Weinberge, Trier und das Meer

Trier · Sie ist Chefin der Trierer Tufa, lebt auf der Burg Dudeldorf bei Bitburg und ist immer bestrebt, großstädtisches Flair auf dem Land zu versprühen: Teneka Beckers. In unserer Serie erzählt die 42-Jährige, wo sie sich am liebsten aufhält und von ihren ganz privaten Visionen.

Trier. Ich mag es, oben zu sein: etwa auf dem Petrisberg. Einen fantastischen Ausblick hat man vom "Turm Luxemburg".
Seine Form überzeugt mich keineswegs, aber das, was er zu bieten hat, wenn ich die Treppen hochgestiegen bin und meinen Blick umherschweifen lasse: zu Füßen liegen Trier, viel Natur, ein paar Weinberge, und dahinter kann man das Meer vermuten. Weinberge wecken in mir Erinnerungen an meine Kindheit. Ich bin in Carlsberg, in einem kleinen Dorf in der Pfalz mit viel Natur und Wein, aufgewachsen.
Geboren bin ich allerdings in Amerika, ich habe sogar die doppelte Staatsangehörigkeit. Als Einjährige war ich mit meinen Eltern in den Landkreis Bad Dürkheim gezogen. Nach dem Abi rief die Großstadt: in Köln studierte ich Kunstgeschichte, Musikwissenschaften und Germanistik, und später Kultur- und Medienmanagement in Berlin. Kultur und Kunst haben mich von Kindesbeinen an fasziniert. Es ist eine andere Welt, eine, die über die reine Vernunftwelt hinausgeht.
Das Künstlerische zeigt: "Der Mensch besteht Gott sei Dank nicht nur aus dem Kopf." Mit den Kindern, wir haben drei, wurde der Impuls, aufs Land zu ziehen, immer stärker.
Ich hatte damals auch einen Zustand der Übersättigung erreicht: In Berlin kann man jeden Tag die tollsten Highlights sehen. Als Familie wollten wir mehr Platz, mehr Natur, dort arbeiten, wo wir leben. Wir schauten im Osten und in der Eifel. Die Burg Dudeldorf war es! Seit 2001 wohnen wir sowie eine weitere Familie in einem Teil der historischen Anlage.
Die Idee, Großstädtisches aufs Land zu bringen, hatte ich aus der Bundeshauptstadt mitgebracht und umgesetzt: Gemeinsam mit meinem Mann organisierte ich Veranstaltungen. Mit der Aufführung "Carmina Burana" landeten wir den ersten und mit "Ritter Rost" den zweiten großen Knaller.
Vor vier Jahren stand ich erneut an einem Wendepunkt: Sollen wir in die Burg investieren und das Angebot ausweiten? Oder soll ich einen Halbtagsjob machen? Am Ende fiel die Entscheidung weder auf das eine noch auf das andere: Ich wurde Geschäftsführerin der Tufa. Mein Mann arbeitet freiberuflich als Lichtdesigner und Bühnenbildner und ist viel unterwegs.
Auf der Bank vor der Haustür


Von unserer Idee "Arbeiten dort, wo wir leben", mussten wir uns verabschieden. Größtenteils jedenfalls. Denn hin und wieder finden auf der Burg noch Events statt. Etwa das Trecker-Open-Air.
Dann kommen die Kinobesucher auf Traktoren zur Burg, um sich unter freiem Himmel einen Film auf Leinwand anzusehen. Und im Juli dieses Jahres wird im Rahmen des Kinder- und Jugendkulturfestivals "Sommer Heckmeck" das Figurentheaterstück "Die Olchis" aufgeführt.
Apropos Kinderstück: Die Proben für "Urmel aus dem Eis" sind abgeschlossen. Premiere ist morgen, 11 und 15 Uhr, im Lottoforum, einem weiteren Lieblingsplatz von mir.
Weil dort Open-Air-Veranstaltungen mit einem Panoramablick möglich sind, ohne wetterabhängig zu sein. Aber ich habe noch weitere Plätze, die ich sehr mag: Liebend gerne sitze ich bei einem guten Glas Wein auf der Terrasse der Weinstube Palais Kesselstatt mit Blick auf den Dom. Wunderbar ist es ebenso direkt vor meiner Haustür: Auf der Holzbank, vor unserem Beet kann ich gut entspannen. Rebstock und Hopfen liefern sich auf wenigen Quadratmetern einen Wettstreit beim Wachsen. Mein Mann hat den Hopfen, ich habe die Rebe gesetzt. Wir beobachten, welche Pflanze schneller gedeiht. Da reifen auch Himbeeren heran, und rote Rosen haben wir gepflanzt. Auf der Burg leben auch zwei Gärtner, was im Hinblick auf den Garten ein Sechser im Lotto ist.
Ich hoffe es irgendwann einmal zu schaffen, unter dem blühenden Kirschbaum zu sitzen und ein Buch zu lesen. Trotz der annehmlichen Dinge, die mich umgeben, sehnte ich mich vor zwei Jahren wieder nach der Großstadt. Ein attraktives Job-Angebot und eine schöne Wohnung in Köln lockten. Doch wir haben uns dann bewusst neu für unser Leben in Dudeldorf und der Region entschieden. Mein Platz ist hier - wohl noch eine ganze Weile.

Aufgezeichnet von Katja Bernardy

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