Welt-Aids-Tag Ein HIV-Positiver macht Mut: "Habt keine Angst vor dem Test"

Trier · Im Gespräch mit dem Volksfreund zum Welt-Aids-Tag schildert Stefan Osorio, warum er trotz der Infektion ein ganz normales Leben führen kann. Es gibt einen Königsweg.

 Stefan Osorio hat seine Krankheit im Griff. Täglich nimmt er eine Pille. TV-Foto: Jeff Mannes

Stefan Osorio hat seine Krankheit im Griff. Täglich nimmt er eine Pille. TV-Foto: Jeff Mannes

Foto: (h_tl )

Trier Heute, am 1. Dezember, ist Welt-Aids-Tag. Das nehmen die Aids-Hilfe Trier und die Aids-Beratungsstelle des Gesundheitsamts Trier-Saarburg zum Anlass, die neuesten Zahlen und Hintergründe zur Immunschwächekrankheit bekanntzugeben. Nach Erhebungen des Robert-Koch-Instituts (RKI) lebten Ende 2016 mehr als 88 400 Menschen in Deutschland mit HIV oder Aids, davon 2300 in Rheinland-Pfalz.
Die Zahl der Neuinfektionen sei seit einigen Jahren konstant, sagt Bernd Geller von der Aids-Hilfe Trier. 2016 hätten sich in Deutschland etwa 3100 Menschen neu mit HIV angesteckt, in Rheinland-Pfalz 110. In der Region Trier seien für das Jahr 2017 bislang elf HIV-Neudiagnosen bekannt. Auch hier seien die Erhebungen stabil. Laut Geller ist die Zahl derjenigen, die sich angesteckt haben, dies aber nicht wissen, höher. "Viele gehen zu spät zum Test", sagt der Diplom-Psychologe. Dabei sei Aids heute "gut behandelbar und gut vermeidbar" (siehe auch unten stehenden Bericht).
Was die Präventionsbereitschaft betrifft, ist Geller zufrieden. Alleine beim Gesundheitsamt Trier seien 2016 mehr als 1000 HIV-Tests gemacht worden, so Geller. Auch die quartalsmäßig angebotenen Tests im schwul-lesbischen Zentrum Schmit-Z in Trier würden gut angenommen. Und das nicht nur von homosexuellen Männern, bei denen zwar die Zahl der Neuinfektionen seit einigen Jahren rückläufig ist, die aber dennoch weiterhin die Hauptgruppe der HIV-Betroffenen bilden.
Einer, der sich offen zu seiner HIV-Infektion bekennt und sich in der Großregion Saar-Lor-Lux seit einigen Jahren in der Aids-Prävention engagiert, ist Stefan Osorio. Anlässlich des Welt-Aids-Tags hat der TV mit dem bei einer Luxemburger Zeitung tätigen Journalisten gesprochen. "Die Offenheit ist wichtig für mich, weil ich zeigen will, dass man als HIV-Positiver die gleiche Lebensqualität und Lebenserwartung haben kann wie andere Menschen", sagt Osorio.
Seit vier Jahren lebt er mit einem Partner zusammen, der HIV-negativ ist. "Ihr könnt ein normales Sexualleben haben", so lautet die Botschaft des 46-Jährigen. Und weiter: "Habt keine Angst vor dem Test." Vor sieben Jahren erfuhr er bei einer Routineuntersuchung von seiner Erkrankung. Danach begann er gleich mit der Therapie, setzte seinen Arbeitgeber, Freunde und frühere Sexualpartner davon in Kenntnis. Nach drei Monaten sei die Viruskonzentration in seinem Blut so stark zurückgegangen, dass sie nicht mehr nachweisbar gewesen sei. Der gebürtige Franke, der in Esch-surAlzette (Luxemburg) wohnt, führt ein Leben wie früher. Ohne Einschränkungen. Er treibt viel Sport, läuft Halbmarathons, fährt Rad und schwimmt. Jeden Abend nimmt er eine Pille, die die Viruslast senkt. Der Wirkstoff setzt bei einem Enzym an, das für die Vermehrung des Virus wichtig ist.
Zwei Mal im Jahr muss Osorio zur Blutuntersuchung. Er sagt: "Ich kann meinen Partner nicht mehr anstecken und brauche deswegen keine Kondome mehr. Das nennt man Schutz durch Therapie." Die Pille schützt allerdings nur vor HIV, nicht vor Geschlechtskrankheiten wie Syphilis oder Gonorrhoe (Tripper). Wer Sex mit wechselnden Partnern habe, sollte sich regelmäßig auf Geschlechtskrankheiten testen lassen, rät der 46-Jährige. Außerdem mache es Sinn, sich gegen Hepatitis impfen zu lassen.
Der Journalist will mit Klischees über HIV aufräumen. "Viele haben immer noch das Bild aus den achtziger Jahren im Kopf. Aber die Forschung hat seitdem sehr große Fortschritte gemacht. Wenn alle HIV-Positiven in Therapie wären, würde es keine Infektionen mehr geben. Das wäre der Königsweg."
Mittlerweile bekommt Stefan Osorio täglich über soziale Medien Zuschriften von Menschen aus aller Welt, die um Rat bitten.

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