Unwetter Wassermassen halten Einsatzkräfte in Trier und Trier-Saarburg in Atem

Trier/Ralingen/Konz/Saarburg · Sintflutartige Regenfälle lassen Keller im Kreis Trier-Saarburg volllaufen und führen dazu, dass 650 Helfer noch fast 24 Stunden später im Einsatz sind. Trier kommt relativ glimpflich davon, ist aber auch betroffen.

 Am Freitagmorgen wird das ganze Ausmaß der Zerstörung – wie in Ralingen-Godendorf (links) – deutlich. Doch damit ist die Situation noch nicht überstanden. Am Nachmittag muss unter anderem wegen Hochwassergefahr der Campingplatz in Ralingen-Wintersdorf geräumt werden.

Am Freitagmorgen wird das ganze Ausmaß der Zerstörung – wie in Ralingen-Godendorf (links) – deutlich. Doch damit ist die Situation noch nicht überstanden. Am Nachmittag muss unter anderem wegen Hochwassergefahr der Campingplatz in Ralingen-Wintersdorf geräumt werden.

Foto: Friedhelm Knopp

Mit dem ersten Alarm um 1.30 Uhr am frühen Freitagmorgen in Tawern bei Konz beginnt für Einsatzkräfte der Feuerwehr, des Technischen Hilfswerks und für viele Bürger in Trier und Trier-Saarburg ein langer Tag voller Arbeit und voller Ungewissheit.

Die Lage im Sauertal Stark von den Unwettern betroffen sind auch die Bewohner des unteren Sauertals. Kurz nach 2 Uhr in der Nacht rauschen Sturzbäche von der Höhe in die Orte hinein. Besonders trifft es Ralingen-Godendorf, wo ein außer Rand und Band geratener Bach mehrere Gärten verwüstet, Mauern umreißt und ein Gewächshaus demoliert. Hinzu kommen vollgelaufene Keller. 20 Einsätze zählte die Feuerwehr dort in der Nacht. Monika Weiler, In der Hostert 2, betrachtet ihr demoliertes Mobiliar, das zum Umzug in der Garage eingelagert war und die Fluten nicht überlebt. „Dabei haben wir noch Glück gehabt. Der Sturzbach aus dem Grundstück oberhalb ist nur in die Garage gekommen und sonst am Haus vorbeigeflossen.“

 Kontrollierter Abfluss an der Schleuse des Stausees in Biersdorf.

Kontrollierter Abfluss an der Schleuse des Stausees in Biersdorf.

Foto: TV/Klaus Kimmling

In einem Trümmerfeld, das mal ihr Garten war,  steht Rita Kochann. Auch der Keller sei vollgelaufen und die Gartenmauer weg. Die Trümmer der Mauer bombardierte dann das Gewächshaus der Nachbarin, von dem nur ein verbogenes Gerippe übrig blieb. Während die Anwohner am Nachmittag weiter ihre Trümmer aufräumen, heult nach 14.30 Uhr zweimal in kurzer Zeit die Feuersirene. Es gießt inzwischen wieder in Strömen. Die Wehren kratzen  ihre letzten Reserven zusammen, denn „in Biersdorf ist der Damm gebrochen“, so heißt es (später wird korrigiert: Das Wasser sei kontrolliert abgelassen worden). Eine Sechs-Meter-Welle wird im Sauertal befürchtet, eine Flut wie zuletzt 2003, und die Kreisverwaltung ordnet die Evakuierung der Campingplätze an. Die Camper entlang der Sauer werden von Feuerwehr und Polizei aufgefordert, den „Uferbereich zu meiden“. Dann werden die Campingutensilien von Wehrleuten und ihren Platzmietern so gut es geht geht zerlegt und verladen. Und alles, was Räder hat, aber keinen Motor, wird per Trecker in höhere Gefilde geschleppt.

Die meisten Camper tragen es mit bitterem Humor. Die B 418 vor dem Alten Bahnhof in Metzdorf ist zugestellt mit Campingwagen, viele ihrer Eigner sitzen auf der Restaurantterrasse oberhalb des Platzes und starren auf die braune Flut der Sauer.

 Das Unwetter in Godendorf

Das Unwetter in Godendorf

Foto: Friedhelm Knopp

Jürgen Cordie, Wehrleiter der VG Trier-Land, hat schon am Vormittag rund 70 Einsätze in Trier-Land gezählt, darunter in Zemmer und Ralingen-Edingen.

Die zweite Welle  Ortswechsel zum Stausee Biersdorf bei Bitburg. Dort wird die Prüm gestaut. Doch der See droht überzulaufen. Den Verantwortlichen treffen deshalb die Entscheidung, die Schleusen zu öffnen und Wasser aus dem Staubecken abzulassen. Die Folge: Eine regelrechte Welle mit in kurzer Zeit stark ansteigenden Pegeln macht sich auf den Weg nach Minden. Dort mündet die Prüm in die Sauer, die nach heftigem Regen mit teilweise starken Schäden im luxemburgischen Müllerthal ohnehin schon angestiegen ist. Die Verantwortlichen im Lagezentrum des Kreises in Konz reagieren: In Oberrbillig wird am Nachmittag vorsorglich der Hochwasserschutzdamm installiert. Die Bürger in den Sauertalgemeinden werden per Lautsprecherdurchsagen gewarnt.

