Wellness, Sport und ungewöhnliche Hobbys

Xiamen/Trier · Das Trierer Studentenpaar Elisa Limbacher und Andreas Lehrfeld studiert seit elf Monaten in Triers chinesischer Partnerstadt Xiamen. Im achten Teil unserer Serie berichten die beiden über das Kultur- und Freizeitangebot in der Millionenstadt.

Xiamen/Trier. Theater, Moselradweg, ein Ausflug in die Eifel - das sind nur einige Beispiele für das reiche Kultur- und Freizeitangebot in Trier und Umgebung.
Wie aber sieht es damit in Xiamen aus?
In den vergangenen elf Monaten, die wir nun hier leben, haben wir Augen und Ohren offen gehalten und viel gesehen, gehört und erlebt. Hier ein paar unserer Eindrücke und Tipps für alle, die Xiamen einmal besuchen wollen:
Für Musikliebhaber: Wer sich in Xiamen über Musikveranstaltungen informieren möchte, stößt unweigerlich auf organisatorische und sprachliche Hürden. Zudem liegt der Schwerpunkt - verglichen mit Trier - auf der klassischen, chinesischen Musik. Das Xiamener Symphonieorchester, auf das man hier besonders stolz ist, spielt regelmäßig Konzerte im örtlichen Theater.
Wer Abwechslung von der Hochkultur sucht, der kann eine der zahlreichen Karaokebars besuchen, die täglich bis in die frühen Morgenstunden geöffnet haben. Vereinzelt finden in Xiamen über das Jahr hinweg zwar auch Pop- und Rockkonzerte chinesischer Künstler statt, international bekannte Musiker aus Europa oder den USA haben in den vergangenen elf Monaten aber lediglich in den Metropolen Peking, Shanghai oder Hongkong gespielt.
Ein Geheimtipp: Die hiesige Musikhochschule veranstaltet regelmäßig Konzerte von Studenten. Der Vorteil: Diese Konzerte sind kostenlos und brauchen in den meisten Fällen den Vergleich mit professionellen Konzerten nicht zu scheuen.

Für Sportinteressierte:
Sport ist unter Chinesen jeglichen Alters beliebt. Rentner um sieben Uhr morgens beim Taijiquan (Schattenboxen) oder Jugendliche beim Surfen am Strand - das sind typische Szenen aus Xiamen.
Die Sportplätze - ob an der Universität oder in der Stadt - sind zum Teil zwar veraltet, trotzdem aber vor allem in den frühen Abendstunden heillos überfüllt. Xiamen ist für Radfahrer ebenfalls interessant. Viele von ihnen (diejenigen, die kein eigenes Fahrrad besitzen, können ein Tandem direkt am Strand mieten) und auch Jogger nutzen die direkt am Meer verlaufende Insel-Umgehungsstraße, auf der auch der sportliche Höhepunkt des Jahres stattfindet: der internationale Xiamen-Marathon.

Freizeit:
Wer sich für die Freizeitaktivitäten der Xiamener interessiert, darf sich den im Stadtzentrum gelegenen Zhongshan-Park nicht entgehen lassen. Dort bietet sich dem Besucher chinesisches Alltagsleben in Nahaufnahme. Wir konnten bislang Open-Air-Konzerte, Wasser-Kalligrafie oder die ältere Bevölkerung beim Majiang, einem chinesischen Gesellschaftsspiel, oder dem chinesischen Schach erleben.
Strand und Parks locken umso mehr, wenn man bedenkt, dass die Fitnessstudios in Xiamen auch für westliche Verhältnisse immens teuer sind.

Für Wellnessfans:
Xiamen hält einen besonderen Leckerbissen bereit, den man sich in den kühleren Wintermonaten nicht entgehen lassen sollte: heiße Quellen, die schon seit der Ming-Dynastie (1368 bis 1644 unserer Zeitrechnung) als Heilbäder genutzt werden. Jedoch sind Europäer bislang noch eher seltene Gäste, was man leicht an den interessierten Blicken der Chinesen erkennen kann. Aufmerksamkeit ist einem hier auf jeden Fall sicher.
Xiamen muss sich mit seinem Kultur- und Freizeitangebot also grundsätzlich nicht verstecken. Jedoch sind die Informationsmöglichkeiten für Ausländer ebenso noch verbesserungswürdig wie die Auswahl an Musik- und Kulturveranstaltungen. Der Vergleich mit Trier hinkt jedoch, wenn man bedenkt, dass Xiamens kulturelle Landschaft erst mit der Öffnungs- und Reformpolitik der 1980er Jahre eine Wiederbelebung erfuhr.
Zum Schluss möchten wir gerade den TV-Lesern eine kleine Frage stellen: Was darf in einer subtropischen Stadt am Südchinesischen Meer auf keinen Fall fehlen? Genau, Sie liegen richtig: eine Eislaufbahn. Gelegen in einem großen Einkaufszentrum ist sie das ganze Jahr - auch bei 40 Grad Außentemperatur - in Betrieb. Angesichts der Tatsache, dass es für Triers zerfallene und seit Jahren geschlossene Eishalle offenbar keine Rettung mehr gibt, klingt das zwar fast wie ein Scherz. Ist aber nur eine nette Anekdote aus dem Reich der Mitte.Xiamen ist eine Küstenstadt im Südosten der Volksrepublik China. Das Zentrum der Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt liegt auf einer dem Festland vorgelagerten Insel. Die Stadt gehört zu den Wirtschaftszentren des chinesischen Küstengebiets. Xiamen wurde seit 1541 von Europäern als Handelshafen genutzt und war im 19. Jahrhundert der Hauptexporthafen für Tee. Es gibt mehrere führende Universitäten. So betreibt die Xiamen University das Konfuzius-Institut an der Uni Trier (Quelle: Wikipedia). Der Vertrag zur Städtepartnerschaft zwischen Trier und Xiamen wurde am 11. November 2010 in Trier formell besiegelt. Die 2008 gegründete Deutsch-Chinesische Gesellschaft Trier pflegt die Partnerschaft ( www.dcg-trier.de). Es gibt aber auch kritische Stimmen, denn in Xiamen gibt es eins der vielen chinesischen Arbeitslager für Strafgefangene unter dem Motto "Umerziehung durch Arbeit". red

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