Weg mit dem Speck

Gondorf · Dieser Winter könnte Klimageschichte schreiben: Der November und der Dezember sind viel zu warm gewesen. Das bringt auch die Tiere im Eifelpark durcheinander - eigentlich hatten einige von ihnen einen harten Winter erwartet, weswegen sie sich Winterspeck angefressen haben. Jetzt ist stellenweise Fasten angesagt.

Weg mit dem Speck
Foto: (e_eifel )

Gondorf. 12 Grad und Regen. Und das rund um Weihnachten. Das frustrierte nicht nur Weihnachtsfans, die sich auf eine weiße Weihnacht mit Geschenkeauspacken vor dem Kaminfeuer gefreut hatten. Selbst hartgesottenen Glühweinfreunden verging angesichts dieser milden Temperaturen die Lust aufs alkoholische Heißgetränk. Die warmen Temperaturen verwirren aber auch die Tierwelt: ein Rundgang durch den Eifelpark in Gondorf, der 246 Tiere beherbergt und auch im Winter geöffnet hat.Die Attraktion des Parks, die Braunbären, sollten sich eigentlich um diese Zeit in der Winterruhe befinden. Uwe Wehner, gelernter Zootierpfleger im Eifelpark, der seine Ausbildung im Berliner Tierpark gemacht hat, erklärt: "Die Bären liegen gerade nicht so viel, wie es eigentlich im Winter normal wäre."Tiere haben besondere Sinne

Generell hielten Bären eine Winterruhe, keinen Winterschlaf, das heißt, sie wachen zwischendurch auf, und ihre Körpertemperatur sinkt nur leicht. "Sie richten sich dabei nach dem Luftdruck - solche Sinne hatten wir Menschen auch mal", sagt Wehner. Eigentlich hätten sich die Tiere auf einen frühen und harten Winter eingestellt. "Die Bären sind recht früh in ihre Höhlen gegangen, und die Brunft unseres Rot- und Damwilds, also die Paarungszeit, hat über einen Monat früher als sonst angefangen. Das ist ungewöhnlich", so Wehner. Eine frühe Brunft bedeute nämlich, dass den Hirschen mehr Zeit bleibe, sich ein Fettpolster für einen harten Winter anzufressen. Normalerweise bewege sich das Rotwild im Winter weniger, um mit seiner Energie hauszuhalten. "Sie bekommen nun weniger Kraftfutter, damit sie von ihren Reserven zehren können", so Wehner. Auch die Luchse seien recht kräftig. "Deswegen gibt es jetzt Fastentage, weil der Winter nun doch nicht so hart ist wie anfangs von den Tieren vermutet." Es sei wichtig, nun auf das Gewicht der Tiere zu achten. Auch dem verlangsamten Stoffwechsel würde durch weniger Futter Rechnung getragen. Die Mägen eines Raubtiers seien ohnehin nicht auf regelmäßige Nahrungszufuhr ausgerichtet.Vitamin D für die Exoten

 Das Erdmännchen ist ohnehin südamerikanisches Klima gewöhnt, deswegen stört es der milde Winter weniger.

Das Erdmännchen ist ohnehin südamerikanisches Klima gewöhnt, deswegen stört es der milde Winter weniger.

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 Walnüsse schmecken immer - nicht nur in der Winterzeit.

Walnüsse schmecken immer - nicht nur in der Winterzeit.

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 Das Kaninchen erträgt den Klimawandel mit stoischer Ruhe.

Das Kaninchen erträgt den Klimawandel mit stoischer Ruhe.

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Weg mit dem Speck
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 Nicole Roderig, Tierpflegerin im Eifelpark, füttert einen der beiden Gelbbrustaras mit einer Erdnuss. Die Papageien mögen es, wenn sie von Menschen angesprochen werden.

Nicole Roderig, Tierpflegerin im Eifelpark, füttert einen der beiden Gelbbrustaras mit einer Erdnuss. Die Papageien mögen es, wenn sie von Menschen angesprochen werden.

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 Auch die größte Katze Europas, den Luchs, gibt es im Eifelpark zu bestaunen. Auch im Winter können Besucher seine Fütterung miterleben. TV-Fotos (7): Jasmin Wagner

Auch die größte Katze Europas, den Luchs, gibt es im Eifelpark zu bestaunen. Auch im Winter können Besucher seine Fütterung miterleben. TV-Fotos (7): Jasmin Wagner

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Ganz anders sieht es in den Tierhäusern in der Purzelgasse des Eifelparks aus. Wehner: "Bei den Exoten wie den Papageien und Erdmännchen unterscheidet sich die Fütterung im Winter nicht von der im Sommer." Bei den Erdmännchen bekämen einfach diejenigen etwas, die Hunger hätten. Da die Papageien besonders anfällig für Husten und Schnupfen seien, gelte es, Zugluft und starke Temperaturschwankungen zu vermeiden. "Außerdem gibt es für die Exoten einen Vitamin-D-Zusatz ins Futter, um die verringerte Sonneneinstrahlung im Winter auszugleichen", sagt Wehner. "Besonders die Gelbbrustaras sind sehr intelligent, deswegen ist es wichtig, dass sie genügend Beschäftigung haben", ergänzt seine Kollegin Nicole Roderig.Das Gleiche gelte für die grün gefiederten Keas, eine besonders freche Papageienart, die gerne alles anknabbert. Vom Joghurtbecher bis zum Stahlkappenschuh sei vor denen nichts sicher. Gerade deswegen gehören sie zu den Lieblingstieren der Eifelparkbesucher. Und was gab's an Weihnachten eigentlich für die Tiere im Eifelpark zu fressen? "Nichts Besonderes - wir möchten, dass unsere Tiere jeden Tag Weihnachten haben", sagt Tierpfleger Wehner. Es sei ihm besonders wichtig, dass seine Schützlinge zufrieden sind. Dafür setze er sich ein - vom Bärentraining bis hin zu einer vitamin- und mineralstoffreichen Ernährung. Denn zufriedene Tiere seien gesunde Tiere: "Die haben dann einfach bessere Selbstheilungskräfte." Und das ist wichtig - egal ob im Sommer oder Winter. Der Wildpark des Eifelparks (inklusive Streichelzoo) hat in den Wintermonaten bis zum 18. März täglich von zehn bis 16 Uhr geöffnet. Erwachsene zahlen einen vergünstigten Eintritt von sechs Euro und Kinder fünf Euro. Kleine Gäste unter 100 Zentimetern Körpergröße können kostenlos den Wildpark erleben.Wie ein Gelbbrustara eine Walnuss knackt, können Sie im Internet sehen:volksfreund.de/video

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