Wahlschlacht-freie Zone Heiligkreuz

HEILIGKREUZ. Wahlen verlieren oder gewinnen ist in Heiligkreuz eine relative Angelegenheit. Die Fraktionen im Ortsbeirat sind in den vergangenen fünf Jahren gut miteinander ausgekommen und wollen ihre Kooperation auch nach dem 13. Juni fortsetzen, ganz gleich, ob Elisabeth Ruschel (CDU) Ortsvorsteherin bleibt oder Klaus Wagner (SPD) gewinnt.

Mit dem 1999er Ortsbeiratswahl-Ergebnis in 6800-Einwohner-Stadtteil Heiligkreuz haderte vor allem die UBM. Obwohl ihr mit erreichten 3,31 Prozent ein Mandat zugestanden hätte, ging die Freie Liste leer aus. Den Sitz erhielt die CDU, weil laut Ausnahmeregelung im Kommunalwahlgesetz eine erreichte absolute Stimmenmehrheit sich auch in absoluter Mandate-Mehrheit niederschlagen muss. Und die gestaltete sich dann äußerst komfortabel: Neun Christdemokraten auf der einen Seite, vier Sozialdemokraten und zwei Grüne auf der anderen. Doch die befürchtete Einseitigkeit blieb aus. Viele wichtige Entscheidungen traf der Ortsbeirat einmütig. Ganz im Sinne von Ortsvorsteherin Elisabeth Ruschel (57), die mit ausgeprägtem Harmoniebedürfnis zu Werke ging: "Ich trete für Überparteilichkeit ein. Mit ist es egal, vom wem gute Ideen kommen. Hauptsache, sie bringen unseren Stadtteil voran. Und ich denke, wir haben in den vergangenen fünf Jahren in gemeinsamer Arbeit viel erreicht." Die Sozialdemokraten sehen das ebenso. "Wir haben unsere Vorstellungen etwa von der neuen Einrichtung der Grundschule oder zum Einbahn-Verkehr in der Ziegelei realisieren können und sehen deshalb keinen Grund zur Klage", sagt SPD-Listenführer Klaus Wagner (45). Dennoch wollen sich die Sozialdemokraten nicht kampflos ins Schicksal fügen. Sie bieten Wagner als Ortsvorsteher-Kandidaten auf - auch, um Flagge zu zeigen.Harmonie-Bedürfnis und ein Ehe-Duell

"Das Mehrheitsverhältnis im Ortsbeirat entspricht nicht den Realitäten. Für uns ist mehr drin als vier Mandate", sagt der Herausforderer mit Hinweis auf die 41,1 Prozent, die sein Genosse Klaus Rümmler (59) anno 1999 im direkten Duell gegen Elisabeth Ruschel erreichte. Die Amtsinhaberin verteilt schon einmal Vorschusslorbeeren an Mitbewerber Wagner: "Ich schätze ihn und seine Arbeit sehr. Ich hätte keine Probleme mit ihm als Ortsvorsteher." Dennoch demonstriert auch die Heiligkreuzer CDU politischen Ehrgeiz. Mit 19 Bewerbern präsentiert sie die umfangreichste aller Kandidatenlisten für die insgesamt 19 Trierer Ortsbeiräte. Inklusive "Eheduell": Jeweils auf Platz sieben kandidieren bei der SPD Rainer Hülsmann (60) und bei der CDU seine Gattin Katrin Braun-Hülsmann (26). Für die Grünen geht das amtierende Beiratsmitglied Roland Marquenie (50) als Spitzenkandidat ins Rennen. Anführer der ebenfalls fünfköpfigen UBM-Bewerberliste ist Karl Lauer (63). Auf den neuen Ortsbeirat warten spannende Aufgaben. Im Blickpunkt: das so genannte "Jugendproblem". "Wir müssen weiterhin versuchen, Brücken zwischen den Generationen zu schlagen und gegenseitiges Verständnis zu schaffen", meint Elisabeth Ruschel. Nur so könne es gelingen, die Respektlosigkeit mancher Teens und Jung-Twens einerseits sowie die daraus resultierende Angst und Verunsicherung älterer Menschen zu überwinden. Klaus Wagner plädiert ebenfalls für Dialog statt autoritärer Ausgrenzung. Die CDU-Vorfrau will sich weiterhin auch der Ortskern-Verschönerung widmen. Die nächste Großchance dazu bietet sich nach Abschluss des Ausbaus der Arnulfstraße einschließlich Kirchvorplatz im Herbst kommenden Jahres. Die Vorbereitungen zu dem großen Ausbauprojekt haben kürzlich mit Leitungsverlegungen an der Kiewelsberg-Einmündung begonnen. Außerdem will der Ortsbeirat der Historie des Stadtteils Rechnung tragen. Elisabeth Ruschel: "Heiligkreuz ist ein bedeutender Teil der ältesten Stadt Deutschlands. Das sollten Einheimische, Touristen und Akademie-Besucher zum Beispiel über Beschilderungen oder Info-Tafeln erfahren." Einen Beitrag zur Ortsbild-Pflege leisten die großen Parteien bereits jetzt. Sie verzichten auf Wahlplakat-Schlachten.Morgen in unserer Serie zur Kommunalwahl in den Stadtteilen: Kernscheid.

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