Warten auf das Phantom Mierscheid

Merscheid · Eine erfundene Gestalt feiert Geburtstag. Politiker und Bürger haben in Merscheid den 80. Geburtstag des Morbacher Bundestagsabgeordneten Jakob Maria Mierscheid in einer Feierstunde gewürdigt.

Merscheid. Und wieder hat ihn keiner gesehen: 170 Neugierige waren ins Merscheider Gemeindehaus gekommen, um den Morbacher Bundestagsabgeordneten Jakob Maria Mierscheid zu erleben und den 80. Geburtstag des Hinterbänklers zu feiern. Die politische Prominenz war mit dem rheinland-pfälzischen Landtagspräsidenten Joachim Mertes, dem ehemaligen parlamentarischen Staatssekretär Dietrich Sperling sowie Landtagsabgeordneten und Europaabgeordneten zahlreich vertreten. Dazu hatten zahlreiche ranghohe Politiker wie Rainer Brüderle, Norbert Lammert und Gregor Gysi Grußworte geschickt, die der Morbacher Bürgermeister Andreas Hackethal verlas. Hackethal sowie Landrat Gregor Eibes riefen einige der Projekte, die der unbequeme Abgeordnete umsetzen wollte, ins Gedächtnis der Besucher: Das Antilabergesetz für Redner im Bundestag, Morbach als Bundeshauptstadt, Olympische Spiele nach Morbach, eine S-Bahn zwischen den 19 Morbacher Ortsbezirken. Doch mitten in Hackethals Ausführungen rief Mierscheid an, um sein Nichtkommen zu vermelden. "Ich bin in Berlin, die Pflicht ruft." Er müsse den Kindergarten in Berlin beaufsichtigen und dem Peer den Wahlkampf organisieren. Die Strategie: Gegen Merkel hat die SPD nur geringe Chancen, deshalb müsse "die SPD so viele Fehler machen, dass die Leute sie aus Mitleid wählen". Die Enttäuschung der Gäste, die Mierscheid gratulieren und ihn endlich einmal persönlich kennenlernen wollten, hielt sich in Grenzen, denn immerhin haben sie jetzt über das Telefon seine Stimme gehört. Das Telefonat endete abrupt, als Mierscheid einen zweiten Anruf aus dem Vatikan erhielt "Papst? Alt genug bin ich ja."
Das Eingangstor sowie eine Bank für den Jakob-Mierscheid- Wanderweg wurden daher in Abwesenheit des Phantoms enthüllt. Der Wanderweg verläuft zwischen den Ortsbezirken Merscheid, Heinzerath, Elzerath und Gonzerath und wird im März eröffnet. Eine Besucherin im Merscheider Gemeindehaus war ob der Feierlichkeiten fassungslos: "Wie man aus nichts so viel machen kann", sagte sie. cst

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