Waschen, schneiden, wählen

Trier · Die Vorbereitungen zur Landtagswahl und zur Ortsvorsteherwahl in Trier-West/Pallien sind in vollem Gange. Benachrichtigungen sind verschickt, viele Anträge auf Briefwahl bereits eingegangen. Auch die Wahllokale stehen fest: Dazu gehören auch Exoten, wie etwa ein Friseursalon.

Sie sind nicht zu übersehen. Die Plakate der Parteien, die um die Gunst der Wähler und damit um die Sitze im Mainzer Landtag buhlen, hängen momentan in ganz Trier.

Im Friseursalon von Georgette Faldey hingegen hängen zwischen Frisierstühlen, weißen Waschbecken und säuberlich aufgereihten Shampoo-Flaschen nur Clownsfiguren und Luftschlangen - zumindest bis Aschermittwoch. Dabei ist das liebevoll eingerichtete Ladenlokal in Filsch für die Einwohner des Höhenstadtteils am Wahlsonntag eine wichtige Anlaufstelle. Hier, beim Friseur, hat die Stadt einen ihrer 69 Wahlräume eingerichtet. In diesen Wahllokalen, meist öffentliche Einrichtungen wie Verwaltungsgebäude oder Schulen, können am 27. März die rund 81 800 wahlberechtigten Trie rer ihre Stimme für den Landtag abgeben.

"Ich habe schon im vergangenen Jahr mit unserem Ortsvorsteher darüber gesprochen", sagt Georgette Faldey. Seitdem das Restaurant Filscher Häuschen nicht mehr zur Verfügung steht, ist ihr Laden der einzige Raum, der für ein Wahllokal groß genug ist. "Die städtischen Mitarbeiter werden hier bloß ein wenig beiseite räumen. Die haben sogar ihre eigenen Tische dabei." Sorgen, dass etwas schiefgeht, oder dass sie mit der Organisation und dem Ablauf der Wahl in Filsch zu sehr eingespannt werden könnte, hat Georgette Faldey nicht. Nach den Karnevalstagen will sie erst einmal ein Schild in ihr Schaufenster hängen: "Damit die Filscher auch wissen, dass sie hier wählen können."

"Wir sind auf diese privaten Gebäude angewiesen, weil es in einigen Bereichen der Stadt derzeit keine geeigneten städtischen Räume gibt", erklärt Ralf Frühauf, Sprecher der Stadt Trier. Eine Tendenz hin zu privaten Wahllokalen habe die Verwaltung jedoch noch nicht festgestellt.

Eitelsbacher wählen seit 20 Jahren in einem Restaurant



Der Friseursalon von Georgette Faldey ist jedenfalls nicht der einzige private Raum, der am Wahlsonntag als Wahllokal genutzt wird. "Die Eitelsbacher kommen seit mindestens 20 Jahren zum Wählen in unser Restaurant", sagt Christine Morgen vom Restaurant Schepper's, das mittlerweile ihr Sohn übernommen hat. "Wir haben uns dazu bereiterklärt, weil die Leute sonst bei jeder Wahl nach Ruwer laufen müssten."

Das sei gerade für die älteren Bewohner des Stadtteils nicht so einfach zu bewerkstelligen. Und selbst wenn: Längst nicht alle Wahllokale in der Stadt sind barrierefrei. Damit auch Bürger, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, oder solche, die am Wahlsonntag nicht da sein werden, ihre Stimme abgeben können, gibt es die Briefwahl (siehe Extra).

"Bei uns ist immer viel los am Wahlsonntag", erzählt Christine Morgen. Sie erwartet rund 200 Leute. Bundestagswahlen, Kommunalwahlen - die Eitelsbacherin, deren Mann sich als Wahlhelfer engagiert, hat ihre Mitbürger schon bei vielen Wahlen beobachten können. Das Hoffen und Bangen der Parteimitglieder vor Schließung der Wahllokale, die Euphorie und Enttäuschungen nach Auszählungen der Stimmen.

Doch es wird nicht nur über Politik gesprochen im Eitelsbacher Wahllokal. "Dann treffen sich hier Menschen, die sich lange Zeit nicht mehr gesehen haben. Gerade so kurz nach dem Winter, wo man ja nicht so oft vor die Tür kommt."

Wer noch keine Wahlbenachrichtung erhalten hat, sollte im Bürgerbüro der Stadt anrufen und prüfen lassen, ob er im Wählerverzeichnis steht. Bürger, die eingetragen sind, können auch ohne Wahlbenachrichtigung an der Wahl teilnehmen, sofern sie ihren Personalausweis mitbringen.

Wer noch nicht eingetragen ist, kann noch bis Sonntag, 6. März, einen Antrag auf Eintragung stellen. Extra Wer sich an der Landtagswahl per Briefwahl beteiligen möchte, muss bis spätestens Freitag, 25. März, bei der Stadtverwaltung oder der jeweiligen Verbandsgemeindeverwaltung einen Wahlschein beantragen. Schon jetzt liegen der Stadt Trier rund 4000 Anträge auf Briefwahl vor. Bei der vergangenen Landtagswahl im Jahr 2006 haben mehr als 7800 und damit 10,3 Prozent der Trierer Wahlberechtigten ihre Stimme auf dem Postweg abgegeben. Das benötigte Formular befindet sich auf der Rückseite der Wahlbenachrichtigung. Bei nachgewiesener plötzlicher Erkrankung kann der Wahlschein auch noch bis um 15 Uhr am Tag der Wahl, Sonntag, 27. März, beantragt werden. Wahlschein und Briefwahlunterlagen werden von der Stadt per Post zugesandt oder amtlich überbracht. Die Unterlagen können aber auch persönlich abgeholt werden. (slg)

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort