Weitaus mehr als Marschmusik

Trier · Das Musikkorps der Bundeswehr begeistert 500 Zuschauer, sorgt aber auch für Kritik.

 Großer Beifall schon vor der Pause: Das Musikkorps der Bundeswehr fesselt seine Zuschauer von der ersten Minute an. TV-Foto: Julia Schneider

Großer Beifall schon vor der Pause: Das Musikkorps der Bundeswehr fesselt seine Zuschauer von der ersten Minute an. TV-Foto: Julia Schneider

Foto: Julia Schneider (jas) ("TV-Upload Schneider"

Trier Das Musikkorps der Bundeswehr begrüßt die rund 500 Besucher in der Europahalle mit einem typischen Armeemarsch. Doch wer jetzt glaubt, er bekäme an diesem Abend nur militärische Blasmusik zu hören, der hat sich getäuscht. Das beweisen die 60 Musiker unter dem Dirigat von Oberstleutnant Christoph Scheibling gleich im Anschluss mit einer festlichen Brahms-Ouvertüre. Es folgt eine Komposition über Hamburg, die, wie ein weiteres Stück, von Musikern aus den eigenen Reihen geschrieben wurde. Von einem Akkordeon begleitet, bekommt das Lied über die norddeutsche Stadt schon vor der Pause stehende Ovationen.
Und alles für einen guten Zweck: Die Einnahmen des Konzertes kommen dem Rotary Club Trier zugute, der sich im sozialen und kulturellen Bereich, aber auch in der Jugend- und Berufsförderung einsetzt. Auch die Caritas-Stiftung "Zeichen der Hoffnung" trägt mit einer Benefiz-Verkaufsausstellung dazu bei, wohnungslose Menschen zu unterstützen. Die Gemälde stammen von Conrad Klein, einem ehemaligen Frisör, der sein gesamtes Vermögen der Stadt Trier geschenkt hatte, um diesem Zwecke zu dienen.
Charismatisch findet der Dirigent selbst zu jedem Stück die richtigen Worte und leitet gekonnt durch den Abend. Über klassische Arrangements und militärische Märsche bis hin zur Filmmusik unterhält das Musikkorps die Zuschauer fast drei Stunden lang. Nach zwei Zugaben verabschiedet sich das Bundeswehrkorps mit der Nationalhymne.
"Ich war vergangenes Jahr schon hier", erzählt Eva Saxler aus Daun nach dem Konzert begeistert, "und die Chance, das Orchester noch einmal so nah zu erleben, habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen."
Auch Sonja Mergens aus Reinsfeld ist ein Fan von sinfonischer Blasmusik: "Hamburg - Das Tor zur Welt hat mich fasziniert. Ich habe die Augen zugemacht, und ein Film lief vor meinen Augen ab."
KRITIK AN MILITäRMUSIK


Extra

Die Militärmusik stößt mancherorts auch auf Kritik. Die Trierer Arbeitsgemeinschaft Frieden (AGF), die vor Beginn des Konzertes eine Mahnwache abhielt, wirft der Bundeswehr vor, Aufrüstungskosten und Wirtschaftsinteressen von Kriegen durch Konzerte zu vertuschen und diese für Sympathiewerbung und Nachwuchsgewinnung auszunutzen. Die AGF beanstandet zudem, dass die hohen Kosten für die Instandhaltung des Musikkorps der Bundeswehr auch für soziale Projekte wie die Obdachlosenhilfe genutzt werden könnten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort