Weihnachten, Weihnachten, singt Guildo Horn zuhaus’

Trier · Man nehme eine mit 2500 feierwütigen Fans ausverkaufte Europahalle, weihnachtliches und weltliches Liedgut, Guildo Horn sowie seine Orthopädischen Strümpfe – und fertig ist die perfekte Einstimmung auf den Heiligen Abend.

Weihnachten, Weihnachten, singt Guildo Horn zuhaus’
Foto: Hans Krämer

Was macht der Esel aus der Weihnachtskrippe eigentlich die übrigen elfeinhalb Monate im Jahr, wenn er nicht neben Ochs‘, Maria, Josef und dem Christuskind unterm Baum steht? Das war eine Frage, der Guildo Horn in seinem alljährlichen Weihnachtssingen in der Europahalle nachging. Die Antwort: Er liegt in Papier eingewickelt in einem Pappkarton - und weint. Auf die Melodie des Elvis-Klassikers "In the ghetto" erzählte Horst Köhler die traurig-schöne Geschichte des Esels "In der Krippe", mit allem, was sich sonst noch reimte: "hat ne Grippe" oder "raucht ne Kippe".

"In der Krippe" war eines der neuen Stücke, das Guildo gemeinsam mit seiner Begleitband, den Orthopädischen Strümpfen, sowie der Asozialen Blaszentrale Dessau bei seinem Heimspiel kurz vor dem Heiligen Abend zum Besten gab. Wie immer war das Konzert, das schon vor Wochen mit 2500 Zuschauern ausverkauft war, aufgeteilt in "weihnachtliches und weltliches Liedgut", getreu dem Tourmotto "Schlager unser".

Und so viele zu Weihnachtsliedern umgedichteten Hits wie "Walking on the moon" (Police), "Eternal flame" (Bangles), "Papa was a rolling stone" (Temptations, in einem gigantischen Arrangement als "Papa war der Weihnachtsmann") oder "YMCA" (Village People, "Es weihnachtet sehr") gab es schon lange nicht mehr in der über 20-jährigen Geschichte des Weihnachtssingens. Natürlich durfte das mit Lokalkolorit versehene Lied über den korpulenten Maronenverkäufer aus der Simeonstraße, "Dicker Dieter" (zur Melodie von "Chiquitita" Abba), nicht fehlen.
Innerhalb von zwei Jahren hat sich allerdings "Ist ein feiner Christbaum" zum Kultsong etabliert. Guildo Horn und sein musikalischer Leiter Addy Mollig aus Latex schafften es, die Europe-Hymne "It's the final countdown" mit eher ungewöhnlichen Instrumenten - einem Akkordeon und zwei aus dem Altenheim entliehenen Suppenlöffeln - zu intonieren und gleichzeitig die Besucher zu animieren sich als Christbaum zu positionieren und rhythmisch zu bewegen. Gigantisch!

Die meisten Besucher finden sich alljährlich in der Europahalle zur etwas anderen Einstimmung aufs Fest ein, kennen genau alle Abläufe, wissen, wann sie klatschen, singen, hüpfen oder sich nach vorne beugen müssen - die Masse ist eben ein wichtiger Teil der Show. Für alle neu waren aber die beiden großen Videowände mit Livebildern an den Seiten der Bühne. "Ist das auch in HD?", fragte Guildo, als er sich auf den Bildschirmen ansehen konnte, wie ihm der Schweiß auf seinen über eine Stunde standhaft getragenen dicken (und etwas eng sitzenden) Pullunder lief. Später - auch das ist Standard der Show - entledigte sich Guildo seiner Oberbekleidung.
Nach über 90 Minuten weihnachtlichen Liedgut startete Teil zwei mit Schlagern, natürlich den Klassikern wir "Er gehört zu mir", den Guildo auf Glöckchen instrumental darbot, während die textsicheren Fans das Lied trällerten, oder "Wunder gibt es immer wieder".

Nach über zehnjähriger Pause gab es dann sogar die Maffay-Schnulze "So bist du mal" mal wieder, dafür vermissten einige Fans Selbstgeschriebenes des Meister wie zum Beispiel "Danke".
Am Ende und nach über zweieinhalb Stunden fing der Meister den überkochenden Saal wie alle Jahre wieder mit seinen finalen und besinnlichen Weihnachtsliedern wie "Weihnachten, Weihnachten, bin ich zuhaus‘" emotional wieder ein. Alle Jahre wieder war der letzte Satz "Dann bis nächstes Jahr" - und mindestens 90 Prozent derer, die am 23.12.2015 in der Europahalle waren, werden sich dort auch am 23.12.2016 wieder treffen.

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