 Auch in Saarburg pumpen Einsatzkräfte in vielen Gebäuden Keller leer.

Auch in Saarburg pumpen Einsatzkräfte in vielen Gebäuden Keller leer.

Foto: Wilfried Hoffmann

In Wasserbillig droht eine Überschwemmung der Uferstraße. Dort legt seit dem Nachmittag auch die Fähre nicht mehr an, da der Betrieb aus Sicherheitsgründen eingestellt worden ist. Die Gemeinde sagt zudem den für Samstag geplanten Einkaufsmarkt in Wasserbillig ab. Zudem drohen an der N 7 zwischen Wasserbillig und Echternach Erdrutsche.

Die Lage in Trier Gegen 4 Uhr muss am Trierer Pacelliufer die Fahrspur der B 51 in Richtung Konz vorübergehend gesperrt werden, weil sie vom Regen überflutet ist – eine für Trier sehr ungewöhnliche Gefahrensituation. In der Stadt gibt es laut Feuerwehr ansonsten zunächst nur drei bis vier weitere kleinere Einsätze, etwa wegen verstopfter Kanäle, die freigeräumt werden müssen.

 Am Nachmittag ist die Sauer noch nicht über die Ufer getreten. Doch es droht eine Flutwelle.

Am Nachmittag ist die Sauer noch nicht über die Ufer getreten. Doch es droht eine Flutwelle.

Foto: Friedhelm Knopp

Am Nachmittag informiert ein aufmerksamer Bürger den Eurener Ortsvorsteher Hans-Alwin Schmitz über eine verstopfte Verrohrung in der Verlängerung der Straße Im Waldtal. „Es ist nicht das erste Mal, dass durch so eine Blockade Wasser und Schlamm über den Waldweg und später über die Straße Im Waldtal geschwemmt sind“, sagt Schmitz im Gespräch mit dem TV. „Erschwerend kam zuletzt hinzu, dass der Weg des Wassers oberhalb des Sandfangs in Euren in die Hanglage und auf die Rückseite eines Hauses im Katerweg lief und dort erheblichen Schaden verursachte.“ Nach entsprechender Information an Feuerwehr und Stadtwerke wird die Verstopfung beseitigt und damit diesmal Schlimmeres verhindert. Schmitz: „Dank an unsere Feuerwehr, SWT und die städtischen Ämter für ihren Einsatz zum Wohl der Trierer.“

Die Lage in den Verbandsgemeinden Konz und Saarburg Die Pumpen der Feuerwehren laufen viele Stunden, um Keller vom Wasser zu befreien. Laut Ortsbürgermeister Thomas Müller aus Tawern treten zuerst der Mannebach und der Mausbach über die Ufer. Dann geht es schnell. „Das Wasser ist über Gärten, Wiesen und den Kanal zu den Häusern geflossen“, sagt Müller. „Es stand auf der Hauptstraße. Mehrere Wohnungen wurden verwüstet.“

 Am Nachmittag ist die Sauer in Langsur-Metzdorf noch nicht über die Ufer getreten. Doch es wird gewarnt.

Am Nachmittag ist die Sauer in Langsur-Metzdorf noch nicht über die Ufer getreten. Doch es wird gewarnt.

Foto: Friedhelm Knopp

Laut Mario Gaspar, Wehrleiter der Verbandsgemeinde Konz, gibt es bis 11 Uhr in der VG Konz weit mehr als 100 Einsätze. Denn mit knapp einer Stunde Verzögerung bahnen sich die Wassermassen aus Tawern ihren Weg von dem Berg herunter in tiefer gelegene Ortschaften: Der Tawerner Ortsteil Fellerich, Temmels, Wawern und Konz-Könen sind betroffen. Es gibt Hangrutsche, überflutete Straßen und vollgelaufene Keller. Bis zu 70 Liter Regenwasser pro Quadratmeter seien in kürzester Zeit niedergeprasselt.

Weil die Lage immer komplizierter wird, ruft der Landkreis Trier-Saarburg Alarmstufe 4 aus, die zweithöchste. Die Feuerwehren der VG Konz, die laut Gaspar alleine mit rund 250 Wehrleuten helfen, bekommen Unterstützung aus den Nachbarverbandsgemeinden.

Besonders ungemütlich wird die Nacht für die Menschen auf dem Campingplatz in Könen. Der Platz wird gegen 4.30 Uhr geräumt.

Im Bahnhof Saarburg steht am Vormittag das Wasser so hoch, dass es von Angehörigen des Technischen Hilfswerks abgepumpt werden muss.

Am Ende steht überall das bange Warten, wie groß die Flut noch wird.

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