Wandelndes Gedächtnis

Dem Bruch mit einer langen Familientradition hat die Ortsgemeinde Detzem (Kreis Trier-Saarburg) ihren neuen Ehrenbürger zu verdanken: Denn Josef Hilgers wollte anders als sein Bruder und seine Vorfahren nicht Förster in der Eifel werden, sondern nahm 1956 eine Stelle als Volksschullehrer in Detzem an.

Detzem. An diesem Samstag wird Josef Hilgers im Bürgerhaus der Ortsgemeinde Detzem eine Urkunde überreicht, die ihn als neuen Ehrenbürger des 580-Seelen-Dorfes ausweist. Eine solche Feier haben die meisten Bürgerinnen und Bürger noch nie erlebt, denn der letzte Ehrenbürger wurde 1953 ernannt - auch damals ein langjähriger Lehrer. Warum Detzem nach über 50 Jahren wieder einen Ehrenbürger in seine Reihen aufnimmt, erklärt Ortsbürgermeister Albin Merten: "Das hat der Ortsgemeinderat aufgrund des herausragenden ehrenamtlichen Engagements von Herrn Hilgers einstimmig beschlossen. Besonders möchte ich hervorheben, dass er der Verfasser der 570 Seiten starken Detzemer Ortschronik ist." Denn obwohl Hilgers 1933 in Dieblich (Kreis Koblenz) geboren wurde, fasste er schnell in seiner neuen Heimat Detzem Fuß. Das war auch kein Wunder, wie der Ehrenbürger mit einem Augenzwinkern verrät: "Meine Ururur-Großmutter Anna Maria Schue war eine geborene Monzel aus Detzem. Also war ich damals bereits zu einem Zweiundreißigstel Detzemer." Hilgers war Volksschullehrer in Detzem und später Realschullehrer in verschiedenen Orten, eine Laufbahn, die er als Rektor beendete. Nach seiner Pensionierung 1996 widmete er sich einem lang gehegten Wunsch: Die Geschichte des Dorfes in einem Buch festzuhalten. 1996 begann er mit den intensiven Recherchen in zahllosen Archiven, und im Mai 2001 wurde die äußerst fundierte Chronik einer erstaunten Öffentlichkeit vorgestellt. "Ich hatte immer zwei große Leidenschaften: die Geschichte und die Musik", sagt Hilgers über seine Hobbys. So übernahm er gleich 1956 die Leitung des Kirchenchores, den er zu einem gemischten Chor umwandelte und noch heute dirigiert. "Ich lese viel, aber eigentlich nur Historisches"

Eine der jungen Damen, die damals den Männerchor verstärkten, war seine spätere Ehefrau Elfriede, mit der er drei Kinder bekam. Hilgers spielt seit damals fast jeden Sonntag die Orgel der Kirche und dirigierte über viele Jahre den Männergesangverein Detzem. Sich um Kinder und Enkel zu kümmern, zählt heute zu den größten Hobbys des Pensionärs. "Ich lese unendlich viel, aber eigentlich nur Historisches - derzeit eine Cusanus-Biographie", erzählt er. Als er von der Ernennung zum Ehrenbürger erfuhr, war er sehr überrascht, gesteht Hilgers: "Das ist ja nichts, worauf man hinarbeitet. Zunächst war ich baff. Aber da es ein einstimmiger Beschluss war, freut es mich." Alle Bürgerinnen und Bürger sind zu der Feierstunde am Samstag, 17 Uhr, ins Bürgerhaus eingeladen (Sektempfang ab 16.30 Uhr).

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