Was Jungen wünschen und Mädchen auch gut finden

Trier · Um die Bedürfnisse von Jungen aufzuspüren, die in ihrem ausschließlich weiblichen Erzieherinnen-Team betreut werden, beteiligt sich die Trierer Kita Spatzennest an einem Jungen-Projekt. Es ist ein Programm der Nikolaus Koch-Stiftung und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), an dem sechs Einrichtungen aus der Region teilnehmen.

Trier. Jungen wollen gerne raufen, und Mädchen spielen lieber leise. "Falsch, das ist ein Rollenklischee, und das kann man so nicht pauschalieren", sagt Tina Bretz, Leiterin der Trierer Kita Spatzennest. Dennoch gebe es immer wieder Situationen in der Kita, in denen die Erzieherinnen an ihre Grenzen stoßen oder unsicher würden: wenn etwa Jungen spektakuläre Abenteuer suchen und ihre Grenzen austesten. Was darf man zulassen? Wie kann man starke Persönlichkeiten bilden?
Fortbildung und Austausch


Seit August nimmt die Kita Spatzennest an dem Programm "Junge Junge - Bildung macht den Unterschied" teil. "Das ist für uns eine Riesenchance", sagt Bretz. Denn bis zum Projektende 2013 sind viele Fortbildungen und der Austausch mit weiteren Projektteilnehmern geplant.
In der Kita selbst habe man bereits einiges umgesetzt. Als Folge einer Umfrage wurde die Rutsche in der Kita abgebaut, so dass der frei gewordene Bereich jetzt zum Bauen dient. "Das kam auch bei den Mädels gut an", sagt Bretz.
Projektmittel von jährlich 2000 Euro ermöglichen den Kauf von fahrbaren Experimentierschränken, mit denen auf die thematischen Wünsche von Jungen eingegangen wird. Sachbücher, Lernwerkstätten oder spezielles Rhythmustraining sollen weiter den Interessen von Jungen entgegenkommen - ohne dass darüber die Mädchen aus dem Blick geraten. "Frühe Förderung ist nachhaltig", bestätigt Benjamin Merle, Sonderpädagoge und Programmleiter in der DKJS. Geplant sind daher nachhaltige Väter-Jungen-Projekte mit gemeinsamen Aktionen. gsb
Extra

Neben der Kita Spatzennest sind auch die Trierer Matthias-Grundschule, die Kurfürst-Balduin-Realschule plus, der Kindergarten Pelm, die Grundschule Friedrichstraße Wittlich und die Realschule plus in Traben-Trarbach an dem Programm beteiligt. In Pelm gab es etwa eine Verkleidungsaktion, bei der sich Mädchen als Prinzessinnen mit Schwert und Schild ausstaffierten. "Denn es gibt keine Stereotypien", sagt Pädagoge Benjamin Merle. Praxisbegleiter beraten die Aktionen. Die Kita Spatzennest arbeitet mit einem Jungenpädagogen der Beratungsstelle Pro Familia zusammen. Am Donnerstagabend erhielt die Kita Spatzennest ein "Junge Junge"-Zertifikat. gsb

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