Weiter ohne Tatü-Tata über die Grenze

Ralingen/Rosport · Wenn es brennt oder Keller volllaufen, sind bei Bedarf auch die luxemburgischen Feuerwehrleute in Deutschland zur Stelle. Und das schon seit Jahren. Seit dieser Woche ist die grenzüberschreitende Hilfe auch offiziell abgesegnet. Doch es bleiben offene Fragen.

Ralingen/Rosport. Wenn alles seinen bürokratischen Weg gegangen wäre, dann wäre an der Sauer das eine oder andere Haus sicher komplett abgebrannt. Denn die Pompjeen der Freiwilligen Feuerwehr aus Rosport können von ihrer Sauerseite aus ein Feuer im gegenüberliegenden Ralingen zwar sehen. Doch einfach über die Grenzbrücke fahren geht eigentlich nicht. Der offizielle Alarmierungsweg hätte über ein luxemburgisches und ein rheinland-pfälzisches Ministerium, die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, die Kreisverwaltung und die Verbandsgemeindeverwaltung Trier-Land laufen müssen. Dieser Weg ist so kompliziert wie unpraktikabel. Deshalb fahren seit Jahren die Wehren an der Sauer einfach so ins jeweilig andere Land, um dort zu helfen. Rosports Bürgermeister Romain Osweiler sagt dazu: "Das geht so lange gut, bis etwas passiert." In Zukunft sind nun fast alle Eventualitäten geklärt: Denn die für den Brandschutz zuständigen Gemeinden Rosport und Mompach sowie die Verbandsgemeinde Trier-Land haben eine Vereinbarung unterzeichnet, die die Einsätze regelt.
Vier Seiten umfasst das Schriftstück, das Osweiler und seine Amtskollegen Jos Schoellen (Mompach) und Wolfgang Reiland (Verbandsgemeinde Trier-Land) unterschrieben haben. Es besagt unter anderem, dass auf deutscher Seite der deutsche Einsatzleiter verantwortlich ist und in Luxemburg der luxemburgische. Auch verzichtet man darauf, den Kollegen Rechnungen für Verbrauchsmaterial zu schicken. Wirkt alles selbstverständlich, war bisher selbstverständliche Praxis, muss jedoch eigens geregelt werden.
Trotz der Vereinbarung gibt es ungeklärte Fragen. Zwar soll es im Notfall schnell gehen und sind Wehren aus dem anderen Land möglicherweise schneller am Einsatzort als die eigentlich zuständige. Doch hinter der Landesgrenze muss das Martinshorn ausgeschaltet werden und müssen sich die Feuerwehrleute an Tempolimits halten. Zudem bereiten die deutschen Führerscheine Sorgen. Denn jüngere Feuerwehrmitglieder benötigen einen eigenen Feuerwehrführerschein, da ihre normalen Fahrerlaubnisse für die schweren Fahrzeuge nicht ausreichen. Dieser Feuerwehrführerschein wird in Luxemburg nicht anerkannt. Es müssen also noch dicke Bretter gebohrt werden.
Nach Auskunft von Bürgermeister Wolfgang Reiland will die VG Vereinbarungen auch mit weiteren luxemburgischen Gemeinden abschließen. Denn auch im Raum Langsur/Wasserbillig und Ralingen/Echternach gibt es Berührungspunkte bei Einsätzen der Wehren.
Die luxemburgischen Pompjeen und die deutschen Feuerwehrmänner und -frauen eint darüber hinaus eine weitere Herausforderung: die sogenannte Tagesalarmbereitschaft. Denn hüben wie drüben sind zwar die notwendigen Fahrzeuge vorhanden. Doch hapert es manchmal an den Freiwilligen, die damit in den Einsatz fahren. Da ist es gut zu wissen, dass die Nachbarn vom anderen Sauerufer stets zur Stelle sind, wenn es brennt oder wenn Keller vollzulaufen drohen.Meinung

Nur so geht's!
Die einen sprechen in Sonntagsreden von Europa, die anderen leben es. Die Feuerwehrleute an der Sauer zeigen, dass Staatsgrenzen im täglichen Leben ihre Bedeutung verlieren. Seit Jahren helfen sich die Wehren. Und was noch wichtiger ist, sie helfen Menschen in Notlagen. Nur so geht es! Einem Hausbesitzer in Hinkel wird es egal sein, wenn ein C-Rohr aus Ralingen dafür sorgt, dass das Feuer unterm Dach gelöscht wird. Ebenso wird es dem Godendorfer egal sein, wenn der Baum auf der Straße mit einer luxemburgischen Motorsäge zerlegt wird. Ärgerlich in diesem Zusammenhang ist es, dass Nickligkeiten wie das Martinshornverbot oder die Führerscheinproblematik nicht gelöst werden. Das geht so nicht. Denn die freiwilligen Helfer verdienen es, dass sie ihre Arbeit möglichst gut machen können. h.jansen@volksfreund.de

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