Warme Unterhosen für den Bischof

Trier · Der Trierer Caritasdirektor Bernd Kettern ist der 27. Inhaber des Franz-Weissebach-Preises. Den Preis verleiht der Verein Prinzenzunft der Stadt Trier jährlich an humorvolle und sozial engagierte Menschen. Preisträger des vergangenen Jahres war der kürzlich gestorbene TV-Redakteur Dieter Lintz.

Trier. Wie geht man mit einer humorvollen Veranstaltung um, wenn der Laudator kürzlich gestorben ist? Ganz normal, hatte die Familie von Dieter Lintz entschieden und im Interesse einer gelungenen Veranstaltung ausdrücklich darum gebeten, bei der Verleihung des Franz-Weissebach-Preises auf eine Gedenkminute für den im August gestorbenen TV-Redakteur zu verzichten. Anstelle von Lintz hielt Andreas Dalpke, Vizepräsident der ausrichtenden Prinzenzunft, die Laudatio. Und er machte seine Sache gut.
Zuvor aber war es an Präsident Jürgen Schlich, die Gäste der Preisverleihung zu begrüßen. Gekommen waren auch einige frühere Preisträger, darunter Manfred Maximini. Er erhielt 1990 den Franz-Weissebach-Preis. Und stellte im persönlichen Gespräch fest, dass er der dienstälteste lebende Preisträger ist. Verstärkung erhielt Maximini von weiteren Preisträgern: Schwester M. Elisabeth Mues (2008), Dagmar Barzen (2012) und Peter Pries (2005).
Bevor der aktuelle Preisträger Bernd Kettern in den Mittelpunkt trat, galt es noch etwas zu klären. Kurz vor seinem Tod hatte Dieter Lintz Präsident Jürgen Schlich mitgeteilt, dass er das erhaltene Preisgeld dem Trierer Verein Auryn zukommen lassen wolle, der Kinder von psychisch kranken Eltern unterstützt. Stellvertretend für Lintz überreichte Schlich nun den Scheck an Gabriele Apel, die den Verein 2001 ins Leben gerufen hatte.
Und dann richteten sich alle Augen auf Laudator Andreas Dalpke und den aktuellen Preisträger Bernd Kettern. Es gebe sicherlich viele Menschen, die Anerkennung verdient hätten, sagte Dalpke. Doch solle der Preisträger dem Namensgeber vom Wesen her doch möglichst nahekommen: humorvoll und immer mit einem gewissen Schalk im Nacken. Wer sich mit dem Menschen Bernd Kettern befasse, gelange unweigerlich zu der Auffassung, Kettern habe es geradezu darauf angelegt, es Weissebach gleichzutun. Nicht nur, dass er sich im direkten Umfeld des Palastgartens angesiedelt habe, dessen Existenz Franz Weissebach zu verdanken ist.
Dalpke berichtete dem staunenden und lachenden Publikum von einer Vielzahl an Streichen, mit denen der noch junge Kettern von sich reden gemacht hatte. Auch als Erwachsener habe er seinen Humor behalten. Den Preisträger schilderte Dalpke als "Menschen mit großem Fachwissen, dabei immer humorvoll und von diplomatischer Wesensart".
Der so Gelobte gab das Kompliment zurück. Dalpke habe für seine Laudatio tief gegraben und Dinge ans Tageslicht gebracht, die er selbst schon verdrängt habe, sagte Kettern schmunzelnd. Und lieferte den Beweis, dass Weissebach sicherlich seine helle Freude an ihm gehabt hätte. Zum einen versprach er hoch und heilig, dass er - sollte Bischof Ackermann weiter in Trier bleiben - zeitlebens durch den Kauf von warmen langen Unterhosen dafür Sorge tragen werde, dass es dem Bischof im Dom niemals kalt werden würde. Zum anderen will er sein Preisgeld den Caritaskonferenzen zukommen lassen. Das ist ein Verein, der 1840 von Anna Weissebach, einer Tante Franz Weissebachs, gegründet wurde und der sich für sozial benachteiligte Menschen engagiert.
Extra

Der 1925 verstorbene Mitbesitzer des heutigen Weinguts von Othegraven ist der Stifter des Trierer Palastgartens. Damals zeigte die Stadt Interesse, den ehemaligen Exerzierplatz am Kurfürstlichen Palais in eine Gartenanlage umzuwandeln. Allein es mangelte am Geld. Weissebach setzte daraufhin die Stadt Trier testamentarisch zu seiner Erbin ein. Allerdings vererbte der Schalk sein Vermögen mit Zweckbindung: Das Geld aus dem Verkauf sollte für den Bau eines Krematoriums auf dem städtischen Friedhof verwendet werden, was zu jener Zeit im streng katholischen Trier undenkbar war. Den einzigen Ausweg bot eine zusätzliche Bestimmung im Testament: Sollte die Trie rer Stadtverordnetenversammlung den Bau des Krematoriums fünf Jahre lang jeweils ablehnen, konnten die Mittel für einen Volksgarten verwendet werden. (Quelle: Wikipedia)

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