Waggerl auf Trierisch

TRIER. Beste Unterhaltung auf gut Trierisch bot der gleichnamige Verein bei seinem Advent-Mundart-Stammtisch im Warsberger Hof. Versierte Mundart-Interpreten ließen nicht nur die guten alten Zeiten aufleben, sondern auch Wundersames.

Mit den "Stöggelcher", die vor allem von der stimmungsvollen Adventszeit handelten, stellten die Vortragenden eindrucksvoll unter Beweis, dass sie die urwüchsige Trierer Mundart beherrschen. Stammtischleiter Walter Schrage und seine Kompagnons unterhielten vortrefflich auch mit Geschichten aus der Neuzeit - zum Beispiel Heribert Bisdorf: "Dä Weihnachtsfluh". Bisdorf hatte das Original vom Weihnachtsfloh (vom österreichischen Schriftsteller Karl-Heinrich Waggerl) auf echt Trierisch umgeschrieben. Dabei herausgekommen sind so wohlklingende Passagen wie "Doch bei däm Könd öm warme Struh. Dao schlieft noch ganz allaan e' Fluh. Dän haot, wie wollt et anners giehn, dän Engel aanfach iewersiehn." Besucherin Irmtraud Boost war begeistert: "Ich höre das Trierisch sehr gerne. Aber zu Hause in meiner Kindheit haben wir es nicht gesprochen. Der Vater stammte aus Witten, die Mutter aus Metz." Ihre Kinder jedoch sprächen Trierisch, "wenn sie mich ärgern wollen". Walter Schrage freute sich über einen voll besetzten Saal. "Alles waschechte Trierer. Aber es könnten auch einige Kürenzer darunter sein", flachste er. Dem Jahreslauf folgend, begann der Abend mit "Sankt Meerten": "…sieht en armen Beedler leijen, nagisch, plagisch ob d'r Straoß. Et ös kalt - on dut schon schneijen, selwst em Martin dröpst de Naos...") und endete mit "Neijaohr". "St. Niklaos" und "Niklaosdaag" mit Hans Muff oder dem Pelzebubb gaben Margit Maringer, Josef Norta und Fritz Tressel zum Besten (Autoren Addi Merten, Heinrich Scherer und Werner Becker).Heinrich von Trier neu entdeckt

Maria Köny erinnerte an Claire Prems "Engelcher, die baaken". Monika Bisdorf erzählte vom "Sankt Barbaradaach" (4. Dezember) von Emil Arenz. Noch einmal ein Waggerl-Stück: Lieselotte Haupers hat die Geschichte von den Heiligen drei Königen in Trierer Platt umgearbeitet unter dem Titel "Wufier de König Melchior". Unter den vielen "Verzählcher" hatte Schrage neues Altes: Per Zufall hatte er ein Gedicht mit dem Titel "Weihnachtsaomend" von "Heinrich von Trier" gefunden, um die 75 Jahre alt: "Kennst dau noch die sielig Zeiten…" Zum Abschluss des Abends sang der Männergesangverein Trier-Heiligkreuz unter Leitung von Achim Müller.

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