Waldrach im Visier der Forscher
WALDRACH. Eine Woche lang stand der Weinort Waldrach im Sommer im Mittelpunkt einer Dorfuntersuchung. Jetzt hat die Akademie der Katholischen Landjugend und die Universität Trier im Rathaus eine 200 Seiten umfassende Analyse zum heutigen Leben vorgelegt.
"Mit dieser Analyse ist Waldrach eine der am besten beleuchteten Gemeinden im Land", sagte Thomas Tschöke, geschäftsführender Referent der Akademie der Katholischen Landjugend in Rhöndorf. Gemeinsam mit dem Soziologen Waldemar Vogelgesang von der Universität in Trier überreichte er dem Ortsbürgermeister Heinfried Carduck die "Dorfanalyse Waldrach".
Die rund 50 anwesenden Vereinsvertreter und Mitglieder des Gemeinderats staunten nicht schlecht über das umfassende Ergebnis der Dorf-Ananlyse. In mehreren Arbeitsgruppen hatten die Studenten den Ort untersucht. So nahmen sich die einen der "Zugehörigkeit und dem Miteinander", dem "Tourismus", den "Treffpunkten" an, während andere die "Jugend", das "Vereinswesen" oder das "Zusammenleben und die Zukunft" bearbeiteten.
Lediglich die Regionale Schule ("Von dort gab es auf unsere Anfrage keine positive Rückmeldung", so Vogelgesang) und die Arbeit der Volkshochschule fanden keine Berücksichtigung.
Das intakte Dorfleben, die hohe Integration in das Gemeinwesen, die Attraktivität des Ortes für Neubürger, die moderate Wanderungsrate, die topografisch privilegierte Lage und nicht zuletzt die Stadtnähe sind die "Eckpfeiler" der Gemeinde, "in der man sich rundweg wohl fühlt", wie eine Waldracher Seniorin bei der Befragung meinte.
Dazu trägt das Vereinsleben maßgeblich bei. Rund 80 Prozent der Bevölkerung haben sich in den über 30 Vereinen organisiert. "Eine erstaunliche Größe, die eine Ausnahme im Vergleich zu anderen Orten darstellt und Waldrach als das ‚Vereinsdorf' bezeichnen lässt," sagt Vogelgesang.
Die Vereine sind der Motor, das Schwungrad für das gute Gemeindeleben. Trotzdem scheint den Experten das "Miteinander" ausbaufähig zu sein. Auf den Ort kommen in den nächsten Jahren vielfältige Aufgaben zu. Die Bewohner äußerten viele Bedürfnisse und Forderungen, wovon die meisten wohl vorläufig unerfüllt bleiben dürften. Beim "Waldracher Wunschkonzert" gibt es eine ganz klare "Hitliste": Ein neuer Jugendraum, ein größeres gastronomisches Angebot, eine Grillhütte, Maßnahmen für berufstätige Eltern (Ganztagsschule, Öffnungszeiten, Kindergarten) und ein komfortableres Bürgerhaus führen sie an. Neben dem Radweg, dem Weinbau und den Wanderwegen war auch die neu zu gestaltende Dorfmitte ein zentrales Thema.
Vogelgesang: "Das Rathaus an diese Stelle zu bauen war ein gewagtes Unternehmen. In der guten Annahme durch die Besucher spiegelt sich die richtige Entscheidung aber wider." Dabei spielt auch das gegenüber liegende Gasthaus "Zum Hühnerstall" eine wichtige Rolle. Zitat aus der Analyse: "Der ‚Hühnerstall' ist die Mitte des Dorfes, das Zentrum. Er nimmt als ‚soziale Keimzelle' die Überlegungen und Planungen zur Gestaltung der Dorfmitte als kleinen Versuch vorweg und deutete damit an, dass es funktionieren kann."
Der Wunsch nach einem Dorfplatz, der "gleich um die Ecke" geschaffen werden könnte, ist da. In die weitere Planung sind dabei das Ehrenmal, der "Berfin Grill", das alte Feuerwehr-Gerätehaus und der Festplatz einzubeziehen. Die "Waldracher Zukunftsaufgaben" sind in allen Bereichen umfangreich und vielseitig und verlangen viel Arbeit, damit das Dorf weiterhin ein "Wohlfühlort mit Zukunft" (TV vom 26. Juni) bleibt. Die Dozenten: "Die Weichen sind, das ist jedenfalls unser Eindruck, nachdem wir durch die intensive Feldforschung im Ort fast zu ‚Wahl-Waldrachern' geworden sind, in die richtige Richtung gestellt."kah/red