Satire Unernster Jahresvorblick: Mehr Monarchie, mehr Spaß, mehr Horror
Trier · Obacht Satire: So wird 2018 (garantiert nicht). Ein ziemlich unernster Ausblick auf das kommende Jahr in Trier.
2018: 365 Tage voller Ungewissheit und potenzieller Überraschungen liegen vor den Triererinnen und Trierern. Der TV verrät wie alle Jahre wieder schon einmal vorab, was in den bevorstehenden zwölf Monaten garantiert nicht passieren wird.
Januar: Interessanter Nebeneffekt der Tempokontrollen unter städtischer Regie. Geblitzte Bußgeldbescheid-Empfänger beantragen im Rathaus Spendenquittungen – wegen „Kulturförderung“, weil ein Teil des Knöllchen-Erlöses in den Theater-Etat fließt.
Februar: Dem Trübsinn in deutschen Landen ein Ende. In der Wiederauflage der großen Koalition übernimmt Katarina Barley (49) den neu geschaffenen Posten der Bundesspaßministerin. Bei der Amtsübernahme hat die SPD-Politikerin die Stadtgarde Augusta Treverorum 1977 im Schlepptau.
Die City-Initiative Trier (CIT) reagiert auf den Brexit. Sie will den Gebrauch von Anglizismen einschränken und stattdessen sprachlich mehr auf Franzosen und Luxemburger eingehen. Erste Maßnahme: Die zweite Auflage von Wine in the City (27. bis 29. April) wird in Vin en Ville umbenannt.
März: Frühlingserwachen der besonderen Art. Triers Fußgängerzone wird Schauplatz einer internationalen Bettel-Battle. In dem Wegelagerer-Wettstreit in den Kategorien Solo, Solo mit Hund, Solo mit Instrument, Musikensembles und Freistil können sich die meisten Teilnehmer aus der Region nicht gegen die straff organisierte Konkurrenz vornehmlich aus Südosteuropa durchsetzen. Luxemburgs Premier Xavier Bettel (45) wird die Schrmherrschaft angetragen – er lehnt dankend ab.
April: Der beste Aprilscherz kommt von Andreas Steier (46). Der CDU-Bundestagsabgeordnete kündigt die Einführung einer regionalen Parallelwährung zum Euro an. Sie soll „Steier-Mark“ heißen. Rechtspopulisten reagieren umgehend mit Empörung und sprechen von Ideenklau: Die Wiedereinführung der Mark sei seit Jahren eine ihrer zentralen Hauptforderungen.
Mai: US-Präsident Donald Trump (71) lädt sich zur Karl-Marx-Ausstellung (5. Mai bis 21. Oktober) ein. Er wolle „mehr erfahren über den großartigen Burschen, der so wundervolle Figuren wie Winnetou und Old Shatterhand gemacht hat. Believe me!“ Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un (34) besucht die Schau über Leben, Werk und Zeit des Kommunismus-Vordenkers nicht. Er ist wegen diverser Wasserstoffbomben- und Raketentests verhindert.
Juni: Das Public Viewing zur Fußball-WM in Russland wird vom Viehmarkt insleer stehende Gebäude der Pauluskirche verlegt. Grund sind Sicherheitsbedenken. Die tonnenschweren 18 städtischen Betonpoller („Dschihadistenblocker“), die beim Weihnachtsmarkt 2017 erstmals im Anti-Terror-Einsatz waren, werden beim Altstadtfest gebraucht.
Juli: Der Hauptbahnhof macht Filmkarriere. Er dient als Kulisse des Horrorstreifens „Station des Grauens“. Für die Produzenten ein echter Glücksfall: „Wir müssen nichts umbauen oder mit Kulissen arbeiten, sondern können den schäbigen Komplex 1:1 übernehmen.“ Vor allem der Zustand der Toiletten – dort haust im Film das unbeschreiblich Böse – bewirke einen absolut authentischen Gruseleffekt.
August: Das nächste Bürgerbegehren startet. Nach der Aral-Tankstelle in der Ostallee („Blaue Lagune“) soll nun auch die Esso-Tanke in der Kaiserstraße dauerhaft für spritzapfende und spät shoppende Kundschaft erhalten bleiben. Motto: „Rettet das rote Atoll“.
September: Die Misswirtschaft der vergangenen Jahre am Trierer Theater rächt sich. Der neue Intendant Manfred Langner (66) verordnet einen knallharten Sparkurs. Die Spielzeit 2018/19 startet mit einem minimalistischen Schauspiel, dessen Titel signalisiert, wo es künftig langgeht im Musentempel am Augustinerhof: „Zweigroschenoper.“
Oktober: Die Karl-Marx-Ausstellung, ein fulminanter Publikumserfolg, geht in die Verlängerung. Sehr zur Freude auch der lokalen Hotellerie und Gastronomie. Der Stadtrat ernennt Marx (1818 bis 1883) posthum zum Ehrenbürger Triers - eine ebenso publicityträchtige wie preiswerte Angelegenheit. Eine Straßenbenennung ist nicht mehr nötig, ein Ehrengrab ebenso wenig, da Triers berühmtester Sohn seine letzte Ruhe auf dem Londoner Highgate-Friedhof gefunden hat.
November: Karrieresprung für die Deutsche Glühweinkönigin. Nach drei Jahren im Amt wird Sarah Schmitt (23) von den Machern des Trierer Weihnachtsmarkts zur Glühweinkaiserin befördert. Die Regentschaft soll „erst einmal fünf Jahre dauern“. Begründung: Sarah mache ihren Job außerordentlich gut – „Und eine Bessere finden wir eh nicht“.
Dezember: Endlich: Trier bekommt wieder eine Eissporthalle. Vorbote ist ein Straßenschild nahe dem Messepark. Demnach ist der Standort der neuen Anlage offenbar identisch mit dem der alten (Diedenhofener Straße), die 2009 dichtgemacht wurde. Bau- und Sportdezernent Andreas Ludwig (56) zeigt sich überrascht und kündigt an, den Sachverhalt um- und eingehend zu prüfen.