Wein, Preisträger und Gesang

TRIER. Ein außerordentlich junger Weinpreis-Träger, ein wortgewandter Kommentator in Hochform und glänzend aufgelegte Theater-Künstler verliehen der Weinprobe der Stadt Trier im Keller des Palais Kesselstatt eine besondere Note.

 Ein silbernes Riesling-Ballt für Simon Haag, Blumen für Gattin Manuela. OB Helmut Schröer (links) überreicht den Weinpreis, Triers Weinkönigin Kerstin Konrath strahlt ebenfalls. Foto: Josef Tietzen

Ein silbernes Riesling-Ballt für Simon Haag, Blumen für Gattin Manuela. OB Helmut Schröer (links) überreicht den Weinpreis, Triers Weinkönigin Kerstin Konrath strahlt ebenfalls. Foto: Josef Tietzen

Der Weinpreis derStadt Trier ging diesmal an einen außerordentlichen jungenRebensaft-Förderer: erst 29 Lenze zählt Simon Haag, Junior-Chefdes Hotels "Eurener Hof". Als preiswürdig empfand die Jury unterLeitung von Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch Haags"großen Beitrag für die Weinwerbung der Region". Die Karte des"Eurener Hofs" umfasst zu mehr als der Hälfte Gewächse von Mosel,Saar und Ruwer: 88 Weine und fünf Winzersekte. Darüber hinausbiete Haag in Zusammenarbeit mit Winzern Wein-Erlebnis-Tage undlasse in Proben "Riesling gegen der Rest der Welt" antreten.Belohnung für das Engagement: ein in Silber getriebenesRieslingreben-Blatt, gestiftet von Käthi und Günther Reh. Zuletzthatten der damalige Karstadt-Geschäftsführer Otti Büsching (2001)und der britische Weinjournalist Stuart Pigott (1999) diebegehrte Auszeichnung erhalten. Damit habe er nie und nimmer gerechnet, bekannte Haag in seiner Dankesrede. Er zeigte sich "sehr geehrt" und gewährte erstaunliche Einblicke in seine Geschäftsmanns-Seele: "Mein Steuerberater sagt immer, ich solle nicht allzu viel Hobby in unsere Weinauswahl hineinbringen." OB Schröer hatte das passende Gegenargument parat: "Hören sie nicht auf ihren Steuerberater."

Als Weinpreis-Kandidaten in spe sollte sich die Jury schon einmal Claus Piedmont vormerken. Der Gutsbesitzer aus Konz-Filzen und Weinprüfer kommentierte auf vielfachen Wunsch die Stadt-Weinprobe erneut, nachdem er bereits 2002 mit seiner publikumsnahen, individuellen Note für Furore sorgte. Laut Piedmont gibt es Weine "da springt ihnen das Bukett ins Gesicht", andere wiederum "lassen sich gut probieren, aber nicht unbedingt gut trinken".

Weingut von Nell seit 200 Jahren Familienbesitz

Da fällt die Wahl gelegentlich schwer: "Vielleicht wollen sie ja ein angenehmes Gespräch - und dabei nicht von ihrem Wein belästigt werden." Die 170 handverlesenen Besucher der Stadt-Weinprobe 2003 (in erster Linie die üblichen VIPs und verdiente Ehrenamtliche) fühlten sich in keinster Weise von Leistungsschau der in Trier ansässigen Renommier-Weingüter belästigt. Staatsweinbaudomäne, Karthäuserhof, Priesterseminar, Reichsgraf von Kesselstatt, Deutschherrenhof, Stiftungsweingut Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, Vereinigte Hospitien, Georg Fritz von Nell, Peter Terges, Wilhelm Gehlen und Schubert'sche Schlosskellerei boten einen repräsentativen Querschnitt durch den Jahrgang 2001, der Piedmont zu gewagten Vergleichen inspirierte: Manche dieser edlen Kreszenzen in so jungem Alter zu verkosten komme "Babymord" gleich. I

mmerhin schaffte es der 44-Jährige so, die zunehmend weinselige und geschwätzige Runde zu bändigen. Da sah man's ihm gerne nach, dass er Napoleons Trier-Besuch um anderthalb Jahre auf "April 1803" vorverlegte.

Ein Jubiläum steht tatsächlich demnächst an: Anno 1803 ersteigerte die Familie von Nell in Paris das Weingut im Thiergarten. Der 200. Jahrestag wird am Sonntag, 11. Mai, gefeiert.

Zum stilvollen und geselligen Weinerlebnis gehören auch Frau und Gesang. Diesmal dafür zuständig: Evelyn Czesla (Sopran), Andreas Scheel (Bariton), Peter Koppelmann (Tenor) und Christoph Jung (Piano) vom Theater Trier. Das Johann-Strauß-Terzett "Im Feuerstrom der Reben" mussten sie gleich zweimal vortragen.

Beim Wein & Gourmet Festival International leitet Claus Piedmont am 6./7. Mai zwei Weinsensorik-Seminare. Weitere Informationen unterTelefon 0175/4124886.

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