luxemburg dem Bahnhof nähert. Die Hauptstrecke (Trier-Luxemburg) ist bis heute aktiv, anders die nostalgische 50 Kilometer lange Nebenstrecke der Nims-Sauertalbahn, die einst Igel mit Erdorf (Bitburg) verband. (Von dort hatte der Reisende Anschluss an die Eifelstrecke nach Köln.) An der Löwener Mühle (etwa zwei Kilometer westlich von Igel) bog die Bahnlinie Richtung Norden ab. Strategische Gründe vermuten die beiden ehemaligen Eisenbahner, die zum Bau der Bahnlinie führten. Seit 1915 sei die Strecke von Igel (über Ralingen und Irrel) befahrbar gewesen, bis 1968 der letzte Personenzug fuhr. Den Güterverkehr habe man schon vorher aufgegeben, erzählt Wilhelm Wilmes, von 1957 bis 1979 in Igel tätig, zuletzt als Fahrdienstleiter und Aufsichtsbeamter. Kollege Robert Kohns brachte es auf 16 Igeler Dienstjahre (1962 bis 1978). An einen hohen Besucher erinnern sie sich: Bundeskanzler Helmut Schmidt habe am 1. Mai 1979 auf einer Wahlkampftour in einem Sonderzug die Nacht hier verbracht. Für beide Eisenbahner unvergessen die stillgelegte Strecke der Nims-Sauertalbahn mit ihren malerischen Streckenabschnitten. Wilhelm Wilmes: "Den letzten Personenzug am 27. September 1968 musste ich mir anschauen." Für die beiden Bahn-Nostalgiker ein weiterer denkwürdiger Moment, als die letzten Dampfloks den Bahnhof passierten. Am Freitag (15. September, 19 Uhr), öffnet die Ausstellung "Die Eisenbahn in Igel" im Gemeindehaus (Bücherei), gemeinsam veranstaltet von Ortsgemeinde und Arbeitsgemeinschaft Eisenbahngeschichte "Nebenbahn Erdorf - Igel". Mit der Ausstellung wolle man ein Stück Eisenbahngeschichte der Nachwelt erhalten, sagt Robert Kohns: "Vielleicht gibt es ja Mitbürger, die noch alte Stücke aus der Zeit der Nims-Sauertalbahn zu Hause haben und uns zur Verfügung stellen wollen." Die Ausstellung "Die Bahn in Igel" hat folgende Öffnungszeiten: Samstag, 16.9., von 14 Uhr bis 19 Uhr, Sonntag, 17.9., von 10.30 Uhr bis 17 Uhr, sonst: mittwochs von 17 Uhr bis 19 Uhr, freitags von 15 Uhr bis 17 Uhr, sonntags von 10.30 Uhr bis 12.30 Uhr, sowie am Samstag, 14.10., von 14 Uhr bis 19 Uhr und Sonntag, 15.10., von 10.30 Uhr bis 17 Uhr, Gemeindehaus Igel, Bücherei.

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