Weiterhin Ärger um die verflixte 7

Trier · Der neue Stadtbus-Fahrplan gilt ab 14. Dezember. In einem Punkt sorgt er schon im Vorfeld für Ärger: Viele Fahrgäste aus den Höhenstadtteilen kritisieren die Verlegung der Linie 7 von der West- auf die Osttrasse. Doch die Stadtwerke (SWT) haben einen Grund für die Änderung.

Trier. Stadtwerke-Verkehrschef Frank Birkhäuer (58) und sein Vize Heinz Pötters (48) sind in diesen Tagen vor allem bei Stadtteilpolitikern sehr gefragt. Der komplette Ortsbeirat von Trier-Pfalzel hat ihnen bereits einen Besuch abgestattet, es gab Gespräche mit den Ortsvorstehern Horst Freischmidt (Kernscheid) und Karl-Heinz Klupsch (Irsch), aber auch - wie es in der SWT-Verkehrszentrale in der Gottbillstraße heißt - "jede Menge unschöner Anrufe" aus den Höhenstadtteilen. Thema jeweils: Die künftige Route der Stadtbus-Linie 7 von Irsch nach Pfalzel und zurück. Die soll ab dem nächsten Fahrplanwechsel (14. Dezember) in der Altstadt nicht mehr über die Westtrasse fahren, sondern über die Osttrasse. Also Weberbach, Ostallee und Hauptbahnhof statt Viehmarkt und Nikolaus-Koch-Platz. "Mühseliges Umsteigen"

Auswirkung: Viele Ziele in der City wie etwa das Rathaus am Augustinerhof sind per Linie 7 nicht mehr direkt zu erreichen. Nachdem der TV am 11. Juli darüber berichtet hatte, kritisierten mehrere Leserbriefschreiber die Änderung. Nun wettern auch Stadtteilpolitiker. So zum Beispiel der Irscher Ortsvorsteher Karl-Heinz Klupsch (60): "Bei uns, in Kernscheid, Filsch und Olewig besteht keine Einkaufsmöglichkeit mehr. Deshalb ist die Anbindung der Linie 7 an die westliche Altstadt ohne mühseliges Umsteigen gerade für Senioren und Mütter mit Kinderwagen sehr wichtig. Das Busangebot sollte sich an den Bedürfnissen der Menschen orientieren. So, wie es ja auch das Verkehrskonzept vorsieht.""Genau diese Absicht verfolgen wir", entgegnet SWT-Verkehrs chef Frank Birkhäuer. Hauptgrund für die Verlegung der Linie 7 sei eine deutlich bessere Anbindung der östlichen Altstadt durch eine regelmäßige Busverbindung zwischen dem Hauptbahnhof und den Haltepunkten Kaiserthermen/Stadtbad. Bislang ist das Osttrassen-Angebot gemessen an dem der Westtrasse eher dürftig: Dort fahren bislang lediglich die Linien 2 und 30, und das in einem nicht aufeinander abgestimmten Takt. Laut neuem Plan bilden die 2, 7 und 30 (die jeweils alle halbe Stunde fahren) einen regelmäßigen Zehn-Minuten-Takt. Davon profitieren nach Einschätzung der SWT-Verkehrsstrategen "sehr viele Fahrgäste, die künftig wesentlich schneller zum Bahnhof kommen oder vom Bahnhof in die City".Die Kritik aus den Höhenstadtteilen halten sie nicht in allen Punkten für berechtigt: "Die Linie 7 fährt auch nach neuem Plan zum Simeonstiftplatz und bis an die Treviris - wenn auch via Bahnhof", betont Birkhäuer. Der Hinweis darauf, dass dieser Teil der westlichen Altstadt auch in Gegenrichtung umsteigefrei zu erreichen ist, habe der Kritik aus Pfalzel "den meisten Wind aus den Segeln genommen". Die Besorgnis vieler älterer Höhenstadtteilbewohner ist geblieben: "Wir haben doch keine Geschäfte mehr in unserer Nähe. Wer kein Auto hat, ist beim Einkaufen also auf den Bus angewiesen", sagt etwa Martha Casper (76), die Auf der Hill in Olewig wohnt. Mit Trolley oder Rollator sei das Umsteigen "sehr beschwerlich, vor allem, wenn der Fahrer den Bus beim Ein- oder Aussteigen nicht absenkt". Auch Erhard Mentges (78) aus Kernscheid ist enttäuscht: "Hier wird etwas auf Kosten älterer und gehbehinderter Menschen geändert. Ich hoffe, die Stadtwerke überlegen sich das noch einmal anders."Diese Hoffnung wird aber nicht in Erfüllung gehen: "Da lässt sich nichts mehr rückgängig machen", erklärt SWT-Verkehrsvize Heinz Pötters. Der neue Plan sei auf den ebenfalls ab 14. Dezember geltenden Rheinland-Pfalz-Takt abgestimmt, der ein deutlich ausgeweitetes Regionalbahn-Angebot bringt. Darauf, so Pötters, habe man reagiert und mit dem Segen des SWT-Aufsichtsrats den gesamten Fahrplan angepasst.Sternbus-Verkehr wie gehabt

Man könnte auch "umgekrempelt" sagen: Alle Abfahrtszeiten werden sich ändern. Die Haupt-Abfahrtszeiten im Sternbus-Verkehr (werktags vor 6.45 Uhr und nach 18.45 Uhr sowie an Wochenenden und Feiertagen) werden um 15 Minuten vorverlegt. Bei der Sternbus-Anbindung der Höhenstadtteile ändert sich ab 14. Dezember übrigens nichts. Die Linie 84 als Abend- und Wochenend-Pendant zur 7 fährt weiterhin über die Westtrasse. Das Schulbus-Angebot wird zweigeteilt. Pötters: "Es ist weiterhin möglich, morgens ohne Umsteigen etwa zum Humboldt-Gymnasium zu fahren."Meinung

Klare SacheEs gibt Aha-Erlebnisse, die machen einen zum Befürworter der Verlegung der Linie 7 auf die Bus-Osttrasse. Zum Beispiel, man steht bei wolkenbruchartigem Regen an der Haltestelle Stadtbibliothek in der Weberbach und wartet auf einen rettenden Bus. Aber es kommt keiner. Nicht nach zehn, nicht nach 15, sondern erst nach geschlagenen 20 Minuten. Ab 14. Dezember ist endlich Schluss mit diesem Fahrplan- und Logik-Loch. Dann fährt alle zehn Minuten ein Bus der Linie 2, 7 oder 30 und bringt endlich die bislang fehlende Struktur auf dieser Route. Die Osttrasse ist übrigens gar nicht so schlecht, wie sie von ihren Kritikern gerne gemacht wird. Auch Pfalzeler und Höhenstadtteilbewohner wollen zur Konstantin-Basilika, zum Alleencenter oder zum Hauptbahnhof und werden sich möglicherweise freuen, dass das künftig ohne umzusteigen möglich ist. r.morgen@volksfreund.de

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