Wenige i-Dötzchen, kleine Klassen

Trier · Nur zwölf Abc-Schützen gehen in Olewig ab Dienstag zur Schule. Insgesamt ist in Trier die Zahl der Erstklässler von 857 im vergangenen Jahr auf 786 zurückgegangen. Ob die Stadt wie angekündigt tatsächlich mit Schulschließungen auf die sinkenden Zahlen reagieren wird, scheint immer noch offen.

"An Schließungen von Schulen wird kein Weg vorbeiführen", hat Triers Oberbürgermeister Klaus Jensen vor knapp einem Jahr angekündigt. So dringend sei das Thema, dass "es keinen Aufschub" vertrage und dass mit der Weiterentwicklung des Schulentwicklungskonzepts nicht gewartet werden dürfe, bis die neue Dezernentin da sei.

Doch das heiße Thema ruhte weiter. Die neue Schuldezernentin Angelika Birk, seit Februar im Amt, hat Triers Schullandschaft zwar höchste Priorität eingeräumt. Aber obwohl ihr Vorgänger Ulrich Holkenbrink schon jahrelang an einem Konzept herumgedoktert hatte, hätten als eins der wichtigsten Entscheidungskriterien noch nicht einmal die Geburtenzahlen aus den Stadtteilen vorgelegen, erklärte Birk vor den Sommerferien im TV-Gespräch. "Ich bringe dieses Konzept jetzt voran -, auch wenn meine Mitarbeiter und ich dafür in einem halben Jahr ein Pensum bewältigen müssen, für das eigentlich zwei Jahre notwendig wären." Zurzeit ist Birk im Urlaub, und der OB wollte sich am Freitag mit Hinweis auf die Ressort-Verantwortung der Kollegin nicht zum Thema äußern.

Dass tatsächlich mehrere Grundschulstandorte aufgegeben werden sollen, scheint indes nicht mehr allzu sicher. Im Juni hatte Birk einen neuen Runden Tisch einberufen. Mit Vertretern und Eltern aller 23 öffentlichen Grundschulen sollten die Profile und die Rollen der Schulen für das Stadtteilleben herausgearbeitet werden. Bis zur nächsten Gesprächsrunde im September sollen die besonders kleinen Grundschulen - darunter Olewig mit insgesamt 68 Schülern in vier Klassen, St. Barbara mit 88 Schülern und Pfalzel mit 71 Kindern - zusammen herausfinden, wie ihre Zukunft aussehen könnte.

"Wenn überhaupt, dann rechne ich höchstens mit der Schließung eines Standorts", erklärt Rudolf Merod vom Landes elternbeirat, der den Runden Tisch mitinitiiert hatte. Schließlich dürften räumlich unausgelastete Schulen nicht nur unter Finanzaspekten betrachtet werden. Die Schulen seien ein wichtiger Standortfaktor in den Stadtteilen. "Wenn die Eltern wieder mehr Kinder bekommen sollen, dann dürfen wir die Umstände nicht erschweren", sagt Merod.

Deshalb gehe es um intelligente Lösungen, wie die Schulen trotz rückgängiger Zahlen erhalten werden könnten. "Zum Beispiel könnten leerstehende Räume an schulverträgliche Mieter verpachtet werden - etwa Vereine", schlägt der Vater von vier Kindern vor.

Außerdem dürften Eltern die Schulbildung ihrer Kinder nicht alleine dem Staat anlasten. "Eltern tun auch heute schon viel für die Schulen in Eigenleistung, zum Beispiel beim Renovieren. Denkbar wären aber auch direkte finanzielle Hilfen - an jeder Schule gibt es schließlich finanzstarke Eltern." Schuldezernentin Birk sei solchen Ideen am Runden Tisch nicht abgeneigt gewesen.

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