Wange an Wange im Zweivierteltakt

TRIER. Das Gefühl mitten in einer Bar in Buenos Aires zu sein, das Raunen der Zuhörer an den Tischen in den Fensternischen, verständige, tiefe, leidenschaftliche Blicke: Argentinischer kann eine Nacht nicht sein – auch die beim Sommerball der Tangoinitiative Trier im Kurfürstlichen Palais.

Damen und Herren schmachten am Rand der Tanzfläche nach einer neuen Runde, Blicke treffen sich, Paare bewegen sich voller Hingabe, Wange an Wange, Verlangen und Verführung schweben im Raum, Worte braucht man nicht. Die Bewegungen sind voller Kraft und Sinnlichkeit. "Tango ist eine universelle Sprache, auch ohne eine Fremdsprache sprechen zu können, ist mit dem Tango Verständigung möglich. Das ist das Faszinierende und Verbindende", sagt Ballbesucherin Katharina Bauer.Anreise sogar aus Metz und Aachen

Wie sie hat es über 60 Tango-Begeisterte in den Rokokosaal des Kurfürstlichen Palais gezogen. Sogar aus Metz und Aachen sind Paare angereist, die keine Gelegenheit auslassen, um sich im Tanz voller Eleganz zu wiegen. Zuvor spielte das Cuarteto Relés konzertanten Tango Nuevo in klassischer Besetzung: Kontrabass, Klavier, Violine und Akkordeon. Stücke von Astor Piazzolla und eigene Kompositionen stimmten die Ballgäste auf den Abend ein, der getragen war von herrlicher Melancholie und tiefen Gefühlen. Die schmelzende Geige und der forsche Rhythmus, den Klavier und Bass vorgaben, ließen die Herzen in piano und forte Kapriolen schlagen oder weinen. Danach bestätigten die Profi-Showtänzer Eva Perez und Andreas Ernesto aus Saarbrücken mit ihrer ausgefeilten Choreographie den viel zitierten Ausspruch Enrique Santos Discépolos: "Der Tango ist ein trauriger Gedanke, den man tanzen kann." Trotz der Vorliebe des Tango für Verzweiflung und Bitterkeit zeigten die Profis im zweiten Showteil bei einem modernen Elektro- oder Fusion-Tango, dass der argentinische Tanz ebenso exzessiv leidenschaftlich sein kann, voller sprühendem Verlangen, mitreißendem Vergnügen und körperlicher Spannung. Während das Cuarteto Relés zum Tanz aufspielte, wurden Schuhe gewechselt und das Parkett erobert. Die Herren führen und entscheiden, die Damen folgen, müssen die Schritte der Herren lernen, so die Regel. "Mit jedem Tango, Milonga, Tango de salón oder Vals kann man in verschiedene Stimmungen treten. Die schöne Kleidung gehört dazu, die Haltung verändert sich", sagt Silvia Tandi aus Aachen, die erst seit einigen Monaten, aber mit wachsender Begeisterung tanzt. Denn das Tango-Fieber verfehlt seine Wirkung nie. Tango-Termine in der Region unter www.tango-trier.de.

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