Wenigstens Kaster siegt

SCHWEICH. Geplant war eine rauschende CDU-Wahlnacht im Saal des Alten Weinhauses in Schweich. Doch es sollte nicht sein: Das bundesweite Ergebnis ließ Trübsal aufkommen. Für Freude sorgte lediglich der klare Sieg des Direktkandidaten Bernhard Kaster.

Regional bekannte CDU-Gesichter sind im Weinhaus-Saal noch nicht auszumachen, als eine Minute nach 18 Uhr die berüchtigte "erste Prognose" über die Großleinwand flimmert. Doch die Enttäuschung der Leiwener JU-Mitglieder, die an dem Abend für die Technik gesorgt haben, ist deutlich. Man kennt ja diese verflixten 18-Uhr-Prognosen: Die stimmen zwar nie genau, aber sie zeigen dennoch, wohin der Hase läuft. Im diametralen Gegensatz zu den langen Gesichtern im Raum steht gegen 18.45 Uhr der erste Fernsehauftritt von Guido Westerwelle, der sich und seine FDP als Überraschungssieger des Abends präsentiert. "Leider zu Recht und auf Kosten der Union", wie seine Zuhörer im Saal einräumen müssen. Für zynische Heiterkeit sorgt etwas später der erste Fernsehauftritt von Gerhard Schröder, der mit fester Stimme erneut die Kanzlerschaft für sich beansprucht. Die jungen Leute von der Jungen Union, zu denen sich inzwischen auch der Schweicher CDU-Fraktionsführer Johannes Heinz sowie der Rioler Ortsbürgermeister und Landtagskandidat Arnold Schmitt gesellt haben, geben sich "cool" - aber die Stimmung ist anders. "Wenn die in Berlin eine rot-rot-grüne Koalition bilden, dann studiere ich in Luxemburg weiter und suche mir da auch einen Job", kommentiert ein JU-ler. Stumme Erleichterung zum Nein zu Rot-Rot

Offenbar spukt der Gedanke an diese "Horror-Koalition" in vielen Köpfen herum: Plötzlich herrscht Stille im Saal, als Schröder zu dieser Option befragt wird und mit einem klaren Nein antwortet. Auch wenn die Anwesenden dies mit Schweigen kommentieren - die Erleichterung ist spürbar. Während die Zweitstimmen mit jeder neuen Hochrechnung für noch mehr Verdruss sorgen, bereitet die Stimmauszählung für die Direktkandidaten des Wahlkreises 205 Trier/Trier-Saarburg zunehmend Freude. Je mehr sich der zunächst knappe Vorsprung des CDU-Mannes Bernhard Kaster gegenüber dem SPD-Kontrahenten Karl Diller vergrößert, desto mehr rückt die ständig aktualisierte Tabelle mit den regionalen Auszählungsergebnissen in den Vordergrund. Kaster wird mehr und mehr zum regionalen Helden des Tages. Ursprünglich hatte er sein Kommen für 19.30 Uhr angesagt. Doch dieser Termin ist längst verstrichen. Der CDU-Spitzenmann bleibt noch "verschollen" - doch sein Vorsprung auf der Auszählungstabelle wächst stetig. So schwankt die Stimmung bei Bockwurst, Frikadellen und Wein zwischen tiefer Enttäuschung und Freude über den immer deutlicher werdenden Kaster-Sieg. Mit einem Plus von genau 3473 Stimmen wird Kaster am Ende seinen Gegenkandidaten geschlagen haben. Dies ändert aber nichts an der Tatsache, dass man sich das Ergebnis anders vorgestellt hatte. Zumal vor einigen Wochen alles auf den großen Sieg der Angela Merkel hingedeutete. Nun wird analysiert - auch im Wahlkreis 205.

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