TV-Reporter testet Was bringt die neue Trierer Fahrradgarage? (Video)

Trier · Trierer Radler nutzen bislang nur sechs Prozent der überdachten Stellplätze, die die Stadtwerke seit Oktober am Hauptbahnhof bereitstellen. Höchste Zeit für unseren Autoren, mal zu testen, was die Einrichtung wirklich kann und für wen sie sich lohnt.

Ist die neue Fahrradgarage mit ihrem Sicherheitssystem und den Vorrichtungen für E-Bikes wirklich so schlecht, dass es sich nicht lohnt, sie zu nutzen? Höchstens zehn der 160 Stellplätze sind üblicherweise belegt, wie die Stadtwerke Trier (SWT) mitteilen. Gerade einmal 20 Nutzer haben sich seit der Eröffnung im Oktober 2018 eine Monats- oder Dauerkarte besorgt.

Ein Grund, der im Moment für viele gegen das Fahrradfahren und damit gegen die Nutzung der neuen Einrichtung spricht, fällt schon auf dem Weg vom Hauptbahnhof zur wenige Meter entfernten Fahrradgarage auf: Der eisige Wind weht um die Beine und lässt die Finger steif werden. Aber wenigstens in der Garage selbst ist es trocken und windgeschützt, wie sich beim Test gleich zeigen wird.

Die größten Profiteure der Fahrradgarage dürften die Pendler werden, von denen im Frühling wohl mehr mit dem Rad zum Bahnhof kommen und dann mit dem Zug weiterfahren.  Bereits jetzt ist es für Luxemburg-Pendler deutlich günstiger, mit Zug oder Bus zu fahren als mit dem eigenen Auto.  Je nach Ziel und Automodell zahlen Autofahrer nach Luxemburg bis zu dreimal so viel wie die Pendler, die Zug oder Bus nehmen. Die Fahrtzeit nach Luxemburg beträgt in beiden Fällen mehr oder weniger eine Stunde.

 Vor dem Abstellen seines Fahrrads in der oberen Stellplatz-Reihe zieht der Nutzer eine Metallschiene heraus und kippt sie nach unten.

Vor dem Abstellen seines Fahrrads in der oberen Stellplatz-Reihe zieht der Nutzer eine Metallschiene heraus und kippt sie nach unten.

Foto: Marlene Bucher

Und wenn die öffentlichen Verkehrsmittel in Luxemburg ab dem 1. März 2020 kostenlos sind, wird das Pendeln mit dem Zug noch günstiger. Dann werden wohl noch mehr Menschen auf die Bahn umsteigen – noch mehr Menschen also, für die die neue Fahrradgarage interessant werden dürfte. Mit wie viel mehr Fahrgästen die Bahn für das kommende Jahr rechnet und wie sie mit der wohl steigenden Zahl an Bahnpendlern umgeht, kann sie derzeit noch nicht sagen.

Die Fahrradgarage bietet neben den 160 Stellplätzen auch zehn Fahrradboxen, die man mieten und mit einem Schlüssel verschließen kann. Wer die 160 Stellplätze nutzen will, kann sich ein Tagesticket für einen Euro, ein Monatsticket für sieben Euro oder ein Jahresticket für 70 Euro kaufen.

Ersteres gibt es vor Ort am Automaten, die anderen beiden im Kundenzentrum der SWT im City-Parkhaus neben dem Nikolaus-Koch-Platz. Die Garage ist zu jeder Tageszeit nutzbar. Nur wer eine Zugangskarte kauft, kann hinein. Wer den Akku seines E-Bikes laden will, kann ihn in einer Art Spint mit Steckdose einschließen. Der Strom ist kostenlos.

Im Test punktet die Einrichtung vor allem in den Bereichen Alltagstauglichkeit und Preise.

  Ein Drehkreuz dient als Ein- und Ausgang der neuen Fahrradgarage am Trierer Hauptbahnhof.

Ein Drehkreuz dient als Ein- und Ausgang der neuen Fahrradgarage am Trierer Hauptbahnhof.

Foto: Friedemann Vetter

Die Anlage dürfte dem hektischen Alltag des Pendlerverkehrs standhalten, auch wenn einmal mehr los ist. Die beiden Wege zwischen den vier Reihen von Fahrradständern sind breit genug, um zwei Fahrräder bequem aneinander vorbei zu schieben. Nur beim Verräumen der Räder in den oberen Reihen könnte es eng werden: Man zieht eine Metallschiene auf Schulterhöhe aus dem Fahrrad­ständer heraus und kippt sie nach unten. Bis der Nutzer das Rad auf die Schiene geladen und diese zurückgeschoben hat, versperrt er einen Teil des Gangs.

Die Handhabung der Fahrradständer sowohl in den unteren Reihen als auch in den oberen ist bequem und intuitiv.  Wenn zu Stoßzeiten reger Betrieb herrscht, kann es am Drehkreuz, das gleichzeitig als Ein- und Ausgang dient, etwas eng werden. Doch um das Drehkreuz herum ist viel Platz, so dass sich ein Stau schnell auflösen dürfte. Wer sich eine Jahreskarte kauft und mit dem Fahrrad zum Bahnhof fährt, spart deutlich gegenüber Bus und Auto, wenn man Anschaffungs- und Unterhaltskosten mit einrechnet.

Absolute Sicherheit kann es nicht geben, auch in der Fahrradgarage nicht. Jeder, der ein Ticket am Automaten kauft, kann die Garage betreten. Die ist aber hell beleuchtet und wird von Kameras überwacht. Die höchste Sicherheit bieten natürlich die zehn abschließbaren Boxen für   Fahrräder. Für 30 zusätzliche Euro pro Jahr können sie von Jahreskartenbesitzern gemietet werden. Leider sind bereits alle vermietet – mehr Boxen wären besser gewesen.

Das Fazit: Die neue Fahrradgarage lohnt sich für Pendler, die Geld sparen, die Nerven schonen und die Umwelt entlasten wollen. Jetzt fehlt nur noch ein funktionierendes Radwegenetz.

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