Waagerecht in die Steilkurve

TRIER. Familientag beim größten Rummel in der Region: Tausende strömten gestern zum Europavolksfest auf dem Trierer Messepark.

 Rasanter Spaß für resistente Mägen: Die Alpina-Bahn auf dem Trierer Europavolksfest. Foto: Friedemann Vetter

Rasanter Spaß für resistente Mägen: Die Alpina-Bahn auf dem Trierer Europavolksfest. Foto: Friedemann Vetter

Alpina Bahn. Irgendwie passt das zur derzeitigen Witterung. Erinnern die schneebedeckten Alpenspitzen, bayerischen Holzhäuser und Bergziegen auf den Deko-Schildern doch eher an den letzten Winterurlaub als daran, dass in drei Wochen der Sommer beginnt, rein kalendarisch. Also auf ins Vergnügen. Der Sicherheitsbügel sitzt fest auf den Hüftknochen, der grün-weiße Wagen rattert los. Es geht hinauf. Höher, höher. Über die Schneegrenze der vergangenen Nacht hinaus. Naja, fast zumindest. "Jetzt noch 'n richtiges Gewitter, das wär' geil", tönt es vollmundig von hinten. Dann kippt der Wagen auch schon über den Scheitelpunkt, neigt sich zur Seite, saust in der Waagerechten in eine Steilkurve. Der Fahrtwind reißt einem die Schreie vom Mund. Die coolen Teenager dagegen schwenken ihre Baseballkäppis lässig in der Hand, den Ellbogen wie beim Sportwagenfahren souverän auf der Seitenwand abgelegt. Bei unter 20-Jährigen scheinen Mägen erschütterungssicher in Öl gelagert zu sein. Und Angst kennt die Jugend offenbar auch nicht - es geht nämlich noch rasanter, noch schneller, noch magenbelastender: Eclipse heißt der rotierende Hammer, in dessen Gondel Scharen von Adrenalinsüchtigen mit 90 Stundenkilometern in 48 Meter Höhe geschleudert werden. Mit vierfachem Körpergewicht wird man dabei in den Sitz gepresst - offenbar ein großes Vergnügen für viele. Bei der Familie Krejtschi aus Amorbach im Odenwald geht es beschaulicher zu. "Wir machen Urlaub in Trier - da kommt uns das Volksfest gerade recht", sagt Opa Krejtschi, der gerade mit Oma Krejtschi und den beiden Enkelchen aus der Familiengeisterbahn kommt. Lindas wasserblauen Augen sind weit aufgerissen. "Da drin hat ein Vampir von hinten eine Frau im Arm", sagt sie. Ein echter Vampir? "Nein, nein", lacht die Neunjährige. Richtig Angst gehabt hat auch der siebenjährige Bruder nicht, auch wenn der vor lauter Aufregung gar nicht richtig weiß, was er denn am besten fand in der Geisterbahn. "Alles", lautet Erics erschöpfende Antwort.15 Euro für jedes Kind

Ein weiteres Zeichen dafür, dass junge Mägen belastbarer sein müssen, ist die schlumpfblaue Zuckerwatte, die sich wie geschnitten Brot verkauft. Dabei haben die meisten Kinder gar keine Zeit zum Essen. "Eigentlich will ich jetzt zum Riesenrad, aber eigentlich auch zu den Scootern und dahinten war auch noch was", sprudelt es aus der 11-jährigen Marie aus Trier hervor, die gerade auf einem Teppich die Riesenrutsche heruntergesaust ist. Dass es dabei regnet, macht ihr und ihren Freundinnen Nadine und Christine nichts aus. "Der Regen macht die Rutsche sogar schneller", freut sich die zehnjährige Nadine. "Wir haben einen Betrag von 15 Euro pro Kind eingeplant", erzählt eine der Mütter, "inklusive Essen." Dafür kann man am Familientag immerhin 15 Mal Riesenrad fahren oder 18 Limos trinken. "Die Familientagpreise sind okay", sagt auch eine Mami aus Oberbillig. So okay, dass man den kalten Regen beinahe verschmerzen kann. Weitere Fotos: Seite28

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