War alles umsonst?

Vor vier Jahren startete an der Grundschule Reichertsberg in Trier-West die Initiative "Sozialer Friede durch aktives Musizieren". Am 8. Juli zeigten die Streichergruppe der 3. und 4. Klasse sowie der Chor der 4. Klasse das erlernte Können in einem Abschlusskonzert. Fazit: Die Schüler sind von dem Projekt begeistert; das Interesse der Eltern lässt allerdings zu wünschen übrig.

Trier-West. Die Grundschule Reichertsberg in Trier-West: sozialer Brennpunkt, problematische Elternarbeit, unregelmäßige Teilnahme einzelner Kinder am Unterricht, längere Fehlzeiten - alles schlechte Bedingungen für die Lern- und Leistungsentwicklung der Schüler. Die Initiative "Sozialer Friede durch aktives Musizieren", finanziert durch die Nikolaus-Koch-Stiftung, sollte eine Hilfestellung für diese Probleme bieten. Wunsch war, die Lernmotivation weiterzuentwickeln sowie das Sozialverhaltens der Schüler zu verbessern.

Nach einer Langzeitstudie des Musikpädagogen Hans Günther Bastian soll, durch das frühzeitige Erlernen musikalischer Fähigkeiten, genau das erreicht werden. Musik verstehen und Musik machen setzt Denken, Fühlen und Reproduzieren von komplexen, systematischen Strukturen voraus. Auch Ulrich Holkenbrink, Kulturdezernent der Stadt Trier, sagt: "Aktives Musizieren steht im Einklang mit intensivem Erüben. Ich spiele selbst ein Instrument und bin sehr begeistert, was die Schüler hier geleistet haben."

Das Musikprojekt startete im Schuljahr 2005/2006 in der ersten Klasse. In den ersten beiden Jahren wurden die Schülern zur Musik hingeleitet. "Die Kinder wurden erst einmal in den Bereichen Rhythmik, Notenlehre und Gesang unterrichtet", sagt Rudolf Hahn, Leiter des Bildungs- und Medienzentrums in Trier. Danach begann die Ausbildung an den Instrumenten. Die Errichtung einer Streicherklasse mit vier Kontrabässen, sechs Celli, sechs Bratschen und zwölf Geigen sei eine Besonderheit, sagt Holkenbrink: "Bei Streichinstrumenten ist es sehr schwierig, den richtigen Ton zu treffen. Das selbstständige Suchen und Definieren der Töne erfordert intensive Selbstkontrolle."

Die Leiterinnen des Projekts, Anna-Maria Goerres-Caspers (Chor), Barbara Konder (Streicher) und Gisela Bitdinger (Streicher sowie Chorleiterin), sind von dem Ergebnis des Projektes begeistert. Bitdinger: "Bei unserem einstudierten Grusical haben die Schüler des Chors alles auswendig gelernt - das war schon sehr beeindruckend." Jedoch bemängelt sie das Desinteresse der Eltern. "Wir haben allen Eltern ein Schreiben geschickt, wie es mit der musikalischen Förderung jetzt weiter gehen könnte, die Resonanz war gleich null. Von unserer Seite haben wir alles getan."

Jetzt liegt es an den Eltern, die musikalische Förderung weiterzuführen, schon allein im Interesse ihrer Kinder, denen das Musikprojekt jede Menge Spaß bereitete:

Silke Mayer (10) aus Trier: "Am Schönsten fand ich, dass wir so tolle Instrumente erlernen durften und zum Schluss damit auftreten konnten."

André Meyer (10) aus Trier: "Die Unterrichtsstunden waren sehr abwechslungsreich. Mir hat es riesigen Spaß gemacht. Und das wir am Ende alles unseren Eltern vorführen durften, war besonders schön."

Vivian Bast (10) aus Trier: "Ich habe mich so gefreut, als wir nach zwei Jahren endlich an den Instrumenten spielen durften. Ich war schon ganz ungeduldig."

Andreas Tobä (12) aus Trier: "Ich bin froh, dass wir dieses Projekt machen durften, und es ist schade, dass es jetzt vorbei ist."

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