Wallfahrer und angefressene Rohre

FILSCH. Das Leid mit dem Wasser: In der Filscher Chronik, die Ende August erscheint, greift Karl-Josef Gilles ein weithin vergessenes Thema auf: Die eigenständige Wasserversorgung des Orts.

 Erinnerungsstück: Dieser Keilstein befand sich einst im Türsturz des 1911 erbauten Filscher Wasserwerks.Foto: Josef Tietzen

Erinnerungsstück: Dieser Keilstein befand sich einst im Türsturz des 1911 erbauten Filscher Wasserwerks.Foto: Josef Tietzen

Angefressene Rohre und defekte Waschmaschinen: Das Wasser, das in Filsch aus der Erde kommt, greift die Leitungen an. Doch bevor der Ort Ende der 70er Jahre an das allgemeine Wasserversorgungsnetz angeschlossen wurde, hatte er ein eigenes Wasserwerk.Bereits 1910 beschloss der Gemeinderat von Filsch, eine Wasserleitung und ein Wasserwerk zu bauen. Das Gebäude, das 1979 abgerissen wurde, stand am Breitenweg 23. Ein Relikt können Spaziergänger heute noch entdecken: "1911" steht dort auf einem Keilstein in einer Hausmauer. Der Stein zierte einst den Türsturz des Wasserwerks.Als die Anlage vor dem Ersten Weltkrieg errichtet wurde, war sie technisch auf dem neuesten Stand. Sie hatte zwei Kammern, von denen jede 60 Kubikmeter Wasser fassen konnte. Aus dem einen Tank wurde die Bevölkerung versorgt, der zweite diente als Notreserve für die Feuerwehr.Doch lange hatte die Gemeinde keine Freude an ihrer zentralen Wasserversorgung, denn überraschend schnell korrodierten die Metallrohre. Eine chemische Untersuchung klärte das Phänomen: Das Medizinaluntersuchungsamt Trier teilte der Gemeindeverwaltung 1926 mit, dass das Filscher Wasser aggressive Kohlensäuren enthalte. Um zu vermeiden, dass das gesamte Leitungsnetz mit der Zeit zerstört würde, erwog die Gemeinde, eine Entsäuerungsanlage zu bauen. Doch die Kosten von damals 3500 Mark waren zu hoch für die knappe Gemeindekasse. Der Regierungspräsident entschied, dass bei etwas mehr als zehn Milligramm Kohlensäure pro Liter Wasser die Anlage nicht nötig sei.Vielleicht hätte sie sich aber gelohnt. Noch heute berichten alteingesessene Filscher davon, dass zu Zeiten der lokalen Wasserversorgung vielen Waschmaschinen kein langes Leben beschieden war.Das kohlensäurehaltige Wasser hatte aber nicht nur Nachteile für Filsch: Seit dem 17. Jahrhundert war die Kirche ein begehrter Wallfahrtsort. Verehrt wurden dort die heilige Felicitas und der heilige Lazarus, das so genannte Filscher Schwäremännchen (Schwären = Geschwüre). Meist erflehten die Wallfahrer Hilfe bei Aussatz und Hauterkrankungen.Die Quelle, die einst unterhalb der Wallfahrtskapelle sprudelte, wurde dann Mitte der 60er Jahre im Rahmen der Flurbereinigung zugeschüttet. Hatte damit Filsch eine große Chance als Heilbad und/oder Wallfahrtsort verpasst? Wer weiß. Jedenfalls - so steht es in der Chronik - wurden dort früher in der Kirche auch noch weitere Heilige, die vor Krankheiten schützten, verehrt. Als sich Karl-Josef Gilles bei der Recherche für die Chronik mit den Aufgaben dieser Heiligen näher beschäftigte, entdeckte er den nahe liegenden Zusammenhang. Nachgewiesen ist auch, dass die Kapelle auf römischen Mauern steht. Möglicherweise geht sie also auf ein antikes Heiligtum mit einer Heilquelle zurück. Allerdings lässt sich das, so Gilles in seiner Chronik, nicht ohne eine archäologische Untersuchung klären. Das Buch "Die Geschichte von Filsch (973-2003)" wird bei der 1030-Jahr-Feier am 30. August vorgestellt.Morgen: Wurde Filsch bei der Eingemeindung um Gemarkungsflächen betrogen?

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