Weiter baggern und beraten

Das Rioler Freizeitsee-Projekt "Triolago" soll nach dem Willen der örtlichen Kommunalpolitiker fortgesetzt werden, auch wenn die Finanzierung viele Fragen offen lässt. Das entschied der Ortsgemeinderat am Freitagabend einstimmig in einer Sondersitzung. Zudem hoffen die Entscheidungsträger auf Beistand.

Weiter baggern und beraten
Foto: Friedhelm Knopp

Riol. (kat/f.k.) Um das Projekt zu Ende führen zu können, wird die Ortsgemeinde über mehrere Jahre verteilt rund 570 000 Euro zuschießen müssen. Von dieser Summe war 2003 bei der Vertragsunterzeichnung mit dem Privatinvestor, der Becker Freizeitsee GmbH, noch keine Rede. Ursprünglich sollte sich die Freitzeitanlage fast komplett aus dem großen Kiesvorkommen finanzieren, durch dessen Abbau der Freizeitsee entsteht. Unvorhergesehene Probleme mit dem Untergrund, die bei Erkundungs-Bohrungen verborgen geblieben waren, führten zu Einnahmeverlusten und Verteuerungen. Der Versuch von Ortsbürgermeister Arnold Schmitt, die Ausfälle über eine "angedacht" 80-prozentige Landesförderung zu kompensieren, scheiterte: Einerseits fließt erheblich weniger vom Land, und zudem muss sich die Gemeinde aus eigener Tasche beteiligen - so wollen es die Förderichtlinien.

In einer Sondersitzung am 18. März hatte sich der Rat fraktionsübergreifend für eine Fortsetzung des Projekts ausgesprochen. Im nicht öffentlichen Teil hatten die Fraktionen bereits eine Beschlussvorlage erarbeitet. Gestern Abend beschloss der Rat im voll besetzten "Rioler Rathaus" einstimmig, die Zuschussanträge für die gewerbliche und touristische Infrastruktur auf den Weg nach Mainz zu bringen. "Die Einigkeit freut mich, ich weiß, wie schwierig es ist", sagte Schmitt.

In den nächsten Wochen sollen Gespräche mit dem Ältestenrat der Verbandsgemeinde Schweich und dem Investor stattfinden. Die Ratsmitglieder waren sich einig, dass der Gemeindeanteil möglichst klein gehalten werden muss. Eine Arbeitsgruppe "See", die Ideen für Co-Finanzierungen und Einspar-Potenziale hervorbringen soll, ist geplant, und einige Grundstücks-Angelegenheiten sind zu klären. Der Pachtvertrag zwischen Investor und Gemeinde soll mithilfe eines Rechtsanwalts fortgeschrieben werden. "Es wird nicht das letzte Problem gewesen sein, bevor wir fertig sind", sagte Arnold Schmitt.

Meinung

Noch viele Hürden

Der Wille, in Riol eines der größten Freizeitprojekte dieser Region zu verwirklichen, ist vorhanden - leider aber noch nicht das dazu erforderliche zusätzliche Kapital. Nun weiter Schuldzuweisungen zu verteilen, weil alles so kam, wie es nicht kommen sollte, würde dem Projekt nicht dienen. So sehen es auch die Fraktionen im Rioler Rat, wobei vermutlich auch die anstehenden Kommunalwahlen "meinungsbildend" wirken. Welches Rioler Ratsmitglied oder welche Fraktion will schon am 7. Juni vor den Wählern als "Zerstörer" des verheißungsvollen Freizeitsees dastehen? Eines Projektes, in das sehr viele Rioler Zukunftshoffnungen setzen. Und dies nicht ganz unberechtigt. Sicher wird die rund 1200 Einwohner zählende Gemeinde nicht ganz alleine auf dem 570 000-Euro-Brocken sitzen bleiben. Aber sind noch viele Hürden zu nehmen. Die Rioler werden voraussichtlich andere Wünsche zurückstellen müssen. f.knopp@volksfreund.de

Extra Die Finanzierung des Projekts gliedert sich in einen "gewerblichen" Teil (Zufahrtsstraßen, Parkplätze) und einen "touristischen" Teil (etwa Inlineskater-Bahn, Schiffsanleger, Seerundweg). Der gewerbliche Teil ist mit rund 1,33 Millionen Euro veranschlagt, wovon das Land 55 Prozent tragen würde. 35 Prozent gingen zulasten des Investors (zahlbar als Pacht/Nutzungsgebühr) und zehn Prozent (rund 130 000 Euro) muss die Gemeinde tragen. Investor Becker wollte ursprünglich auch diese zehn Prozent übernehmen - das hätte jedoch den Förderrichtlinien widersprochen. Für die touristische Infrastruktur sind etwa 1,09 Millionen Euro aufzubringen. Hierbei fördert das Land mit bis zu 60 Prozent, und 40 Prozent (rund 440 000 Euro) sind von der Gemeinde aufzubringen. Nach den Förderrichtlinien gibt es keine Beteiligungsmöglichkeit für den Investor. (f.k.)

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