Weichen waren längst gestellt

Stadtentwicklung

Zum Bericht "Vergeblicher Protest aus Mariahof - Das Baugebiet Brubacher Hof wird kommen" (TV vom 9. März):

Für die Erforderlichkeit einer zusätzlichen Bebauungsplanung gab es in der Debatte des Stadtrates gute Argumente. Der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum für Familien, Arbeitnehmer, Studenten und Senioren ist offenkundig. Dafür, dass dieser Wohnraum ausgerechnet zunächst in Mariahof geschaffen werden muss, gab es allerdings kaum faktenbasierte Argumente. Allenfalls die angeblich schnellere Umsetzbarkeit könnte ins Gewicht fallen - so sie realistisch und erforderlich ist.
Gegen den gewählten Standort sprechen hingegen unverändert harte Fakten. Dies gilt insbesondere für die Verkehrsproblematik. Da mag Baudezernent Andreas Ludwig noch so nachdrücklich sein Wort geben: Das zusätzliche Verkehrsaufkommen von 2500 Neubürgern auf Mariahof kann er angesichts der schon jetzt angespannten Lage in der Innenstadt nicht einfach "wegkreiseln".
Alle, die nach Luxemburg oder zu den nördlichen Autobahnanschlüssen wollen, müssen zunächst quer durch die Stadt. Das gilt auch für die geplant 2500 Neubürger von Castelnau II. Das wäre an den anderen Planungsstandorten in dieser Schärfe nicht der Fall.
Zusätzliche verkehrsbedingte Schadstoffe wie Feinstaub, Stickoxide und Ozon wird Herr Ludwig auch mit den geplanten Lärmschutzwänden nicht aufhalten. Diese werden das Klima und die Gesundheit der Menschen in Trier weiter belasten. Dass das FFH-Gebiet Mattheiser Wald durch den Zangengriff von zwei Neubaugebieten akut gefährdet ist, haben die Naturschutzverbände fundiert belegt.
Bedauerlich ist, dass Alternativen wie die Nutzung freistehenden Wohnraums in der Stadt und brachliegender Industrieflächen nicht ernsthaft verfolgt werden. Auch eine über die Stadtgrenzen hinausgehende Planung wird nicht wirklich erwogen.
Im Ergebnis ist der Beschluss für die Bebauung des Brubacher Hofes eine rückwärtsgewandte Entscheidung, die Trier und seinen Menschen sicher noch viele Sorgen bereiten wird. Trotz des parteiübergreifenden Eigenlobs zur Bürgerbeteiligung bleibt der schale Eindruck, dass die Weichen längst gestellt und die Immunisierung gegen Sachargumente verfestigt waren. Musste man den Rechtspopulisten diese Steilvorlage geben?
Rolf Winkler
Trier-Ruwer

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