Warten auf die Wohnmobile

Fell · Ursprünglich sollten Wohnmobilisten spätestens zu Ostern diesen Jahres schon in Fell Station machen können (der TV berichtete). Der PLatz wird nun drei paar Monate später in Betrieb genommen. Innerhalb einer zweijährigen Testphase soll herausgefunden werden, ob die außergewöhnliche Lage - mehrere Kilometer von der Mosel und vom Ort entfernt - überhaupt für Urlauber attraktiv ist.

 Hermann und Helmut Kronz sowie Karl Krämer stellen das Hinweisschild Wohnmobilstellplatz „Auf den Schiefergruben“ auf einem Außengelände in Fell auf. TV-Foto: Katja Bernardy

Hermann und Helmut Kronz sowie Karl Krämer stellen das Hinweisschild Wohnmobilstellplatz „Auf den Schiefergruben“ auf einem Außengelände in Fell auf. TV-Foto: Katja Bernardy

Fell. Es ist der Feller Gemeinde einen rund 5000 Euro teuren Versuch wert: Auf einem ehemaligen Firmengelände entlang des Nossernbachs, ein paar Hundert Meter unterhalb des Besucherbergwerks, ist ein Wohnmobilstellplatz entstanden. "Stromanschluss und Beleuchtung sind inzwischen vorhanden, der Platz wurde geräumt und die Schlaglöcher beseitigt", sagt Rony Sebastiani, Ortsbürgermeister von Fell. Gemeindearbeiter haben vor rund einer Woche ein Hinweisschild inklusive Nutzungsordnung aufgestellt. "Jetzt fehlt noch die Begrenzung des Wohnmobilstellplatzes durch Baumstämme. Ich gehe davon aus, dass diese kurzfristig geliefert werden", informiert Sebastiani. Aber Wohnmobilisten könnten nun bereits dort Station machen.
Auch im Ort sollen bald notwendige Hinweisschilder angebracht werden. In verschiedenen Internetplattformen (promobil, wohnmobil-atlas, camperado) wird bereits für die neue Anlaufstelle geworben. Warum hat sich der Start, der für Ostern dieses Jahres angekündigt war, so weit nach hinten verschoben? "Es mussten noch Verträge mit der Verbandsgemeinde, die Eigentümer des Geländes ist, abgeschlossen werden. Und wir warten auf die vom Forstamt zugesagten Baumstämme", erklärt Sebastiani die Verzögerung.
Ob der Platz von Wohnmobilisten angenommen wird, soll sich in den kommenden zwei Jahren zeigen. Die Lage "weit ab vom Schuss" entspricht nicht den Idealen der Wohnmobilisten: Sie wollen, dass der nächste Ort fußläufig erreichbar ist, das hatte eine Studie (2003) der Industrie- und Handelskammer zum Wohnmobiltourismus an der Mosel herausgefunden. "Daran hat sich nichts geändert", meint Sven Thiesen von der Touristinformation in Schweich. Das Angebot an der Mosel sei sehr groß, es reiche von großen Stellplätzen wie in Mehring bis hin zu kleineren direkt beim Winzer.
Der große Bedarf, "die Mosel ist ein sehr beliebtes Ziel der Wohnmobilisten", sei gedeckt. Konkrete Zahlen lägen nicht vor, da man für kleinere Stellplätze keine Genehmigung brauche. Thiesen bewertet die Lage des Wohnmobilstellplatzes in Fell als schwierig. "Wohnmobilsten steuern in der Moselregion bevorzugt Plätze am Wasser an."
Meinung

Investition an der falschen Stelle
Es ist gut und richtig, wenn sich eine Ortsgemeinde wie Fell um ihre touristische Infrastruktur bemüht. Der Fremdenverkehr zählt zu den wirtschaftlichen Standbeinen dieser Region. Die Frage ist aber, wie die Sache angefasst wird. Dank seiner Bergbaugeschichte und des Besucherbergwerks besitzt Fell ein Pfund, mit dem es sich touristisch wuchern lässt. Leider liegen die Feller Museumsstollen weit außerhalb, sind eher schwer zu finden und der Anmarsch dorthin ist lang und mühsam. Besonders die letzten Hundert Meter Wegstrecke vor dem Bergwerk - ein enges, steiles und steiniges Gebilde - schreien nach Verbesserung und Investition. Mit 5000 Euro hätte sich da schon einiges machen lassen. Stattdessen floss die Summe in einen Wohnmobilstellplatz am falschen Ort. Ein Platz ohne größeres Gewässer, weitab der "Zivilisation" und außer Sichtweite des Moseltals mit seinem weltbekannten Flair. Die Tourismusexperten wissen: Es ist die typische Mosellandschaft, die Wohnmobilisten wie magisch anzieht. Wer von diesen Gästen will sich mit seinem Reisemobil in ein dunkles Seitental stellen - direkt auf die Betonfläche eines ehemaligen Industriebetriebs? Das Feller Projekt "Wohnmobilstellplatz" riecht nach blindem Aktionismus. Ein Rat der Experten wäre hilfreich gewesen: und zwar noch vor der Investition. f.knopp@volksfreund.deVerbandsgemeinde Ruwer: Es gibt keinen Campingplatz und keinen Wohnmobilstellplatz. Bernhard Busch, Bürgermeister der VG Ruwer, hält die Errichtung eines Stellplatzes aber für sinnvoll. "Es gibt Überlegungen in Kasel", sagte er auf TV-Anfrage. Aber vor allem unter landespflegerischen Gesichtspunkten sei die Errichtung sehr schwierig. Zweifelsohne müsste der Stellplatz laut Busch in Nähe des Wassers, im Bereich der Ruwer, liegen. Verbandsgemeinde Trier-Land: Entlang der Mosel und Sauer gibt es derzeit einige Wohnmobilstell- und Campingplätze, große etwa in Langsur-Metzdorf sowie in Igel. Doch außerhalb des Flussbereichs suchen Camper und Wohnmobilisten vergeblich nach Möglichkeiten, Station zu machen. "Es gibt Überlegungen der Gemeinde Kordel, im Umfeld des Kylltalbads einen Wohnmobilstellplatz zu errichten", sagt Johanna Fox, Pressesprecherin der VG-Verwaltung Trier-Land. Kordel sei ein starker Fremdenverkehrsort. Wohnmobilstellplatz Fell: "Die Kreisverwaltung Trier-Saarburg duldet den Betrieb des Wohnmobilstellplatzes für eine Testphase auch ohne Beplanung des Bereiches", erklärt Fells Ortsbürgermeister Rony Sebastiani. Die VG Schweich als Eigentümer des Geländes habe Nutzungsverträge mit der Gemeinde Fell abgeschlossen. Entscheidet sich die Gemeinde nach der zweijährigen Probezeit für den weiteren Betrieb des Wohnmobilstellplatzes, muss ein Bebauungsplan aufgestellt werden. Dann müssten auch die Bestimmungen des Flora-Fauna-Habitat-Naturschutzgebiets und des Artenschutzes geprüft werden.

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