Wegen neuer EU-Richtlinien: Stadtrat Trier beschließt heute Ausstieg aus Fernbus-Projekt

Trier · Die Stadtwerke Trier steigen aus dem Fernbusgeschäft aus. Nicht freiwillig, sondern weil sie müssen. Andernfalls kämen sie laut EU-Richtlinien nicht mehr als Anbieter des Stadtbusverkehrs infrage. Den bereits vom Aufsichtsrat beschlossenen Ausstieg soll der Stadtrat heute perfekt machen.

 Die Fernbusse fahren weiter, aber künftig ohne Trierer Beteiligung. TV-Foto: Friedemann Vetter

Die Fernbusse fahren weiter, aber künftig ohne Trierer Beteiligung. TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter (VE.) ("TV-Upload Vetter"

Trier. Fernbus ade. Nicht für die Fahrgäste, sondern für die Stadtwerke Trier (SWT). Die haben 2012 gemeinsam mit dem luxemburgischen Unternehmen Voyages Emile Weber die DeLux-Express GmbH gegründet und bieten seither Fernverbindungen auf der Straße an. Doch bald ist das Gemeinschaftsprojekt Vergangenheit. Zum 1. Dezember verkauft die SWT-Verkehrs-GmbH ihre 40-prozentige Beteiligung an der Fernbusgesellschaft an den Mitgesellschafter. Voyages Emile Weber.

"Schweren Herzens", wie SWT-Verkehrschef Frank Birkhäuer sagt. Aber aus triftigem Grund. Denn im öffentlichen Verkehr in Trier gilt ab dem 1. Dezember 2016 die Direktvergabe der Linienkonzessionen durch die Stadt. Die hat ihr kommunales Verkehrsunternehmen damit betraut, auch in den nächsten zehn Jahren den Stadtbusverkehr anzubieten. Kehrseite der Medaille: "Unsere Verkehrs-GmbH darf nicht mehr in wettbewerblichen Geschäftsfeldern aktiv sein", erläutert SWT-Vorstand Olaf Hornfeck. Konsequenz ist der Ausstieg. Der Aufsichtsrat hat dem Verkauf der 40-prozentigen Beteiligung bereits in seiner Sitzung am 4. November zugestimmt. Der für den Ausstieg erforderliche Stadtratsbeschluss soll in der Sitzung am heutigen Donnerstag folgen. Über den Kaufpreis ist nichts zu erfahren - es wurde Stillschweigen vereinbart.

Gut für die Stadtwerke: Sie haben nun bis 2026 Planungssicherheit im Stadtbusverkehr. Hinter ihnen liegt ein viereinhalbjähriges Abenteuer weit jenseits des trierischen Tellerrandes. Hornfeck: "Wir sind im März 2012 im Fernbusgeschäft angetreten, um die Anbindung Triers an den Rhein-Main-Raum sicherzustellen und attraktiver zu gestalten. Dieses Ziel haben wir erreicht."Mitarbeiter wechseln


Die positive Entwicklung der DeLux-Busse innerhalb des Netzwerkes Flixbus will nun der zukünftige Ex-Partner Voyages Emile Weber alleine fortsetzen und ausbauen. So hat das luxemburgische Unternehmen kürzlich vier hochwertige Fernreisebusse angeschafft. Im Winterfahrplan von Flixbus finden sich die Fahrten von Trier nach Frankfurt und Berlin wie gehabt wieder. SWT-Verkehrs chef Frank Birkhäuer sieht "den Fernbusverkehr in der Region bei unserem langjährigen Partner in sehr guten Händen". Personaltechnisch dürfte der Ausstieg geräuschlos vonstatten gehen. Zwei bisher bei den SWT angestellte DeLux-Mitarbeiter wechseln nach Luxemburg, Entlassungen gibt es keine.

OB Wolfram Leibe bedauert den Ausstieg: "Wir hätten gerne weiterhin eine aktive Rolle im Fernbus-Segment gespielt. 2015 sind wir noch davon ausgegangen, dass die SWT diese Aktivität im Rahmen einer Minderheitsbeteiligung fortführen können. Aber da sich die rechtlichen Vorgaben der EU verschärft haben und das Angebot für die Fernbus-Kunden erhalten bleibt, mussten wir in den Gremien beschließen, dass die SWT ihren Fokus auf den ÖPNV in unserer Stadt legen."Meinung

Experiment gelungen


Es ist gerade 15 Monate her, da gab OB Wolfram Leibe im TV eine Garantieerklärung ab: Der Delux-Express werde bis mindestens Ende 2017 mit Stadtwerke-Beteiligung fahren und möglichst auch Nachtfahrten nach Berlin anbieten. Inzwischen haben europäische Realitäten die trierischen Ambitionen zunichte gemacht. Nach viereinhalb Betriebsjahren endet für die Stadtwerke ein Experiment und Abenteuer zugleich, leider unfreiwillig. Seit zwei Jahren fährt der DeLux-Express in der Gewinnzone und hat rund 400 000 Fahrgäste befördert. Was bleibt, ist die Genugtuung für die Stadtwerke-Verantwortlichen, dass ihr Verkehrsbetrieb mehr kann als "nur" Stadtbus. Nicht zuletzt, der Deutschen Bahn zu zeigen, dass sich Fernverkehr von und nach Trier durchaus lohnt, wenn man es denn will und die Kundschaft und den Beförderungsauftrag ernst nimmt. Gut für die schienenverkehrentwöhnten Trierer: Der DeLux-Express fährt weiter auf seiner Linie 026 nach Frankfurt und Berlin, wenn auch fortan unter luxemburgischer Alleinregie. r.morgen@volksfreund.deExtra

2011/12: Die Änderung des Personenbeförderungsgesetzes von 1934 macht den Weg frei für Fernbusse. Dezember 2011: Die Stadtwerke Trier und Voyages Emile Weber (Luxemburg) gründen die Fernbus-Gesellschaft DeLux-Express GmbH mit Sitz in Trier. März 2012: Die DeLux-Express-Linienbusse nehmen den Betrieb auf und fahren über Birkenfeld/Umweltcampus, Kaiserslautern und Mainz nach Frankfurt/Main. Auch andere Fernbusunternehmen fahren von und nach Trier. Juni 2013: DeLux schließt sich dem damaligen Marktführer MeinFernbus (heute Flixbus) an. Die Kooperation bringt Anschluss an ein bundesweites Liniennetz und Delux-Fahrten nach Berlin. Herbst 2014: Boomzeit für Fernbusse, weil viele Kunden wegen Lokführerstreiks der Bahn den Rücken kehren. Von Trier aus werden Sonderbusse eingesetzt. November 2016: Die Stadtwerke steigen aus der DeLux GmbH aus. rm.

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