Was Trier ausmacht

TRIER. "Trier ist überschaubar und hat kulturell und landschaftlich viel zu bieten", lautet der Tenor einer Umfrage des Städtischen Museums Simeonstift. In den aufgezeichneten Gesprächen, die in der Ausstellung zur Wiedereröffnung der Einrichtung im nächsten Jahr gezeigt werden, nennen die 22 Befragten aber auch Schattenseiten.

Bruder Eucharius von St. Matthias geht gerne im Umland wandern. Die Busfahrerin Anita Ziegler freut sich, wenn ihre Route an der Porta Nigra vorbei führt, und der französische ehemalige Offizier Daniel Portier hat nach elf Umzügen während seiner Laufbahn erst in Trier richtige Freunde gefunden. Das Städtische Museum Simeonstift öffnet im nächsten Jahr nach dem Umbau wieder seine Pforten und zeigt in einem Teil der Ausstellung zur Stadtgeschichte Interviews von Einwohnern, die erklären, was Trier für sie ausmacht. Die Projektgruppe der Ausstellung hat bei der Auswahl der insgesamt 22 Befragten bewusst auf die übliche Lokal-Prominenz verzichtet. "Wir haben Personen ausgesucht, die nicht jeden Tag in der Zeitung stehen", sagt die Direktorin Elisabeth Dühr. Vom Schüler bis zum Hochschulprofessor, von der Weinkönigin bis zur Wirtin und von Künstlern bis zu Geschäftsleuten entstand so ein interessanter Querschnitt. Die knapp dreiminütigen Interviews, die das Trierer Film- und Medienunternehmen "theinmedia" produzierte, sollen im ersten Raum, im Trebeta-Saal, präsentiert werden. "Schlechte Fluganbindung"

"Wir setzen sehr auf Medien", sagt Dühr. "Das Spielberg-Archiv in New York hat uns Interviews zur Verfügung gestellt von emigrierten Juden aus Trier, die über ihre Erlebnisse während des Dritten Reichs sprechen." Außerdem werden im Mediensaal rund 40 Filmsequenzen über Trier - von der historischen Autofahrt durch die Bögen der Porta-Nigra um 1910 bis zur Gegenwart - gezeigt. "Die Lage der Stadt ist einzigartig", schwärmt Hendryk Sienkiewicz. "Man kann alles schnell erreichen und hat Luxemburg und Frankreich direkt vor der Nase." Der Ingenieur lebt seit 40 Jahren in Trier und genießt den großen Freizeitwert. Die Psychologin Nelly Stockburger mag die Vielseitigkeit der Stadt. "Man kann alles machen, was man machen will." Ähnlich sieht es auch Rosi Sahler von der Traditionskneipe "Aom Ecken". Ob man an der Mariensäule, auf dem Petrisberg oder in der Innenstadt sei, "Trier ist einfach herrlich". Fast jeder der Befragten hebt als Vorzüge die historischen Bauwerke, das kulturelle Angebot, das Flair der Innenstadt mit seinen Plätzen und die Nähe zur Natur hervor. Aber auch negative Kritik wird geäußert. Den Geographen und Stadtplaner Heiner Monheim stört die Verkehrspolitik in Trier. "Trier könnte relativ schnell an die Spitze fortschrittlicher, nachhaltiger Stadtentwicklung kommen, weil es ungeheuer gute Potenziale hat." Werner Heinz, der Sportgrößen wie Sven Hannawald und Nick Heidfeld betreut, denkt globaler. Da er viel unterwegs ist, bemängelt er die schlechte Fluganbindung. Dem Musiker Bill Marsh fehlen Orte, wo er "bis in die Morgenstunden tanzen kann", und die Studentin Marion Grimm findet, dass man wegen der Größe der Stadt nach einer Weile schon alles kenne. Spätestens nach allen 22 Kommentaren hat der Zuhörer ein breites Bild von Trier und seinen Bewohnern. Aber was noch viel wichtiger ist, die Beiträge dürften Besuchern große Lust machen, sich selbst einen Eindruck zu verschaffen.

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