Warum ein Volksfreund-Artikel jetzt in einer brasilianischen Hütte hängt

Trier. · Jana Ritschdorff und Chantal Deutsch haben auf einer gemeinsamen Urlaubsreise die Ilha Grande in Brasilien besucht. Mit dabei hatten sie eine Ausgabe des Trierischen Volksfreunds und eine ziemlich ungewöhnliche Idee.

 Der große Moment nach mehrtägiger Suche: Jana Ritschdorff (rechts) und Chantal Deutsch übergeben Pinguin-Papa João Pereira de Souza den Volksfreund-Artikel über ihn und seinen Pinguin.

Der große Moment nach mehrtägiger Suche: Jana Ritschdorff (rechts) und Chantal Deutsch übergeben Pinguin-Papa João Pereira de Souza den Volksfreund-Artikel über ihn und seinen Pinguin.

Foto: privat
 An diesem Strand begann die "Liebesgeschichte" zwischen João Pereira de Souza und dem Pinguin "Dindim", der hier ölverschmiert angespült wurde.

An diesem Strand begann die "Liebesgeschichte" zwischen João Pereira de Souza und dem Pinguin "Dindim", der hier ölverschmiert angespült wurde.

Foto: privat
 Zwischen Familienbildern und direkt unter Pinguin Dindim: Der Volksfreund-Artikel hat in Brasilien eine neue Heimat gefunden.

Zwischen Familienbildern und direkt unter Pinguin Dindim: Der Volksfreund-Artikel hat in Brasilien eine neue Heimat gefunden.

Foto: privat



João Pereira de Souza lebt auf der Ilha Grande in Brasilien. Vor fünf Jahren findet er einen verletzten Pinguin am Strand vor seinem Haus. Der Pinguin hat ein gebrochenes Bein, sein Gefieder ist mit Öl verschmutzt. De Souza kümmerte sich um die Wunden und päppelte den Pinguin wieder auf. Er tauft den Pinguin auf den Namen Dindim und setzt ihn wieder zurück ins Meer. Kurios: Seitdem besucht der Pinguin einmal jährlich seinen Retter und legt dabei einen Reiseweg von 8000 Kilometern zurück.

Ganz gerührt den Plan gefasst

Über diesen ungewöhnlichen Pinguin-Besuch berichtet der Trierische Volksfreund mit einem Artikel der Deutschen Presseagentur dpa am 27. September. In der Zeitung lautete die Überschrift: "Manchmal verlieben sich Pinguine", der online-Artikel ist hier nachzulesen. Gelesen wird der Artikel auch von Jana Ritschdorff aus Trier. Bei der Frühstückslektüre stößt die Triererin auf Herrn de Souza und seine Pinguinbekanntschaft. Zusammen mit ihrer Freundin Chantal Deutsch hat Ritschdorff eine Urlaubsreise geplant, die unmittelbar bevorsteht. Nach Brasilien soll es gehen, auf die Ilha Grande. Deshalb liest Jana Ritschdorff den Bericht auch so interessiert, ist von dem süßen Pinguin und seiner Geschichte gerührt - und fasst den Plan: Sie will den TV-Artikel mitnehmen, Herrn Souza und den Pinguin suchen und dem Brasilianer den Artikel übergeben. In Brasilien zum Beginn des zweiwöchigen Urlaubs angekommen, zeigt sich aber: Das ist gar nicht so einfach. Auf der Ilha Grande sprechen Jana Ritschdorff und ihre Freundin viele Einheimische auf den Artikel an. Oft mit Händen und Füßen, denn Ritschdorff und Deutsch sprechen kein Portugiesisch, und die Einheimischen oft kein Englisch. Es wird aber immerhin schnell klar, wo das Dorf von de Souza liegt: Zwei Tagesmärsche zu Fuß vom Hotel entfernt oder eine Tagesfahrt mit dem Boot über die offene See. Große Straßen und Autoverkehr gibt es auf der Ilha Grande nicht. Das Wetter ist an den ersten Urlaubstagen schlecht, an eine Bootsfahrt über die stürmische See nicht zu denken. Ritschdorff, die als Flugbeleiterin auch beruflich viel unterwegs ist, ist schon kurz vor dem Aufgeben: "Wir dachten: Dann geht's halt nicht", sagt sie.

Schon fast aufgegeben

Am vierten Urlaubstag, dem ersten mit richtig schönem Wetter, sitzt sie mit ihrer Freundin schon auf der Fähre zur Abreise in Richtung Rio, als die beiden Frauen es sich noch einmal anders überlegen. Sie verlängern um einen Tag auf der Insel und lassen sich per Taxiboot nach Provetá bringen, wo Pinguin-Papa Souza leben soll. Der Taxiboot-Fahrer kann ein paar Brocken Englisch, so dass sie ihm mit Hilfe des Volksfreund-Artikels ihr Anliegen klarmachen können. Sie finden tatsächlich Souzas Haus, eine kleine Hütte mit kleinem Garten. Mit dem Taxibootfahrer als Übersetzer berichten sie von ihrer Suche und zeigen ihm den Artikel. "Reporter aus den USA und Kanada waren wohl schon öfter bei ihm", erzählt Jana Ritschdorff, "aber dass er jetzt auch in Deutschland berühmt ist, hat ihn schon sehr überrascht."
Pinguin Dindim übrigens bekommen die deutschen Touristen nicht zu sehen, sein jährlicher Besuch in Brasilien liegt schon ein paar Wochen zurück. Dafür hängt der Pinguin jetzt als Teil des TV-Artikels bei Herrn de Souza in einer Klarsichthülle an der Wand - und Jana Ritschdorff und Chantal Deutsch bleibt der Urlaub mit ihrer detektivischen Suche und dem unerwarteten Ende als ganz besonderes Erlebnis in Erinnerung.

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